Fotos von der Bekanntgabe
voestalpine wird Hauptlieferant für erstes europäisches BYD-Werk

Bereits Ende 2025 sollen die ersten E-Autos und Plug-in-Hybride in Ungarn vom Band rollen. Der heimische Stahlkonzern wird vom Start weg als wichtiger Partner mit an Bord sein. Zudem macht BYD Österreich zum "V2H"-Pilotmarkt in der EU.

BYD hält an seinen globalen Expansionsplänen fest. Zuletzt konnte man in einigen europäischen Ländern bei den Marktanteilen ordentlich zulegen. Hierzulande ist der chinesische Konzern aufgrund der Partnerschaft mit der Denzel-Gruppe besonders erfolgreich – im ersten Quartal 2025 war BYD in Österreich im Elektroautosegment bei den Privatkund:innen sogar die Nummer eins (LEADERSNET berichtete). Ein wichtiger Bestandteil der Expansionsstrategie ist die Errichtung von Werken außerhalb Chinas. Dadurch ist man nicht nur näher bei den Konsument:innen, von denen nach wie vor viele bei Autos aus China eher skeptisch sind, sondern umgeht auch mögliche Strafzölle. Das erste europäische Werk von BYD wird gerade im ungarischen Szeged gebaut (LEADERSNET berichtete). Dort sollen bereits ab Ende des Jahres diverse Elektroautos und Plug-in-Hybride vom Band rollen. Und jetzt steht fest, dass davon auch ein großer heimischer Industriekonzern profitieren wird.

Am Dienstagnachmittag wurde in Wien nämlich die Partnerschaft zwischen BYD und der voestalpine offiziell verkündet. Der weltweit tätige Stahlkonzern mit Sitz in Linz wird Hauptlieferant für das erste europäische Pkw-Werk des chinesischen Konzerns. Konkret umfasst der Deal die Lieferung von Stahlblechen für die Fahrzeuge. Zum feierlichen Anlass inklusive Vertragsunterzeichnung reisten hochrangige Vertreter:innen beider Unternehmen in die Bundeshauptstadt - allen voran BYD-Vizepräsidentin Stella Li und voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner. Im Rahmen der Pressekonferenz wurde man nicht müde zu betonen, dass die Entscheidung für die voestalpine als Zulieferer zeige, wie sehr sich BYD dafür einsetze, hochwertige, wettbewerbsfähige lokale Zulieferer zu finden, um Autos in Europa für Europa zu produzieren. Weiters wurde darauf verwiesen, dass man sich weiterhin mit "Hunderten potenziellen Zulieferern in Schlüsselmärkten" treffen werde, während die Vorbereitungen für den Start der europäischen Produktion vorangetrieben werden. BYD arbeitet aber ohnehin bereits mit europäischen Zulieferern wie Bosch, Continental, Infineon, Mahle, Pirelli oder ZF zusammen.

"Gekommen, um zu bleiben"

Am Dienstag meinte Stella Li vor Medienvertreter:innen in Wien: "BYD hat immer klargemacht, dass wir nach Europa gekommen sind, um hier zu bleiben – und um hier zu produzieren. Unser Engagement für den europäischen Markt ist nachhaltig und geht, wie wir hier zeigen, weit über den reinen Autoverkauf hinaus. Wir verfolgen hier eine langfristige Vision mit dem Ziel, innerhalb der nächsten fünf Jahre von den Verbrauchern als europäischer Hersteller wahrgenommen zu werden. Unsere Fabrik in Ungarn steht natürlich im Mittelpunkt dieses Prozesses, daher ist jeder lokale Zulieferer, den wir bekanntgeben, ein weiterer wichtiger Schritt." Sie freue sich sehr auf die Zusammenarbeit mit der voestalpine.

Da der heimische Stahlkonzern aktuell mit zahlreichen Herausforderungen (Strafzölle, hohe Energiepreise, stark gestiegene Lohnkosten, Umstellung auf grüne Produktion, etc.) kämpft und es um den Industriestandort Österreich derzeit ohnehin nicht allzu gut gestellt ist, scheint die Partnerschaft gerade zur rechten Zeit zu kommen. Herbert Eibensteiner geht von einer langfristigen Zusammenarbeit aus: "Die voestalpine ist mit ihren hochqualitativen Stahlprodukten ein wichtiger Partner für die weltweite Automobilindustrie. Mit einer einzigartigen Kombination aus Technologie- und Werkstoffkompetenz bieten wir namhaften Automobilherstellern und –zuliefern zuverlässige und nachhaltige Lösungen. Unsere Produkte sind in fast allen Automobil-Baugruppen vertreten – von der Karosserie über den Antrieb bis hin zu sicherheitsrelevanten Teilen. Mit BYD beliefern wir nun ab Herbst von unserem Standort in Linz ein Technologieunternehmen aus China, das in Europa produziert. Wir sind zuversichtlich, dass dieser erste Auftrag für die Herstellung von hochqualitativem Flachstahl für Karosserien und Außenhaut die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit bildet."

Österreich wird V2H-Pilotmarkt in der EU

Neben der Partnerschaft wurde noch eine weitere Maßnahme angekündigt, die bei vielen Österreicher:innen auf Interesse stoßen dürfte. Um den eingangs erwähnten Verkaufserfolg zu festigen bzw. weiter auszubauen, macht BYD Österreich zum EU-Pilotmarkt für die Implementierung der sogenannten "V2H"-Technologie (Vehicle-to-Home) in seinen Fahrzeugen. V2H ist jene Technologie, die es ermöglicht, dass das Elektroauto zum Stromspeicher fürs Eigenheim wird. So kann es im Bedarfsfall den in der Antriebsbatterie gespeicherten Strom zurück ins Netz einspeisen. Dann kann das E-Auto beispielsweise bei einem Stromausfall zum "Notstromaggregat" werden, oder über Nacht, wenn die Sonne nicht scheint und die PV-Anlage keine Energie produziert, diverse Verbraucher antreiben. So wie es eben ein herkömmlicher Stromspeicher macht.

Österreich sei für dieses Projekt, das ebenfalls in Zusammenarbeit mit einem lokalen Industriepartner (Name wurde noch nicht verraten) durchgeführt werden soll, ausgewählt worden, da sich hierzulande der Ausbau der Photovoltaik-Anlagen stark beschleunigt hat. Laut einer aktuellen Erhebung wird bereits mehr als die Hälfte der österreichischen Haushalte mit Solarenergie versorgt. Auch das Kundeninteresse sei groß: Heimische BYD-Händler:innen berichteten, dass die Hälfte der Schauraumbesucher:innen nachfragt, wann die V2H-Funktion verfügbar sein wird, um die Eigenstromversorgung zu maximieren und ihre Energiekosten zu senken. Weitere Einzelheiten zum Projekt, einschließlich eines Zeitplans, sollen in Kürze bekannt gegeben werden. LEADERSNET wird darüber berichten.

LEADERSNET war beim Pressegespräch zur Bekanntgabe der Partnerschaft. Fotos sehen Sie hier und hier.

www.bydauto.at

www.voestalpine.com

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