In Österreich erlebt eine Vielzahl an Frauen sexuelle Belästigung – ob am Arbeitsplatz, im Internet, Zuhause oder im öffentlichen Raum. Es ist fast unmöglich, sich diesen Übergriffen zu entziehen. So haben hierzulande drei von vier Frauen ab ihrem 15. Lebensjahr bereits sexuelle Belästigung erfahren müssen – und fast jede dritte Frau sexuelle Gewalt. Hinzukommt, dass die Straftaten mit Betäubungsmitteln wie K.-o.-Tropfen im Jahr 2024 laut Anzeigestatistik angestiegen sind. So bestand bei 150 Anzeigen in 110 Fällen der Verdacht auf Vergewaltigung unter Betäubungsmitteln. 109 der Opfer davon waren Frauen. Das Problem dabei: Vermutet eine Person, K.-o.-Tropfen erhalten zu haben, muss sie innerhalb von zwölf Stunden nach dem vermuteten Vorfall eine Urinprobe ablegen. Ansonsten ist die Substanz nicht mehr nachweisbar.
Um Frauen in Österreich vor derartigen Erfahrungen zu bewahren, wurde die Initiative "Ich bin dein Rettungsanker" ins Leben gerufen. Diese soll die Sicherheit der Frauen unterstützen. "Mit der Initiative 'Ich bin dein Rettungsanker' setzen wir sexueller Belästigung präventive und aktive Maßnahmen entgegen. Gewalt gegen Frauen beginnt dort, wo sich Frauen unsicher fühlen. Wien ist eine der sichersten Metropolen der Welt und mit der Umsetzung der Initiative sorgen wir dafür, dass Frauen sich möglichst sicher im öffentlichen Raum bewegen können", so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál, die die Initiative am Donauinselfest 2018 gestartet hatte.
Prävention, Bewusstseinsbildung und strukturelle Veränderung
Die Frauenministerin Eva Maria Holzleitner betont zudem, dass die Initiative ein starkes Vorbild sei, wie man konkrete Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum und bei Veranstaltungen erfolgreich umsetzen könne. "Jede Frau hat das Recht, sicher zu feiern – ohne Angst vor Übergriffen oder heimlich verabreichten K.-o.-Tropfen. Die Stadt Wien zeigt, wie Prävention, Bewusstseinsbildung und strukturelle Veränderungen Hand in Hand gehen können. Auch auf Bundesebene leiten wir Schritte ein: Mit dem Nationalen Aktionsplan stärken wir den Schutz vor Gewalt, setzen auf Aufklärung und machen klar, dass Übergriffe und Gefahren wie K.-o.-Tropfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", so die Frauenministerin.
Dabei ist die Initiative "Ich bin dein Rettungsanker" keine neue Maßnahme, sondern bereits seit 2018 aktiv. Partner:innen sind beispielsweise der Volksgarten, das Donauinselfest, das U4 sowie die Wiener Bäder. Mit heuer reihen sich zwei neue Partner:innen in die Liste ein, die Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung umsetzen wollen. So wird erstmals im August das Konzept gegen (sexuelle) Belästigung Teil des Gürtel Nightwalkes sein. "Sicherheit in allen Lebensbereichen ist ein Grundbedürfnis und Grundrecht für alle Menschen und oft gerade für Frauen und Mädchen von besonderer Bedeutung. Deshalb werden wir uns auf allen politischen und institutionellen Ebenen dafür einsetzen", verspricht Bezirksvorsteherin Ottakring Stefanie Lamp.
Bereits im Mai wurde die Initiative beim Wiener Schulball im Rathaus umgesetzt. "Feiern mit Respekt und Sicherheit – dafür steht der Wiener Schulball. Darum wollten wir unbedingt Teil des Rettungsankers der Stadt Wien werden", so Nikolaus Gutmann vom Wiener Schulball.
Wider der (sexuellen) Gewalt
Unterstützt werden die Politikerinnen dabei von Peter Jagsch, Bezirksvorsteher Hernals: "Sicheres Feiern bedeutet auch, respektvoll und tolerant miteinander umzugehen. Daher freuen wir uns umso mehr, dass unser Nightwalk ab diesem Jahr Teil des Rettungsankers sein wird – damit wird das Feiern am Gürtel in Zukunft noch sicherer sein."
Die Gemeinderätin Stefanie Vasold unterstreicht zudem, dass Gewalt in Wien keinen Platz habe – "egal, ob in den eigenen vier Wänden, im öffentlichen Raum oder im Nachtleben". Man setze deswegen mit dem Rettungsanker ein wichtiges Zeichen, schaffe Bewusstsein und biete Betroffenen niederschwellige Möglichkeiten, sich zu melden.
Zentrale Säulen der Initiative und ausgebautes Informationsangebot
Die Initiative zum Schutz der Frauen basiert dabei auf drei Säulen: Wissensvermittlung und Schulung, Bewusstseinsbildung und Kommunikation sowie strukturelle Maßnahmen und Prävention. Neben der Sensibilisierung und der Bewusstseinsbildung zu sexueller Belästigung für Veranstalter:innen, Clubs und sonstigen Organisationen, gehe es auch darum, Betroffene schnell und niederschwellig zu unterstützen und dem professionellen Support Werkzeuge in die Hand zu geben, wie sie präventiv und aktiv Belästigung verhindern können.
Im Zuge dieser Neuaufnahme wurde zudem das Konzept des Rettungsankers erweitert und um eine neue Webseite mit zahlreichen Informationen für teilnehmende Organisationen sowie Bürger:innen ergänzt. Obendrein ist der Rettungsanker Teil von der Vienna Club Commission im Jahr 2024/25 durchgeführten Workshopreihe "Feiern? Safer." zur Ausbildung von 100 Awarenessbeauftragten. Neben der Vielzahl an anderen Organisationen wie Zivilcourage und Antirassismus-Arbeit (ZARA) oder Pride Biz, übernimmt der Rettungsanker eines von sechs Modulen zum Thema "Umgang mit Sexismus". Diese Workshopreihe wird auch im Jahr 2025/26 fortgesetzt.
www.rettungsanker.wien.gv.at
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