Musste nach harscher Kritik pausieren
ATV bringt "Das Geschäft mit der Liebe" nach Prüfung zurück

| Janet Teplik 
| 21.07.2025

Nachdem das Format u. a. aufgrund von Sexismus- und Rassismus-Vorwürfen pausiert wurde, geht die überarbeitete Staffel mit geschärften Richtlinien Ende Juli wieder auf Sendung. 

Das ATV-Format "Das Geschäft mit der Liebe" startete erstmals im Jahr 2010. Gezeigt wurden österreichische Single-Männer, die unter anderem in der Ukraine, Russland, Rumänien und der Slowakei auf der Suche nach einer "Lebenspartnerin" waren. Ihr Ausschwärmen in andere Länder erklärten die entsprechenden Männer unverblümt damit, dass die Frauen aus den östlichen Gebieten wesentlich "pflegeleichter" seien. Was beim Lesen allein bereits einen unguten Eindruck hinterlässt, lief jahrzehntelang unkommentiert auf dem Privatsender – bis Anfang diesen Jahres. Da sorgte ein offener Brief von Politikerinnen für die Pausierung des Formats. Nun kehrt die Sendung allerdings zurück – laut ATV, mit einem überarbeiteten Inhalt und geschärften Richtlinien.

Politikerinnen wehrten sich

Die Frauenvorsitzenden von SPÖ, ÖVP, NEOS und den Grünen kritisierten Anfang 2025 die Ausstrahlung der ATV-Serie scharf und nannten die Sendung "sexistisch, rassistisch und frauenverachtend". "Frauen werden wie Waren behandelt, Gewalt, Übergriffe, Demütigungen und Besitzansprüche werden normalisiert. Eine derartige Verharmlosung von Gewalt und Misogynie ist inakzeptabel. In einem Land, in dem jede dritte Frau von Gewalt betroffen ist, können wir nicht länger öffentlich zur Schau gezeigte Frauenverachtung akzeptieren", so die Frauensprecherinnen der vier Parteien. Sie forderten den Sender, mit Blick auf die zu der Zeit jüngst getätigten Femizide, auf, seiner Verantwortung für eine freie und gleichberechtigte demokratische Gesellschaft gerecht zu werden und sexuelle Gewalt nicht länger zu verharmlosen. "Die Gewaltspirale beginnt mit Demütigung und Herabwürdigung, sie endet in Gewalt und Übergriffen. Damit muss Schluss sein", so Eva-Maria Holzleitner, Juliane Bogner-Strauß, Henrike Brandstötter und Meri Disoski unisono.

Ausstrahlung ausgesetzt

Auf die Kritik reagierte ATV mit der Pausierung der Sendung. Der Sender gab bekannt, seine bestehenden internen Leitlinien und Kontrollmechanismen zur Sicherung ethischer Standards zu überarbeiten und konsequent nachzuschärfen. "Wir nehmen die Kritik ernst und möchten uns ausdrücklich dafür entschuldigen, mit einer Reihe zu Recht kritisierter Szenen die Grenzen des ethisch Vertretbaren überschritten zu haben. Aus diesem Anlass werden wir unsere internen Richtlinien und Prozesse entsprechend verbessern", erklärte ATV-Chef Thomas Gruber damals. Im ersten Schritt wurden schließlich alle Episoden der aktuellen Staffel aus dem Netz genommen und die Ausstrahlung weiterer Folgen ausgesetzt. Zuletzt erreichte das Format einen Marktanteil von bis zu 15 Prozent. 

Rückkehr des Formats

Wie der Privatsender nun verkündet hat, kommt die Sendung mit Ende Juli zurück auf die Bildschirme. Man habe durch einen erweiterten "Code of Content" die ethischen Prinzipien und Richtlinien, die bei der Erstellung und Verbreitung von Inhalten in der gesamten Produktionskette beachtet werden sollen, geschärft. Dieser stelle die Berücksichtigung von Transparenz, Fairness, gesellschaftlicher Verantwortung und Integrität bei der Erstellung von Inhalten sicher, so der Sender. Weiters habe man im Zuge der Überarbeitung auch die internen Social Media Guidelines diverser Unternehmenskanäle aktualisiert – unter anderem mit neuen FSK-Einstellungen, Vier-Augen-Content-Prüfung und im Bedarfsfalls dem Einsatz von Warnungen sowie Hilfe- und Kontakt-Hinweise für die Community. Zudem habe man neben bestehenden Vertrauenspersonen sowie einer Compliance-Adresse, intern eine weitere Anlaufstelle für Feedback und Kritik geschaffen sowie eine externe Anlaufstelle, die prominenter platziert sei als zuvor. 

"Die Kritik an der aktuellen Staffel hat für uns intern wie extern zu einem wichtigen und produktiven Diskurs geführt, aus dem wir zahlreiche Maßnahmen abgeleitet haben. Klar ist, dass wir Sexismus, Rassismus, Gewalt und Frauenfeindlichkeit strikt ablehnen und das soll auch die vermittelte Botschaft unserer Formate sein. Reality lebt von Authentizität und darf auch das Nicht-Vorbildhafte zeigen – aber sobald sich Inhalte in diesen Bereichen zuspitzen oder missverständliche Botschaften vermitteln könnten, werden wir diese klar einordnen. Wir haben das Format substanziell überarbeitet – einem Restart steht nun nichts mehr im Weg", so Oliver Svec, Unterhaltungschef ProSiebenSat.1 Puls 4. "Wir sind uns auch in diesem Genre unserer Verantwortung bewusst und nehmen diese sehr ernst. Danke für den Diskurs und die daraus resultierende Verbesserung unserer Inhalte & Darstellung im Namen von ProSiebenSat.1 Puls 4", heißt es abschließend. 

Ab dem 23. Juli 

Zu sehen ist "Das Geschäft mit der Liebe" ab 23. Juli. Die neue, überarbeitete Staffel 11 soll dabei eine Mischung aus Romantik, Kulturschock, Peinlichkeiten und persönlichen Dramen liefern.

www.atv.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV