Fotos vom Pressefrühstück
Wohnen im Waldviertel befindet sich im Wandel

| Redaktion 
| 24.07.2025

Steigende Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot, während wegen vergleichsweise günstiger Preise und der hohen Lebensqualität immer mehr Menschen in die Region ziehen.

Die Immobilienpreise in Verbindung mit der Lebensqualität locken erneut mehr Menschen ins Waldviertel. Derzeit übersteigt die Nachfrage jedoch das Angebot, wodurch der Immobilienmarkt stagniert. Für Eigentümer:innen sei dies ein günstiger Zeitpunkt zum Verkauf oder zur Vermietung, so die Experten Peter Weinberger (Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien NÖ, Wien & Burgenland und Sprecher Raiffeisen Immobilien Österreich), Patrick Layr (Bürgermeister der Stadtgemeinde Weitra, Obmann des Vereines Interkomm Waldviertel und damit Projektträger der Initiative "Wohnen im Waldviertel") und Josef Wallenberger (Experte für Standort- und Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wallenberger & Linhard Regionalberatung in Horn).

Sie beleuchteten bei einem Pressefrühstück im Raiffeisenhaus Wien neben Marktanalysen und Preisentwicklungen auch demografische Trends sowie Initiativen zur nachhaltigen Nutzung von Bestandsimmobilien.

Fakten zum Immobilienmarkt Waldviertel

Im vergangenen Jahr wurden im Waldviertel 1.720 Immobilien im Gesamtwert von 159 Millionen Euro verkauft. Das bedeutet eine leichte Steigerung gegenüber 2023, ist aber deutlich weniger als in den Boom-Jahren 2021 oder 2022. Wenn man die aktuellen Zahlen für das erste Halbjahr 2025 mit dem Vorjahres-Halbjahr vergleicht, dann zeigt sich laut den Experten ein leicht rückläufiger Trend bei der Transaktionsanzahl (895 nach 923 Verkäufe), bei leicht gestiegenem Volumen (92 nach 88 Millionen Euro).

"Der Immobilienmarkt im Waldviertel tritt derzeit auf der Stelle. Eine immer noch gute Nachfrage trifft auf rückläufiges Angebot, sowohl bei gebrauchten wie auch neuen Immobilien", sagt Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien in NÖ/Wien/Burgenland.

Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den Preisen für Einfamilienhäuser und Grundstücke. In den Pandemiejahren 2021 und 2022 stiegen die Preise deutlich an. In den Jahren 2023 und 2024 kam es hingegen zu einem Rückgang, der vor allem auf höhere Zinsen und strengere Kreditvergaben zurückzuführen war. Im Jahr 2024 stabilisierte sich der Markt, und die Preise zogen wieder leicht an. Derzeit liegt der Preis für ein Einfamilienhaus im Waldviertel bei rund 2.000 Euro pro Quadratmeter, was einem Anstieg von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2024: 1.800 Euro/Quadratmeter). Auch die Grundstückspreise stiegen von durchschnittlich 20 auf 24 Euro pro Quadratmeter.

"Die Immobilienpreise im Waldviertel bewegen sich damit wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Da nicht davon auszugehen ist, dass das Niveau der Boomjahre wieder erreicht wird, ist jetzt ein guter Verkaufszeitpunkt für ungenutzte Immobilien", so Weinberger.

Die Expert:innen von Raiffeisen Immobilien beobachten auch im Waldviertel ein Auseinanderdriften des Neu- und Gebrauchtimmobilienmarktes. Die Preise gebrauchter Immobilien reagierten schnell auf die Finanzierungskrise und gingen zurück, während Neubauten aufgrund der stark gestiegenen Baukosten kaum günstiger werden konnten. Gleichzeitig führte die erschwerte Finanzierung zu einem deutlichen Rückgang bei Neubauten. Dadurch sind gebrauchte Immobilien wieder günstiger, während Neubauwohnungen vergleichsweise teuer bleiben.

Zuzug vs. Demografie

Laut Statistik Austria sind im vergangenen Jahr 5.752 Menschen in die NUTS3 Region Waldviertel gezogen und haben hier ihren Hauptwohnsitz gegründet. Aus der Bundeshauptstadt Wien kamen 1.397, 644 waren es aus dem Wiener Umland. Somit zogen 406 Personen mehr zu als weg. Mit anderen Worten ist das Waldviertel keine Abwanderungsregion.

Die Bezirke Gmünd, Horn, Zwettl und die Stadt Krems wiesen jeweils eine positive Wanderungsbilanz auf, während Krems-Land (minus 64) und Waidhofen an der Thaya (minus 7) Verluste verzeichneten. Bei den Geburtenzahlen zeigt sich jedoch ein anderes Bild, denn 1.566 Geburten stehen 2.686 Sterbefällen gegenüber. Das ergibt ein Minus von 1.120. Der positive Wanderungssaldo kann den deutlichen Geburtenrückgang somit nicht vollständig ausgleichen, sodass die Bevölkerung weiter leicht abnimmt. Um dem entgegenzuwirken, wird auch künftig mehr Zuzug benötigt – und dafür wiederum mehr Bestandsimmobilien.

