IV-Konjunkturbarometer
Österreichs Industrie erkennt erste Lichtblicke bei Aufträgen

| Tobias Seifried 
| 22.07.2025

Insgesamt bleiben die Aussichten laut einer Umfrage der Industriellenvereinigung unter mehr als 420 heimischen Betrieben jedoch trist. Lediglich die stabilere Auftragslage sorge für einen leichten Hoffnungsschimmer.

In der österreichischen Industrie gibt es erste Lichtblicke, insgesamt bleibt die Stimmung jedoch gedrückt. Zwar wurde die gesamtwirtschaftliche Prognose zuletzt um 0,3 Prozentpunkte nach oben revidiert, doch dieser Effekt sei rein statistischer Natur, hieß es im Rahmen der Präsentation des aktuellen Konjunkturbarometers der Industriellenvereinigung (IV). "Die Stimmung in der Industrie bleibt weiter angespannt und das liegt nicht nur an den internationalen Märkten, sondern auch an strukturellen und budgetären Problemen in Österreich", erklärte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Dienstag vor Journalist:innen.

Geopolitisch lieferten Handelskonflikte und Wechselkursentwicklungen wenig Rückenwind: Der Euro legte binnen eines Jahres um sieben Prozent gegenüber dem US-Dollar zu, was europäische Exporte zusätzlich belaste. Neumayer dazu: "In einer Welt voller Unsicherheiten wird die Notwendigkeit größer, unsere eigenen Hausaufgaben zu machen – das gilt vor allem für die Arbeitskosten, Energiekosten und die Notwendigkeit der Entbürokratisierung. Globale Unsicherheiten können wir nicht kontrollieren, unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit schon."

Das IV-Konjunkturbarometer (siehe Infobox) fällt leicht von +1,8 auf +1,0 Punkte und liegt damit nur knapp über der Nulllinie. Während sich die aktuelle Lageeinschätzung von -4 auf -6 Punkte verschlechtert, steigen die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate leicht von +7 auf +8 Punkte.

Erste Lichtblicke 

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht dennoch Signale einer bevorstehenden Trendumkehr: "Gegenüber dem Jahreswechsel ist ein Rückgang des Anteils der Pessimisten um 47 Prozent zu verzeichnen – ein ceteris paribus bis dato untrügliches Anzeichen für eine bevorstehende Trendumkehr." Gleichzeitig warnt er: "Allerdings bleibt die Lage einstweilen äußerst fragil, die konjunkturellen Risiken sind nach wie vor abwärtsgerichtet."

Nach sechs Quartalen steigt der Saldo der Gesamtauftragsbestände erstmals wieder leicht ins Plus auf +4 Punkte, was die Auftragsreichweite stabilisiere. Besonders die Auslandsaufträge legen trotz des stärkeren Euro deutlich zu, ihr Saldo verbessert sich demnach auf +8 Punkte. Dennoch verliert die heimische Industrie weiterhin Marktanteile und profitiert kaum vom globalen Wachstum, das der IWF für 2025 mit 2,8 Prozent prognostiziert. Es brauche dringend bessere Rahmenbedingungen, vor allem bei Arbeits- und Energiekosten sowie weniger Bürokratie.

Bei den Produktionserwartungen zeigt sich eine leichte Erholung: Der saisonbereinigte Saldo steigt der Umfrage zufolge von -4 auf -2 Punkte und nähert sich der neutralen Zone. Eine Ausweitung der Produktion ist aber noch nicht absehbar. Hoffnung geben die anziehende Nachfrage im Wohnbau und geplante Infrastrukturinvestitionen in Deutschland.

Sorgen bei Beschäftigung und Erträgen

Die Beschäftigungsaussichten trübten sich dagegen weiter ein. Hier ist der Saldo deutlich von -13 auf -20 Punkte gesunken. Jedes dritte Unternehmen plant Personalabbau, während nur jedes siebte zusätzliche Stellen schaffen möchte. Nur die Hälfte der Betriebe rechnet demnach mit einer stabilen Mitarbeiterzahl.

Beim Saldo der Verkaufspreise zeigt sich im aktuellen Konjunkturbarometer erstmals seit Langem ein Rückgang von +8 auf -2 Punkte. Trotz hohen Kostendrucks sehen 91 Prozent der Unternehmen keine Möglichkeit für Preiserhöhungen. Handels umlenkende Effekte durch Zollkonflikte, etwa zwischen den USA und China, verschärften die Lage zusätzlich.

Ähnlich sieht es bei der Ertragslage aus, die ebenfalls angespannt bleibe. Der Saldo stagniert bei -19 Punkten, die Ertragserwartungen für die nächsten sechs Monate fallen nach einem kurzen Zwischenhoch wieder auf -5 Punkte. "Ohne eine Trendwende zum Besseren bei den heimischen Standortbedingungen ist nicht mit einer Aufhellung der Ertragserwartungen zu rechnen", mahnte die IV. Eine investitionsgetragene Erholung der Industrie bleibe damit vorerst aus.

www.iv.at

Infos zum IV-Konjunkturbarometer

An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich den Angaben zufolge 421 Unternehmen mit rund 282.800 Beschäftigten. 

Dabei kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible "Saldo" aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.

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Infos zum IV-Konjunkturbarometer

An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich den Angaben zufolge 421 Unternehmen mit rund 282.800 Beschäftigten. 

Dabei kommt folgende Methode zur Anwendung: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible "Saldo" aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.

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