Alki-Affen
Auch Schimpansen verschaffen sich gerne einen Rausch

Ein Forscherteam konnte jüngst beobachten, dass die Primaten in freier Wildbahn vergorene, alkoholhaltige Früchte mit ihren Artgenossen teilen. Laut den Wissenschaftler:innen könnte es sich dabei um ein frühes evolutionäres Stadium des 'Feierns' handeln. 

Alkohol ist seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil menschlicher Gesellschaften – als Genussmittel, Rauschmittel, kulturelles Symbol und soziales Bindeglied. In vielen Kulturen, so auch bei uns Österreicher:innen, begleitet Alkohol festliche Anlässe, aber auch zahlreiche Alltagsmomente – und das, obwohl es sich um eine gefährliche Droge handelt. Und dennoch ist die Versuchung nach einem Rausch für viele groß – allerdings längst nicht nur unter Menschen. Auch Affen geben sich gerne einmal die Kante. Diese Beobachtung machte jüngst ein von der Universität Exeter geleitetes Forschungsteam.

Affen mit Alkoholproblem?

Für ihre Forschung zum besseren Verständnis wild lebender Schimpansen haben die Wissenschafter:innen im Cantanhez-Nationalpark in Guinea-Bissau Kameras aufgestellt. Diese zeichneten Szenen auf, in denen die Primaten fermentierte afrikanische Brotfrüchte miteinander teilten. Diese bis zu 30 Kilogramm schweren Früchte, die bei Reife zu Boden fallen, wurden schließlich untersucht – und ein Großteil von ihnen enthielt nachweislich Ethanol, sprich Alkohol. 

Insgesamt 70 Mal konnte das Verspeisen derartiger Früchte aufgezeichnet werden, wobei in zehn dieser Fälle mit Artgenossen geteilt wurde. In ebendiesen zehn Beobachtungen wurde neunmal Alkohol in den Früchten nachgewiesen. Dabei waren sowohl männliche als auch weibliche Primaten unterschiedlichster Altersgruppen beteiligt.

Zwar sei der in den Früchten nachgewiesene Alkoholwert nur gering. Allerdings besteht die Nahrung von Schimpansen zu 60 bis 85 Prozent aus Obst, weswegen sich selbst geringe Alkoholmengen pro Frucht letztlich zu einem erheblichen Konsum summieren.

Schimpansen teilen Alko-FrüchteBeteiligt waren beiderlei Geschlechter sowie unterschiedlichste Altersgruppen. © Anna Bowland / Cantanhez Chimpanzee Project / University of Exeter

Hinweise auf eine Urform des "Feierns"

Aber warum verzehren Schimpansen so gerne alkoholhaltige Früchte? "Beim Menschen wissen wir, dass Alkoholkonsum zu einer Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen und damit zu Glücksgefühlen und Entspannung führt. Wir wissen auch, dass der gemeinsame Genuss von Alkohol – auch im Rahmen von Traditionen wie Festen – dazu beiträgt, soziale Bindungen aufzubauen und zu stärken", erklärt Anna Bowland vom Centre for Ecology and Conservation am Penryn Campus in Exeter, Cornwall. "Jetzt wissen wir, dass wilde Schimpansen ethanolhaltige Früchte essen und mit anderen teilen – die Frage ist also: Könnten sie ähnliche Vorteile daraus ziehen?"

Dass sich Schimpansen aber tatsächlich bis zur Unkenntlichkeit "betrinken", sei laut den Forschenden unwahrscheinlich, da dies ihre Überlebensrate erheblich verringern würde. Allerdings könnte das gezielte Teilen alkoholhaltiger Früchte soziale Gründe haben: "Schimpansen teilen ihre Nahrung nicht ständig, daher könnte dieses Verhalten bei fermentierten Früchten wichtig sein", meint Kimberley Hockings, ebenfalls von der Universität Exeter. "Wir müssen mehr darüber herausfinden, ob sie absichtlich ethanolhaltige Früchte suchen und wie sie diese verstoffwechseln, aber dieses Verhalten könnte das frühe evolutionäre Stadium des 'Feierns' sein. Wenn dem so ist, deutet dies darauf hin, dass die menschliche Tradition des Feierns ihre Ursprünge tief in unserer Evolutionsgeschichte hat."

Die komplette Studie zum Nachlesen finden Sie hier.

www.exeter.ac.uk

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