Meilenstein in der Genom-Editierung
Wissenschaftler züchteten Mäuse mit Mammutfell

Ein US-amerikanisches Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, die ausgestorbene Spezies der Mammuts zurückzubringen – die ersten Schritte sind nun gelungen. 

Wer schon einmal "Jurassic Park" oder ähnliche Filme geschaut hat, hat bestimmt schon einmal darüber nachgedacht, wie eine Welt aussehen würde, in der man längst ausgestorbene Spezies wieder zum Leben erwecken könnte. Diesen Traum hat auch das Team rund um George Church, Genetiker und Mitgründer der Firma Colossal Biosciences im US-amerikanischen Dallas. Sein Start-up hat sich nämlich zur Aufgabe gemacht, Mammuts – eine ausgestorbene Art aus der Familie der Elefanten – wieder zurück auf den Planeten zu holen. Die ersten Schritte sind nun getan: So haben die Wissenschaftler:innen Mäuse mit Mammutfell erschaffen.

Zehn Gene manipuliert

Konkret haben die Forschenden mithilfe von verschiedensten Gentechnikverfahren die Gene von Mäusen so manipuliert, dass sie Babys mit einer Haarstruktur gebären, die jener von Mammuts ähnelt. So wurden zunächst Genome von 121 verschiedenen Mammuts und Elefanten analysiert, aus denen schließlich zehn Gene, die mit Haartextur und Fettstoffwechsel zusammenhängen und Mammuts somit im Gegensatz zu "normalen" Elefanten kälteresistent machen, ausgewählt wurden. Natürlich wurde bei der Auswahl auch darauf geachtet, dass die Gene mit dem Erbgut der Mäuse kompatibel sind. Beispielsweise wurde ein Gen verändert, um die goldgelbe Farbe des Fells zu erreichen, und ein anderes manipuliertes Gen sorgte dafür, dass die Haare der Mäuse dreimal länger werden als im Normalfall. Die kreierten Tiere nennt das Team "Wollhaarmäuse". 

 
 
 
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Ethisch komplexer Meilenstein für Forschung

Obwohl die Studie noch nicht vollständig von der Fachgemeinde begutachtet wurde, stößt die Veröffentlichung auf große Resonanz rund um den Globus. So sprechen zahlreiche unbeteiligte Wissenschaftler:innen von einem bemerkenswerten Fortschritt auf dem Gebiet der Genom-Editierung, da es bisher niemandem gelungen war, mehrere Gene, die mit dem Haarwachstum zusammenhängen, gleichzeitig so zu verändern, dass sie mit dem Erbgut einer anderen Art kompatibel seien. 

Dennoch gibt es auch zahlreiche kritische Stimmen. So betonte etwa die Evolutionsbiologin Tori Herridge von der englischen Universität Sheffield unter anderem, dass nicht einmal zehn Prozent der genmanipulierten Embryonen auch tatsächlich lebendig zur Welt kamen. Die Mammutgene schließlich auf Elefanten zu übertragen, wie es das Start-up zur Erschaffung von Mammuts plant, sei ihr zufolge ethisch noch weniger rechtfertigbar.

Der Genetiker Sergiy Velychko von der Harvard Medical School sieht zudem große Probleme bei der technischen Umsetzbarkeit in der Übertragung auf Elefanten, da die meisten Techniken, die bei den Mäusen zur Anwendung kamen, sich nicht einmal auf eng verwandte Arten wie etwa Ratten anwenden ließen – geschweige denn auf Elefanten. Zudem seien bei den grauen Dickhäutern in der Vergangenheit nicht einmal grundlegende Fortpflanzungstechniken, wie etwa künstliche Befruchtung, gelungen. Und selbst wenn die Genetik dazu im Stande wäre – Elefanten haben eine Tragezeit von 22 Monaten, während es bei Mäusen lediglich 20 Tage sind. Somit würden sich Genexperimente lange hinziehen. 

www.colossal.com

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