Die Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS haben sich am Donnerstag auf eine bundesweit einheitliche Regelung für Trinkgelder geeinigt. Sie bleiben weiterhin steuerfrei, allerdings wird ab 2026 eine pauschale Abgabe eingeführt. Diese Pauschale wird von 2026 bis 2028 nur schrittweise angehoben: um 65 Euro für Betriebe mit Inkasso (gemeinsamer Kassa) und um 45 Euro für jene ohne. Fällt das tatsächlich eingenommene Trinkgeld höher aus als die festgelegte Pauschale, sind darüber hinaus keine zusätzlichen Abgaben fällig.
Konkret entspricht die Pauschale einem durchgerechneten Satz von 22 Prozent, was monatlich 14,30 Euro bedeutet. Beträge über 65 Euro bleiben abgabenfrei. Für Kellner:innen ohne Inkasso liegt die Pauschale bei 45 Euro, woraus sich ein monatlicher Abgabenbetrag von 9,90 Euro ergibt. Das gilt beispielsweise auch fürs Küchenpersonal, das nicht direkt mit den Gästen in Kontakt kommt.
Reaktionen überwiegend positiv
Tourismusminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (beide ÖVP) begrüßten die Einigung via Aussendung als wichtigen Schritt für klare, faire Rahmenbedingungen im Tourismus. Die neue Pauschalregelung bringe demnach vollständige Abgabenfreiheit ab vertretbaren Pauschalen und beende das Risiko nachträglicher Nachzahlungen. Denn rückwirkende Prüfungen und Nachzahlungen entfallen künftig. Die Regelung soll Rechtssicherheit schaffen, Bürokratie abbauen und damit den Standort stärken sowie die Attraktivität der Branche im Kampf um Fachkräfte erhöhen.
Auch der Wirtschaftsbund hält die bundesweit einheitliche Pauschalregelung als wichtigen Schritt für mehr Rechtssicherheit, Klarheit und weniger Bürokratie. Laut Generalsekretär Kurt Egger bleiben Trinkgelder steuerfrei, digitale Zahlungen sind eindeutig geregelt, und Betriebe seien künftig auch rückwirkend vor teuren Nachzahlungen geschützt.
"Damit schaffen wir Fairness und Planbarkeit für unsere Betriebe und holen das Trinkgeld wieder zurück zu seiner eigentlichen Bedeutung – als Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiter:innen", so Egger. Der Wirtschaftsbund Niederösterreich schlägt in dieselbe Kerbe: "Es ist gut, dass es nun endlich Planungssicherheit gibt. Auch die Generalamnestie ist eine gute Nachricht für die Unternehmen. Dass das Trinkgeld weiter steuerfrei ist, ist zu begrüßen. Schade ist, dass die vollständige Abgabenbefreiung im SV-Bereich derzeit nicht umgesetzt werden konnte. Das hätte die Bedeutung des Trinkgelds als Zeichen der Anerkennung noch klarer unterstrichen", so WKNÖ Präsident WBNÖ Landesgruppenobmann Wolfgang Ecker und Abgeordneter zum Nationalrat WBNÖ Direktor Harald Servus.
Die NEOS waren eigentlich für eine vollständige Abgabenbefreiung. Dennoch kann auch die kleinste Regierungspartei mit der neuen Regelung leben. Wirtschaftssprecher Markus Hofer bezeichnet die Einigung als gute Lösung, die auf Betreiben der NEOS erreicht wurde. Wichtigste Punkte aus Sicht der NEOS: Trinkgelder bleiben steuerfrei, es kommt eine echte und bundesweit einheitliche Pauschale ohne Öffnungsklausel – das heißt, auch bei höheren tatsächlichen Trinkgeldern fallen Abgaben nur auf die Pauschale an, wodurch teure Nachzahlungen vermieden werden. Die Pauschale konnte deutlich niedriger angesetzt werden als ursprünglich geplant (statt sofort 95 € nun 65 € ab 2026, danach stufenweise steigend). Zusätzlich wurde eine Generalamnestie für Altfälle erreicht, wodurch Betriebe von drohenden Nachzahlungen befreit werden. Hofer betonte: "Mit dieser Reform schaffen wir Rechtssicherheit und massive Entlastung für Betriebe und Beschäftigte – und stellen sicher, dass das Trinkgeld wirklich bei den Mitarbeiter:innen ankommt und nicht beim Staat."
