AKV Insolvenzstatitistik 1. Halbjahr 2025
Österreich steuert auf drittes Rekordjahr an Firmenpleiten zu

Besonders stark betroffen ist weiterhin die Immobilienbranche mit Milliardenpassiva. Zwar sinkt die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze leicht, doch insgesamt werden für 2025 historisch hohe Insolvenzzahlen erwartet.

Trotz leicht positiver Konjunkturaussichten bleibt der Trend bei Firmeninsolvenzen laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) in Österreich alarmierend: Nach einem weiteren Anstieg im ersten Halbjahr 2025 drohe heuer das dritte Rekordpleitenjahr in Folge. Besonders stark belastet die anhaltende Krise demnach die Immobilienbranche, die für Milliarden an Passiva verantwortlich ist. Besserung sei vorerst nicht in Sicht. Nach zwei Jahren Rezession erwarten Wirtschaftsforscher:innen für das Gesamtjahr 2025 eine stagnierende Wirtschaftsleistung. Erst 2026 könnte ein zartes BIP-Wachstum von 1,2 Prozent die Konjunktur wieder beleben. Diese Entwicklung werde sich aber laut Erfahrung des AKV erst mit Verzögerung positiv auf den Insolvenzsektor auswirken. Ähnlich sieht das der KSV1870, der seine Insolvenzstatistik für das erste Halbjahr 2025 kurz zuvor veröffentlichte (LEADERSNET berichtete).

Erneuter Anstieg der Insolvenzen

Doch wie sieht die Statistik für Jänner bis Juni nun genau aus? Im ersten Halbjahr 2025 wurden 2.173 Firmeninsolvenzen eröffnet – ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Durchschnitt bedeutete das jede Woche 84 neue Pleiten, womit das Niveau sogar über jenem der Finanzkrise 2007/2008 liege. Besonders starke Zuwächse gab es laut AKV in Kärnten (+35 %), Tirol (+22 %) und Salzburg (+16 %). Rückgänge wurden hingegen in Vorarlberg (–26 %) und im Burgenland (–22 %) verzeichnet.

Insgesamt, inklusive Insolvenzabweisungsbeschlüssen, stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen auf 3.713 Fälle, was einem Plus von zwölf Prozent entspricht. Die Insolvenzen verteilen sich weiter vor allem auf die Branchen Handel (523 Fälle), Bau (472) und Gastronomie (362).

Immobilienkrise dominiert mit Milliardenpassiva

Prägend für das Insolvenzgeschehen sei nach wie vor der Kollaps mehrerer großer Immobilienentwickler, allen voran der Signa-Gruppe des René Benko. Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden über 94 Gesellschaften dieses Konzerns in Insolvenz geschickt. Seit Ende 2023 summieren sich die Pleiten in der Signa-Gruppe auf 151 Unternehmen.

Die Folgen sind dem Kreditorenverband zufolge gewaltig. Die Branche "Grundstücks- und Wohnungswesen" kletterte mit 232 Insolvenzen österreichweit auf Platz fünf der meist betroffenen Sektoren, verursachte aber mit Abstand die höchsten Passiva in Höhe von 4,1 Milliarden Euro. Von den zehn größten Unternehmenspleiten nach Passiva entfielen neun auf die Signa-Gruppe; nur die Süba AG, deren Mehrheit die Hallmann Holding mittlerweile verkauft hat (LEADERSNET berichtete), war nicht Teil des gefallenen Benko-Imperiums.

Insolvenzen Passiva © AKV

Auffällig dabei sei, dass von den teils gigantischen angemeldeten Forderungen – teilweise über eine Milliarde Euro – bisher nur Bruchteile von den Insolvenzgerichten anerkannt wurden. Häufig handle es sich um komplexe Intercompany-Forderungen innerhalb des Konzerns, deren rechtliche Einordnung noch geprüft wird.

Passiva bleiben hoch, Zahl der betroffenen Arbeitsplätze sinkt

Die Gesamtpassiva aller eröffneten Firmeninsolvenzen erreichten laut der Analyse im ersten Halbjahr 2025 rund 7,8 Milliarden Euro. Das ist zwar ein Rückgang um knapp 44 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum – damals hatten mehrere große Signa-Insolvenzen extrem hohe Forderungsanmeldungen ausgelöst –, bleibe historisch gesehen aber ein sehr hoher Wert.

Die Zahl der durch Insolvenzen direkt gefährdeten Arbeitsplätze ging hingegen zurück: von 9.775 im ersten Halbjahr 2024 auf 7.390 im heurigen Jahr. Unter den Top-5-Pleiten nach Zahl der Beschäftigten finden sich bekannte Namen wie die Palmers Textil AG (515 Mitarbeiter:innen) oder die Teufelberger GmbH (186 Mitarbeiter:innen). Für einige dieser Firmen konnten Sanierungspläne mit Quoten zwischen 20 Prozent und 50 Prozent vereinbart werden – allerdings oft verbunden mit Personalabbau.

Mehr Eigenanträge, stabile Quoten

Ebenfalls auffällig sei ein langsamer Strukturwandel bei den Verfahren. Nachdem in der Corona-Zeit Gläubigeranträge dominiert hatten, steige nun der Anteil an Eigenanträgen wieder, auf mittlerweile 46,5 Prozent.

Dafür bleibe Österreich bei den Sanierungs- und Auszahlungsquoten europaweit weiterhin im Spitzenfeld. Im ersten Halbjahr 2025 wurden demnach 431 Verfahren (26 %) mit einem Sanierungsplan abgeschlossen, weitere 105 Verfahren endeten mit einem Zahlungsplan. Die durchschnittliche Sanierungsplanquote betrug 40,6 Prozent (Median: 27 %). In 74 Verfahren wurde sogar eine vollständige Rückzahlung (100-Prozent-Quote) vereinbart.

Düsterer Ausblick

Trotz der leichten Konjunkturerholung rechnet der Alpenländische Kreditorenverband für das Gesamtjahr 2025 mit keiner Trendwende. Erwartet werden erneut rund 4.500 eröffnete Firmeninsolvenzen, was einen historischen Höchststand bedeuten würde. Einschließlich der Abweisungsbeschlüsse könnten bis Jahresende insgesamt bis zu 7.500 Unternehmensinsolvenzen zusammenkommen.

www.akv.at

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