Interview mit Jessica Dubois
"In Zukunft kann ich mir vorstellen, einen 'Ski-In Starbucks' zu eröffnen"

Jessica Dubois ist General Managerin von Starbucks Österreich und der Schweiz. Im LEADERSNET-Interview spricht sie u. a. über ihren Einstieg bei Starbucks, über den Fachkräftemangel sowie über Nachhaltigkeit und die Förderung von Talenten im Unternehmen. 

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Dubois, Sie sind nun seit November 2024 General Managerin von Starbucks Österreich und der Schweiz. Was haben Sie zuvor gemacht und wie war der Einstieg bei Starbucks für Sie?

Jessica Dubois: Bevor ich zu Starbucks kam, war ich als General Managerin Commercial bei der Intersport-Gruppe in Bern tätig. Dort verantwortete ich unter anderem die strategische Weiterentwicklung des Eigenmarken-Portfolios sowie Wachstumsinitiativen in verschiedenen europäischen Märkten.

Insgesamt bringe ich über 15 Jahre internationale Führungserfahrung in der Handels- und Konsumgüterbranche mit – unter anderem in verschiedenen Funktionen bei adidas, Mammut, Arc'teryx, Migros und Intersport. Mein beruflicher Schwerpunkt lag dabei auf den Bereichen Innovation, Brand- und Category-Management sowie Produktentwicklung. Ergänzt wird mein Profil durch einen MBA, der meine betriebswirtschaftlichen Kompetenzen gezielt vertieft hat.

Der Einstieg bei Starbucks war für mich äußerst bereichernd. Ich bin überzeugt: Gute Führung beginnt mit echtem Zuhören. Deshalb habe ich mir in den ersten Monaten bewusst Zeit genommen, um mit unseren Partner:innen – so nennen wir unsere Mitarbeitenden – ins Gespräch zu kommen, ihre Perspektiven zu verstehen und tief in die bestehenden Prozesse einzutauchen. Nur wer versteht, was Menschen bewegt und wie ein Unternehmen funktioniert, kann nachhaltige Veränderungen anstoßen. Diese Herangehensweise hat mir geholfen, schnell anzukommen und gemeinsam mit dem Team die nächsten Schritte zu gestalten.

LEADERSNET: Sie haben in den vergangenen 15 Jahren eine Vielzahl an Erfahrungen sammeln können – unter anderem bei adidas in Deutschland. Starbucks ist auf Kulinarik, speziell auf Kaffee und Snacks, spezialisiert. Haben Sie selbst eine Verbindung zur Gastronomie oder ist dieser Bereich gänzlich neu für Sie?

Dubois: Meine Verbindung zur Gastronomie ist tief verwurzelt – ich bin in einem Landgasthaus mit angeschlossenem Bauernhof in Osttirol aufgewachsen. Dort haben wir Gäste bewirtet, und ich habe schon früh mitgeholfen – unter anderem auch Kaffee mit der Kolbenmaschine serviert. Insofern fühlt sich mein Wechsel zu Starbucks fast wie eine Rückkehr an – nur auf einer neuen, internationalen Ebene.

LEADERSNET: Das Jahr 2025 ist nun schon zur Hälfte vorbei. Was haben Sie seit Ihrem Einstieg bei Starbucks realisieren können?

Dubois: Wir konnten bereits einige zentrale Initiativen umsetzen – sowohl strukturell als auch im Sortiment. Besonders stolz bin ich auf die Einführung exklusiver Food-Kreationen für unsere Märkte in Österreich und der Schweiz. Ein Highlight ist unser "Trinity" – ein Croissant in Bergform mit verschiedenen Füllungen wie Pistazie, Schokolade oder saisonal nun Strawberry-Cheesecake. Auch unsere beliebte Zimtschnecke haben wir neu interpretiert – mit einem fruchtigen Blaubeer-Twist.

Ein weiterer Meilenstein war die Einführung unseres neuen kompostierbaren To-go-Bechers im Mai – ein europaweites Projekt, das wir lokal erfolgreich umgesetzt haben. Der Becher und der Deckel sind frei von Kunststoffbeschichtungen, über den Altpapierstrom recycelbar und ein wichtiger Schritt in Richtung umweltfreundlicher Verpackungslösungen. Solche Projekte in die Praxis zu bringen, ist mir ein echtes Anliegen.

LEADERSNET: Und was planen Sie für das laufende Jahr sowie die darauffolgende Zeit? Beabsichtigen Sie, weitere Filialen österreichweit zu eröffnen?

Dubois: Wir evaluieren kontinuierlich sowohl bestehende als auch potenzielle Standorte, um unser Netzwerk gezielt weiterzuentwickeln. Dabei freuen wir uns besonders auf die bevorstehende Eröffnung eines neuen Coffee Houses im Fischapark in Wiener Neustadt – geplant für Dezember dieses Jahres.

Österreich ist für uns ein strategisch bedeutender Markt mit einer leidenschaftlichen und treuen Community. Unser Ziel ist es, das Starbucks-Erlebnis stetig weiterzuentwickeln – mit einem klaren Fokus auf Gastfreundschaft, exzellentem Service, hoher Produktqualität und gelebter Nachhaltigkeit. Im Rahmen einer verantwortungsvollen Standortstrategie passen wir unser Portfolio laufend an – immer im Einklang mit den Erwartungen unserer Gäste und den sich verändernden Marktbedingungen.

LEADERSNET: Wie schwer gestaltet es sich aktuell in der Branche, Arbeitskräfte zu finden?