"Ich begrüße die Einigung der Bundesregierung zur Reform der Trinkgeldregelung ausdrücklich. Damit wird ein wichtiger Schritt für mehr Fairness, Planungssicherheit und Rechtsschutz für unsere Beschäftigten und Betriebe im Tourismus- und Gastronomiebereich gesetzt", sagte SPÖ-Tourismus- und KMU-Sprecherin Melanie Erasim zur Einigung der Regierungsparteien und fügt hinzu: "Trinkgeld war, ist und bleibt steuerfrei – das ist eine wichtige und richtige Botschaft für alle Beschäftigten. Gleichzeitig stellen wir durch die neue Pauschale sicher, dass die Pensionen sowie alle weiteren Versicherungsleistungen gut finanziert bleiben."
Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV), hält die Einigung für unbürokratisch, bundesweit einheitlich und vor allem als Schritt zu mehr Rechtssicherheit für Unternehmen. Besonders positiv sieht er, dass statt vieler unterschiedlicher Pauschalsätze künftig nur noch zwei gelten – das sei ein "echter Meilenstein" und könne als Vorbild für weitere Entbürokratisierung dienen. Veit lobte zudem die Rolle von Entbürokratisierungsstaatssekretär Sepp Schellhorn (NEOS), dessen Erfahrung als Unternehmer und Arbeitgeber für eine praxistaugliche Lösung entscheidend gewesen sei.
Apropos Sepp Schellhorn. Dieser meldete sich via Instagram zu Wort und betont in dem Video, dass die NEOS in den Verhandlungen die Pauschale um ein Drittel senken konnten.
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zeigt sich ebenfalls zufrieden: "Ich habe mich immer dafür ausgesprochen, dass Trinkgeld im Mutterland der Gastfreundschaft vollständig steuer- und abgabenfrei sein sollte. Auch wenn das nicht zur Gänze gelungen ist, ist der gefundene Kompromiss ein Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe, dass generell alle zur Einsicht kommen: Wir müssen diejenigen belohnen, die bereit sind, etwas zu leisten. Wer arbeitet, darf nicht der Dumme sein."
Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) hält die Einführung einer bundeseinheitlichen Regelung für Trinkgeldpauschalen als wichtigen Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit und weniger Bürokratie im betrieblichen Alltag. "Was bislang ein föderaler Fleckerlteppich war, wird endlich vereinheitlicht. Das bringt Rechtssicherheit für Unternehmen und Gerechtigkeit für Beschäftigte", so SWV-Präsident Christoph Matznetter. Diese Lösung sei nachvollziehbar, praxistauglich – und längst überfällig.
Die nun erreichte Einigung für die Trinkgelder in der Gastronomie sei ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Wiener Gastronomie, zeigt sich Thomas Peschta, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien überzeugt. Mit dem nun gefundenen Kompromiss werden sowohl die Interessen der Unternehmer:innen als auch der Arbeitnehmer:innen berücksichtigt. "Damit bleibt die Branche auch für beide Seiten weiterhin attraktiv", so der Obmann.
Mit der Einigung zur Neuregelung bei der Trinkgeldpauschale wurde dem Gewerkschaftsbund zufolge eine pragmatische Lösung gefunden, die Transparenz für Beschäftigte schafft, ohne dass ihnen Nachteile entstehen. "Die vereinbarte Regelung zur Trinkgeldpauschale bedeutet letztlich soziale Absicherung und Fairness", betonte Helene Schuberth, ÖGB Bundesgeschäftsführerin, und weiter: "Es ist gelungen, dass Beschäftigte etwa gerade in der Gastrobranche, in der besonders herausfordernde Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne an der Tagesordnung stehen, sozial noch besser abgesichert sind."
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