KI-Kolumne von Jürgen Bogner
Die "Dead Internet Theory": Ist das Netz nur noch eine Geisterstadt?

| Redaktion 
| 03.04.2025

Im Rahmen der neuen KI-Serie, bei der KI-Profi Jürgen Bogner (CEO & Gründer von biteme.digital) regelmäßig einen Beitrag rund um das Thema Künstliche Intelligenz verfasst, dürfen sich LEADERSNET-Leser:innen dieses Mal auf einen Artikel freuen, der sich kritisch mit der sogenannten "Dead Internet Theory" auseinandersetzt. 

Willkommen in der Zukunft, in der das Internet kein pulsierendes Netzwerk aus Menschen, Ideen und Kreativität mehr ist, sondern eine seelenlose Maschine, betrieben von Bots, Algorithmen und automatisierten Inhalten. Zumindest, wenn man der "Dead Internet Theory" glaubt. Diese besagt, dass das Internet zunehmend von Bots, Fake-Accounts und automatisierten Inhalten dominiert wird, während echte menschliche Interaktion schwindet. Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Vorstellung?

Aktuelle Zahlen und Entwicklungen

Ein Blick auf die aktuellen Statistiken zeigt ein besorgniserregendes Bild:

  • Automatisierter Web-Traffic: Laut dem "Bad Bot Report" des Cybersicherheitsunternehmens Imperva stammten im Jahr 2023 49,6 Prozent des gesamten Internetverkehrs von Bots. Dies stellt einen Anstieg von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr dar und ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2013.
  • Twitter/X: Eine Studie aus dem Jahr 2023 schätzte, dass zwischen neun Prozent und 15 Prozent der Twitter-Accounts Bots sein könnten, was etwa 28,7 bis 47,9 Millionen Accounts entspricht.
  • Instagram: Schon im Jahr 2018 erreichte Instagram eine Milliarde aktive monatliche Nutzer:innen, von denen schätzungsweise bis zu zehn Prozent durch Social Bots betrieben wurden.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass ein erheblicher Anteil der Online-Aktivitäten nicht von Menschen, sondern von Maschinen stammt.

Die Beschleunigung der "Dead Internet Theory" in den letzten zwei Jahren

Seit der breiten Einführung von KI-Technologien hat sich die Landschaft des Internets drastisch verändert:

  • Content-Erstellung: Immer mehr Websites nutzen KI, um Artikel, Blogs und sogar Nachrichten zu erstellen, oft ohne menschliche Überprüfung.
  • Social Media: Automatisierte Accounts interagieren mit Nutzer:innen, verbreiten Inhalte und beeinflussen Trends, was die Authentizität der Plattformen infrage stellt.
  • Desinformation: KI-generierte Fake News und Deepfakes haben es einfacher gemacht, Fehlinformationen zu verbreiten, was das Vertrauen in Online-Informationen weiter untergräbt.

Wird die Automatisierung zur Norm?

Die Entwicklung der letzten Jahre deutet darauf hin, dass KI-gestützte Automatisierung nicht nur zunimmt, sondern sich als Standard etabliert. Bald wird es normal sein, dass unser Social-Media-Profil von einem KI-Agenten gepflegt wird, der Inhalte erstellt, Interaktionen steuert und unser digitales Selbst managt. Während Plattformen weiterhin versuchen, problematische Bots auszusortieren, entwickeln sich gleichzeitig legale, intelligente Automatisierungen, die Social Media für viele Nutzer:innen effizienter und personalisierter machen.

Fazit

Die "Dead Internet Theory" mag übertrieben klingen, doch die zunehmende Präsenz von Bots, Fake-Accounts und KI-generierten Inhalten ist real und verändert die Art und Weise, wie wir das Internet erleben. Es liegt an uns, kritisch zu bleiben, Quellen zu hinterfragen und die menschliche Interaktion im digitalen Raum neu zu definieren – sei es mit oder ohne Automatisierung.

www.ahoi.biteme.digital


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