Engagement von Initiativen

Initiativen wie "Wohnen im Waldviertel", an der 64 Gemeinden des Vereins Interkomm beteiligt sind, setzen sich dafür ein, mehr Menschen für die Region zu gewinnen. "Wir müssen weiterhin gemeinsam daran arbeiten, Zuzug ins Waldviertel zu generieren. Nur durch den Zuzug junger Menschen kann die Zukunft im Waldviertel gestärkt werden", sagt der neu gewählte Interkomm-Obmann Bürgermeister Patrick Layr aus Weitra und fügt hinzu: "Die Nachfrage nach dem Waldviertel als Wohnort ist groß! Das Angebot an Häusern und Wohnungen müsste jedoch um ein Vielfaches größer sein, um diese Nachfrage bedienen zu können. Daher suchen wir laufend nach Eigentümer:innen, die ihre Immobilie im Waldviertel verkaufen oder vermieten möchten! Gemeinsam mit den Gemeindevertreter:innen und Makler:innen oder selbstständig z.B. auf unserer Regions-Website www.wohnen-im-waldviertel.at/inserieren. Unsere 64 Mitgliedsgemeinden sind bei Fragen gerne für diese Personen da!", so der Interkomm-Obmann weiter.

Familien stärken den Altersbaum

Die größte Gruppe im Waldviertel ist zwischen 50 und 65 Jahre alt. Das stellt aber ein großes Problem dar, denn um unter anderem den Arbeitsmarkt zu sichern, braucht es junge Menschen, die zuziehen. Das gelingt auch bereits, wenngleich nicht im notwendigen Ausmaß. Es sind nicht "die Jungen", die gehen, und "die Alten", die kommen, sondern im Gegenteil: "Die stärkste Gruppe im Zuzug sind Menschen zwischen 20 und 37 Jahren, die oftmals Familie mitbringen. Denn das Waldviertel ist besonders beliebt, wenn es um die Frage geht, wo die eigenen Kinder aufwachsen bzw. in die Schule gehen sollen. Die im Vergleich günstigen Immobilienpreise, die besondere Lebensqualität und die gute Kinderversorgung sind die schlagenden Argumente, die für das Waldviertel sprechen!", so der Regionalentwickler Josef Wallenberger.

Sparsam und verantwortungsbewusst

Der Flächenverbrauch für Siedlungen und Verkehr wirkt sich deutlich auf die Umwelt aus. Versiegelte Flächen schädigen Böden und erhöhen das Risiko von Hochwasser, während Zersiedelung zusätzlichen Verkehr verursacht. Die Bundesregierung strebt an, den täglichen Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar zu begrenzen (Nachhaltigkeitsstrategie 2002), und die EU-Kommission verfolgt bis 2050 das Ziel eines Netto-Null-Bodenverbrauchs. Auch die Gemeinden des Vereins Interkomm wollen mit der knappen Ressource Boden weiterhin sparsam und verantwortungsvoll umgehen. Nachhaltige Siedlungsentwicklung sei für sie von zentraler Bedeutung, da Boden nicht leichtfertig verbraucht werden darf – er ist Grundlage für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Biodiversität, Erholungsräume und trägt entscheidend zur Abmilderung der Klimafolgen bei, so die Gemeinden.

"Der beste Weg, um Boden zu schützen und dennoch Wohn- und Wirtschaftsraum zur Verfügung stellen zu können, ist die Nutzung von Bestandsimmobilien. Sie bieten Raum für Neues", so Wallenberger und ergänzt: "Auch im Waldviertel stehen Gebäude und Flächen leer. In den nächsten Jahren werden aufgrund der demografischen Entwicklungen etliche dazukommen. Diese nicht zu nutzen, würde die Entwicklungen in der Region massiv einschränken, weil immer mehr Menschen Wohnraum brauchen. Außerdem müssen wir verantwortungsvoll mit unserem Boden umgehen, damit nicht zu viel davon versiegelt wird."

Die Mitglieder im Verein Interkomm Waldviertel wollen zudem, dass bestehende Gebäude wieder genutzt werden und dadurch weniger zusätzliche Fläche bebaut werden müssen. So bleibe laut Interkomm die Natur erhalten, das Klima wird geschützt, die Ortsmitte belebt und es entsteht neuer, oft sehr gut erreichbarer Wohn- und Arbeitsraum. Zu den größten Herausforderungen zählt aber, dass viele Gebäude nicht verfügbar sind, da sie weder zum Verkauf noch zur Vermietung stehen. Manche befinden sich zudem in schlechtem baulichen Zustand, weil sie über lange Zeit leer standen. Hinzu kommen rechtliche und finanzielle Hürden sowie Eigentümer:innen, die häufig unsicher sind, wie sie mit ihren leerstehenden Häusern umgehen sollen.

Raiffeisen Immobilien und Interkomm unterstützen

Der Verein Interkomm verfolgt gemeinsam mit Raiffeisen Immobilien das Ziel, Eigentümer:innen leerstehender Immobilien oder Baulücken mit Menschen zu vernetzen, die Wohn- oder Geschäftsraum suchen. Auf diese Weise sollen ungenutzte Objekte und Flächen wieder verfügbar gemacht werden. Dass eine hohe Nachfrage besteht, sollen die zahlreichen Anfragen über das Waldviertel-Portal belegen.  

Einen Eindruck vom Pressefrühstück können Sie sich hier machen. 

www.raiffeisen-immobilien.at

www.wohnen-im-waldviertel.at

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