Unfälle beim Rückwärtsfahren gehören laut aktuellen Untersuchungen zu den häufigsten Ursachen für Sach- und Personenschäden – besonders tragisch, wenn Kinder betroffen sind, die hinter dem Fahrzeug kaum sichtbar sind. Automatische Notbremsassistenten versprechen hier mehr Sicherheit. Der ÖAMTC hat gemeinsam mit Partnerorganisationen (ADAC & Co.) zehn aktuelle Fahrzeugmodelle auf die Wirksamkeit ihrer Rückfahr-Notbremsassistenten geprüft. Das Ergebnis: In vier Fällen konnte der Test ein Szenario mit 100 Prozent Unfallvermeidung bestätigen.
Vier Fahrzeuge mit Bestnote
Getestet wurden den Angaben zufolge drei typische Unfallsituationen, wie sie im Alltag häufig vorkommen: Hindernisse hinter dem Fahrzeug, querende Fußgänger:innen sowie kleine Kinder – simuliert durch einen Dummy auf einem Rutschauto. In vier von zehn Fällen reagierten die Assistenten fehlerfrei und verhinderten einen Zusammenstoß vollständig.
"Vier der zehn Fahrzeuge haben Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer:innen, darunter auch den Dummy eines Kindes auf einem 'Rutschauto', zuverlässig erkannt. Vor allem aber waren die betreffenden Assistenten in der Lage, einen Zusammenstoß beim Reversieren vollautomatisch zu verhindern", resümiert ÖAMTC-Verkehrstechniker Robert Kolerovic. Im Vergleich zum letzten Test aus dem Jahr 2019 zeigt sich damit eine klare Verbesserung.
Auffällig sei, dass eine gute Bewertung nicht zwangsläufig vom Preis des Fahrzeugs abhängt. Neben relativ teuren Modellen wie BMW X3, Volvo EX30 und VW Tiguan erhielt auch der kompakte Ford Puma die Bestnote "sehr gut".
Schwächen bei Kindererkennung und Reaktionszeit
Mit dem Urteil "gut" schnitten der Hyundai Ioniq 5 (N Line) und die Mercedes E-Klasse (220d) ab. Zwar überzeugten beide Fahrzeuge in fast allen Testszenarien – bei der Erkennung des "Rutschautos" hätten sich jedoch Schwächen gezeigt: Der Koreaner habe nur bei sehr geringer Geschwindigkeit zuverlässig reagiert, beim Deutschen sei eine Reaktion gänzlich ausgeblieben.
Der Škoda Enyaq kam auf ein "befriedigend". Zwar habe der Elektro-Tscheche das Kindermodell zuverlässig erkannt, hatte aber Probleme mit querenden Fußgänger:innen. "Hauptkritikpunkt war in diesem Fall aber das generell sehr späte Eingreifen des Assistenten, wodurch in einigen Szenarien der Zusammenstoß nicht komplett verhindert werden konnte", erklärt Kolerovic. Ob das Facelift des Enyaq, das seit Jänner 2025 erhältlich ist (LEADERSNET berichtete), hier Abhilfe schaffe, blieb im Testzeitraum offen. Beim Test trat nämlich noch ein Vor-Facelift-Modell an.
Schlusslichter mit klaren Defiziten
Mit der Bewertung "genügend" landeten drei rein elektrische Modelle auf den hinteren Plätzen: BYD Seal, Renault R5 und Tesla Model Y. Das China-Mobil bremse nur bei sich bewegendem Querverkehr automatisch, für stillstehende Hindernisse oder Personen hinter dem Fahrzeug funktioniere das bisher nicht, so die Tester:innen. Umgekehrt sei es beim Franzosen. Dessen System erkenne und bremse zuverlässig bei statischen Hindernissen, bei kreuzendem Verkehr warne es jedoch nur.
Noch schlechter habe der US-Stromer abgeschnitten, der nach dem Test zwar ein Update erhielt, im ursprünglichen Prüfzeitraum aber versagte: "Im Test kam es in fast allen Szenarien zu einem Zusammenstoß (Ausnahme: querende Fußgänger:innen hinter dem Fahrzeug)", so der ÖAMTC-Experte zum Testergebnis des Teslas.
Ergebnisse im Überblick
© ÖAMTC
Forderung nach verpflichtender Ausstattung
Während vordere Notbremsassistenten bereits seit 2022 verpflichtend in Neufahrzeugen verbaut sein müssen, fehlt eine entsprechende gesetzliche Regelung für Rückfahrassistenten. Die Mobilitätsclubs plädieren daher für eine rasche Nachbesserung durch die Gesetzgeber – und mehr Eigenverantwortung seitens der Hersteller.
"Wichtig wäre auch, dass das System beim Start des Fahrzeugs automatisch aktiviert wird", betont Kolerovic, der zudem empfiehlt, sich vor dem Autokauf ausführlich zu informieren. Laut ihm sei das Potenzial zur Unfallvermeidung so hoch, dass man – falls der Assistent nicht zur Serienausstattung gehört – nach Möglichkeit auch den Aufpreis zahlen sollte.
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