Während Begriffe wie "Homeoffice" und "New Work" die Debatten rund um die Zukunft der Arbeitswelt dominieren, gerät oftmals in Vergessenheit, dass ein großer Teil der Menschen in Österreich – genauer gesagt mehr als 80 Prozent – Berufe ausübt, für die solche Modelle schlichtweg nicht infrage kommen. Gemeint sind die sogenannten "Do-it-Jobs": So packen etwa Supermarktangestellte, Lieferant:innen, Kranken- und Altenpfleger:innen, Kellner:innen, Putzkräfte, Handwerker:innen und viele andere tagtäglich an und bilden das unverzichtbare Fundament unserer Gesellschaft.
Doch warum entscheidet man sich trotz der Unvereinbarkeit mit modernen Arbeitsmodellen für einen solchen Beruf? Vorwiegend aus der Freude an der Arbeit, wie eine aktuelle Befragung der Job- und Kandidatenplattform hokify in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Civey unter 500 Beschäftigten in Do-it-Jobs zeigt. Fast die Hälfte der Befragten (48 %) nennt dies als Hauptgrund für ihre Berufswahl, und die überwiegende Mehrheit ist nicht nur zufrieden und motiviert, sondern auch stolz auf ihre Arbeit. Dennoch verortet die Studie Handlungsbedarf bei den Arbeitgeber:innen, um diese Fachkräfte auch langfristig zu binden.
Freude schafft Berufung
Obwohl die Freude an der Arbeit der wichtigste Grund für die Berufswahl zu sein scheint, ist auch das Gehalt nicht unerheblich: Für 32,8 Prozent war dieses der Hauptgrund, sich für ihren Do-it-Job zu entscheiden, wobei dieser Wert bei technischen Fachkräften und Menschen in IT-nahen Berufen mit 68,8 Prozent nochmals deutlich höher ist. Dagegen steht in pädagogischen Berufen der Spaß im Vordergrund, wie 62,1 Prozent meinen. Überdies zeigt die Umfrage, dass jene Menschen, die sich primär aufgrund der Freude für einen Job entscheiden, ihren Job eher als Berufung sehen (60,5 Prozent). Unter jenen, die dem Gehalt mehr Priorität einräumen, sind es lediglich 13,8 Prozent.
Insgesamt empfinden aber zwei Drittel der Befragten (65,2 %) ihre Tätigkeit als sinnvolle Aufgabe oder eben sogar echte Berufung. Dies betrifft vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren (19,6 %). Während zudem insgesamt 78 Prozent ihren Beruf weiterempfehlen würden, sind es unter jenen, die ihre Arbeit als Berufung sehen, gar 92,6 Prozent.
Mit Vorurteilen konfrontiert
Trotzdem haben viele der Beschäftigen in Do-it-Jobs immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen: So hat bereits jede:r Fünfte schon einmal den Satz "Das kann doch jede:r" gehört – dabei sind primär Frauen (22,1 %, vs. Männer mit 15,6 %) betroffen. Dagegen erhalten Männer deutlich häufiger (stereotype) Komplimente wie "Du bist ja überall so geschickt!". Ein regelrechter Klassiker ist zudem die Aussage, dass die jeweilige Berufswahl nur eine Folge davon sei, dass es "fürs Studium nicht gereicht" habe – 6,8 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen waren schon einmal mit diesem Vorurteil konfrontiert.
Allerdings scheint es auch einen kleinen Lichtblick zu geben: 23,2 Prozent der Menschen in Do-it-Jobs hätten schon einmal zu hören bekommen, dass ihre "Arbeit total unterschätzt wird", und 30,2 Prozent kennen die Aussage "Ich könnte das nicht!".
"Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Menschen in Do-it-Jobs sind stolz auf das, was sie tun. Sie wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist und dass sie einen echten Unterschied macht. Leider zeigen die Zahlen auch, dass dieses Bewusstsein noch nicht überall in unserer Gesellschaft angekommen ist. Wer Menschen in diesen Berufen in Schubladen steckt, hat ihre Leistung nicht verstanden – geschweige denn ihre enorme Relevanz für den Arbeitsmarkt. Zeit, das zu ändern", meint Jutta Perfahl-Strilka, CEO von hokify.
Hohe Wechselbereitschaft
Angesichts der hohen Identifikation mit dem eigenen Beruf ist es wenig verwunderlich, dass 55,5 Prozent der Befragten ihren Do-it-Job bis zur Rente ausüben möchten. Damit dies so bleibt, müsse aber der Spaß an der Arbeit (28,4 %), das Gehalt (27,4 %) und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem (20,2 %) weiterhin stimmig sein.
Dennoch ging es auch Gründe, die die Arbeitnehmenden zum Wechsel bewegen: Neben der körperlichen Belastung (38,4 %) und dem Gehalt (30,4 %) beziehen sich viele davon auf flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit oder eine Vier-Tage-Woche. Allein letztere würde 36,2 Prozent zum Wechsel motivieren.
Das sei durchaus beunruhigend, denn schon jetzt treffe der Fachkräftemangel viele dieser Branchen hart, warnt Perfahl-Strilka: "Viele Unternehmen unterschätzen die hohe Wechselbereitschaft – besonders bei jungen Menschen. Arbeitgebende müssen endlich verstehen, was ihre Mitarbeitenden wirklich motiviert – und bewegt. Nur so gewinnen und binden sie die richtigen Talente. Der Schlüssel liegt in echter Wertschätzung, guter Teamkultur und Arbeitsbedingungen, die zu den Lebensphasen und Realitäten ihrer Zielgruppen passen."
Den gesamten Report finden Sie hier zum Download.
www.hokify.at
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