Gastkommentar von Peter Wundsam
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater im Visier der Investoren

| Redaktion 
| 11.05.2025

Ein Gastkommentar von Peter Wundsam, Managing Partner Forvis Mazars.

Der Markt für Berater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen steht vor großen technologischen Herausforderungen. Nicht zuletzt, um mit den gestiegenen Finanzierungsanforderungen fertig zu werden, haben mittelständige Partnerschaften neue Kapitalisierungsformen erschlossen.

Private Equity entdeckt die Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterbranche

Ausgehend von den USA, wo erhebliche Investitionen von Private-Equity-Fonds in große Landesgesellschaften erfolgten, und auch mittelständische Kanzleien beteiligt wurden, hat sich dieser Trend nach Europa ausgebreitet. Die Private-Equity-Branche verfügt derzeit über so viel Kapital wie nie zuvor und sucht gezielt nach Branchen mit konstanten, sicheren Erträgen. So begann die Einkaufstour in den USA, wo ein Investor Anteile an Baker Tilly US übernahm. Anschließend erfolgte der Einstieg eines Konsortiums bei Grant Thornton USA sowie der Verkauf von Anteilen an Grant Thornton UK an einen weiteren Investor. Zuletzt beteiligte sich der Finanzinvestor EQT an der deutschen Steuerberatungsgesellschaft WTS, einer im Beratungsgeschäft tätigen Gruppe mit über 240 Millionen Euro Umsatz. Solche Transaktionen bei mittelständischen Gruppierungen sind auch in den Niederlanden und Luxemburg zu beobachten.

Herausforderungen und Risiken beim Markteintritt

Obwohl berufsständische Vorschriften den Einstieg branchenfremder Investor:innen verhindern sollen, lassen sich dennoch leicht Umgehungsmöglichkeiten finden.

Mithilfe der Finanzierungspartner:innen sollen in einzelnen Ländermärkten ehrgeizige Expansionsziele verfolgt sowie durch Zukäufe Marktanteile gewonnen und Skaleneffekte realisiert werden. Der Einstieg von Private-Equity-Investor:innen in den Markt für Wirtschaftsprüfer:innen und Steuerberater:innen sorgt jedoch zunehmend für Diskussionen. Auch wir von Forvis Mazars sehen diese Entwicklung kritisch, da sie zu einer Marktverengung führen und die Auswahl an unabhängigen Wirtschaftsprüfer:innen weiter einschränken könnte. Der Einstieg von Private-Equity-Investor:innen gefährdet nicht nur die Unabhängigkeit der Abschlussprüfer:innen, sondern steht auch im Widerspruch zu den hohen Qualitätsansprüchen, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Mandant:innen erfordert.

Auch Aufsichtsbehörden wie die niederländische AFM äußern Bedenken: Sie sehen in der von Private-Equity-Fonds getriebenen Gewinnmaximierung einen möglichen Widerspruch zur Qualitätsverpflichtung des Berufsstandes. Besonders problematisch erscheinen Interessenkonflikte, etwa wenn ein:e Wirtschaftsprüfer:in ein Unternehmen prüft, hinter dem derselbe Investor:in steht – dies könnte die Unabhängigkeit der Prüfer:innen beeinträchtigen.

Langfristige Betreuung versus kurzfristige Rendite

Wir sehen auch in der fehlenden nachhaltigen Strategie zur Mandantenbetreuung ein Problem, da Private-Equity-Investor:innen meist einen befristeten Anlagehorizont von fünf bis sieben Jahren verfolgen, während wir auf langfristige Kundenbeziehungen setzen. Zudem kann eine länderspezifisch isolierte Öffnung – wie sie etwa bei
Baker Tilly oder Grant Thornton zu beobachten ist – die weltweit einheitliche Betreuung von Mandant:innen erschweren, da unterschiedliche nationale Ziele verfolgt werden.

Wir möchten weiterhin als weltweit integrierte Partnerschaft ohne Fremdbeteiligung wachsen und sehen darin eine Alternative zu den Big Four im Bereich Abschlussprüfung. Bereits heute sind wir in vielen Branchen in Europa auf Augenhöhe mit den größten Wettbewerbern.

www.forvismazars.com


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