Dubois: Die Gewinnung und Bindung qualifizierter Arbeitskräfte – unserer Partner:innen – zählt nach wie vor zu den größten Herausforderungen in der Gastronomiebranche. Für uns hat dieses Thema höchste Priorität. Deshalb investieren wir gezielt in ein attraktives Arbeitsumfeld, das nicht nur vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bietet, sondern auch durch ein umfassendes Benefit-Programm überzeugt. Dazu gehören unter anderem Zuschüsse zum öffentlichen Verkehr, Sprachkurse sowie unser Aktienbeteiligungsprogramm Bean Stock, das unseren Partner:innen ermöglicht, Mitinhaber:innen des Unternehmens zu werden. Und natürlich gehört auch kostenloser Kaffee während der Schicht zur Starbucks Experience. 

Doch der wichtigste Aspekt ist unsere Kultur. Sie ist das Herzstück unseres Unternehmens – geprägt von Werten wie Freude, Zugehörigkeit und Mut. Wir schaffen ein Umfeld, in dem sich Menschen willkommen, wertgeschätzt und inspiriert fühlen. Diese gelebte Kultur macht Starbucks zu einem besonderen Arbeitsplatz – und hilft uns, Talente nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu begeistern und zu halten.

LEADERSNET: Wie fördern Sie Talente innerhalb des Unternehmens?

Dubois: Die Förderung unserer Partner:innen ist ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Wir bieten umfassende Schulungs- und Weiterbildungsprogramme, die sowohl fachliche als auch persönliche Kompetenzen stärken. Besonders auf Führungsebene setzen wir auf gezielte interne Karrierepfade.

Bei Starbucks kann jede:r Karriere machen – unabhängig vom bisherigen Werdegang oder formalen Qualifikationen. Was zählt, ist die Haltung: Leidenschaft, Teamgeist und der Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Vom ersten Tag an begleiten wir unsere Partner:innen intensiv, vermitteln das nötige Wissen und schaffen Raum für persönliches Wachstum. So ermöglichen wir engagierten Mitarbeitenden, innerhalb weniger Jahre Führungsverantwortung als Store-Manager:in zu übernehmen – ganz gleich, wo sie gestartet sind.

Darüber hinaus bieten wir spezialisierte Programme wie das "Field Excellence Program", das sich auf Coffee Knowledge fokussiert und Entwicklungsmöglichkeiten in Trainer- oder Coaching-Rollen eröffnet.

LEADERSNET: Das Thema Nachhaltigkeit ist inzwischen omnipräsent. Wie sieht es diesbezüglich bei Starbucks eigentlich aus?

Dubois: Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern ein zentrales Unternehmensziel – global wie lokal. Besonders im Bereich Verpackung setzen wir auf Abfallvermeidung und Mehrweg-Lösungen. In Österreich erhalten Gäste, die ihr Getränk im eigenen Becher mitnehmen, 0,50 Euro Rabatt – ein Anreiz, der gut angenommen wird. Für alle, die spontan vorbeikommen, bieten wir seit Mai 2025 eine neue Generation von To-go-Bechern an: recyclingfähig, heimkompostierbar und frei von Kunststoffbeschichtungen. Im Coffee House servieren wir Heißgetränke grundsätzlich in Keramiktassen.

Darüber hinaus engagieren wir uns gegen Lebensmittelverschwendung – etwa durch unsere Partnerschaft mit "Too Good To Go". Unser Ziel ist klar: weniger Verpackungsmüll, mehr Wiederverwendung und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen – Tag für Tag.

LEADERSNET: Der Starbucks Frappuccino (LEADERSNET berichtete) feierte heuer ein rundes Jubiläum. Dementsprechend hat die Marke einen wiederverwendbaren Becher angeboten, der sich zu den bereits bestehenden gesellt. Wie gut wird dieses Konzept angenommen?

Dubois: Der Frappuccino ist seit 30 Jahren ein echter Klassiker – und das feiern wir natürlich mit Stil. Unsere limitierte Birthday Edition kombiniert ein verspieltes Jubiläumsgetränk mit einem kostenlosen Reusable Cup im farbenfrohen 90er-Jahre-Design – eine Hommage an das Jahrzehnt, in dem der Frappuccino Kultstatus erlangte.

Die Resonanz war überwältigend positiv: Unsere Gäste haben sich nicht nur über das besondere Getränk gefreut, sondern auch über den Becher als Geschenk – ein echtes Highlight, das Nostalgie, Überraschung und Umweltbewusstsein auf charmante Weise vereint. Besonders freut uns, dass der Jubiläumsbecher vielfach im Alltag weiterverwendet wird. Solche Aktionen zeigen eindrucksvoll, wie stark die emotionale Bindung zu unserer Marke ist – und wie sich kreative Impulse mit nachhaltigem Handeln verbinden lassen.

LEADERSNET: Zu guter Letzt: Wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken – wo sehen Sie sich selbst?

Dubois: Wenn ich fünf Jahre in die Zukunft blicke, stelle ich mir vor, einen Ski-In Starbucks zu eröffnen – direkt an der Piste. Stellen Sie sich vor: Den Lieblingskaffee in der Hand, noch bevor man in die Gondel steigt, und dann frisch gestärkt zur ersten Tiefschneeabfahrt. Für mich wäre das der perfekte Start in den Tag – eine inspirierende Verbindung aus Genuss, Bewegung und Natur. Ob Vision oder Realität: Solche Ideen treiben mich an und zeigen, wie vielfältig das Starbucks-Erlebnis noch werden kann.

LEADERSNET: Vielen Dank!

www.starbucks.at

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