LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mondl, sehr geehrter Herr Paar, Qualität ist ja – neben Begriffen wie "Nachhaltigkeit" und "Digitalisierung" zu einem der Schlagworte unserer Zeit geworden. Inwieweit hat sich aus Ihrer Sicht das Qualitätsverständnis in den Unternehmen in den letzten Jahren verändert?
Christoph Mondl: Qualität hat sich vom Schlagwort weg- und zum konkreten Prozess hinentwickelt. Qualitätssicherung wird in den meisten Unternehmen nicht mehr als singuläres Ereignis wahrgenommen, sondern als kontinuierlicher Prozess, der sich zirkulär gestaltet und per Definition nie endet. Der Qualitätsbegriff ist dadurch einerseits viel genauer definiert und andererseits komplexer als früher. Parallel dazu sind jedoch auch die zertifizierten Qualitätsmanagementsysteme präziser geworden, um genau diese Art der Komplexitätsbewältigung zu meistern.
Werner Paar: Die meisten Unternehmer:innen und CEOs wünschen sich Qualität in ihren Unternehmen. Aber ihnen ist nicht immer klar, wie der Weg dorthin aussieht. Integrierte Managementsysteme bieten hier die Möglichkeit zur gezielten Lenkung und laufenden Optimierung, was sich nachweislich positiv auf Effizienz und Qualität auswirkt. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass wir mittlerweile viele verschiedene klar definierte branchenspezifische Standards haben, die das Qualitätsverständnis von einer subjektiven Vorstellung auf eine international vergleichbare Ebene heben.
LEADERSNET: Sie haben es soeben angesprochen: Jeder will Qualität, aber nicht jeder weiß, wie dies in seinem Unternehmen sichergestellt werden kann. Ist Qualitätsmanagement eine Frage des Naturtalents oder ist es erlernbar?
Werner Paar: Von beidem etwas. Einerseits erleben wir zum Beispiel bei unserer jährlichen Nachwuchs-Ausschreibung zum "Qualitäts-Talent", dass auch sehr junge Menschen bereits ein unheimlich hohes Verständnis für kreatives Prozessmanagement und Qualitätssicherung mitbringen. Und das sind auch meistens jene Komponenten, die wir bei unseren ausgezeichneten "Young Talents" entdecken: Eine hohe Prozessorientierung gepaart mit kreativer und kommunikativer Umsetzung. Denn ein Managementsystem kann eben nur so gut sein wie die Überzeugungskraft, mit der man es im Unternehmen implementiert. Hier kann man eindeutig von "Naturtalenten" sprechen, die einfach alles mitbringen, um solche Implementierungen mit Erfolg bis zur Zertifizierung zu führen. Das beweisen auch die unterschiedlichen und zahlreichen Bewerbungen, die wir jedes Jahr für unseren Wettbewerb um das "Qualitäts-Talent" erhalten.
Christoph Mondl: Andererseits ist Qualitätsmanagement natürlich etwas, das auch erlernt werden muss und kann, da es auf klar definierten Prozessen ebenso basiert wie auf Erfahrungswissen und Standards. Und auch Expertinnen und Experten in diesem Feld lernen natürlich immer auch mit und von den Best Cases anderer. Daher werden im Rahmen unserer Ausschreibung zum "Qualitäts-Champion" auch jährlich die besten Projekte des Jahres geehrt und im Detail vorgestellt. Denn gerade diese Beispiele zeigen deutlich, wie vielfältig, kreativ und individuell Qualitätsmanagement in der Praxis ist.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Vorjahressieger Stefan Hackl, der durch das von ihm initiierte "Serious Game" einen innovativen Trainingsansatz innerhalb der Rail Cargo Group entwickelt hat, welcher Mitarbeiter:innen im Onboarding-Prozess die Komplexität und die Zusammenhänge bei der Steuerung von Schienentransporten erlebbar gemacht hat. Großartig an solchen Beispielen ist, dass ihr Erfolg und ihre Effizienz unmittelbar messbar sind. In diesem Fall wurde bei gleichen Ergebnissen der Zeitaufwand im Onboarding-Prozess messbar reduziert. Gleichzeitig erleben wir immer wieder, dass solche kreativen Maßnahmen eine hohe Akzeptanz bei Mitarbeitenden haben und daher auch von Beginn an intensiver an das Unternehmen binden. Für uns ist es wichtig, solche Best Cases vor den Vorhang zu holen, damit die Menschen eine Idee davon erhalten, wie vielseitig und wirkungsvoll Qualitätsmanagement sein kann.
LEADERSNET: Sie haben soeben die Wirkung auf Mitarbeitende und Teams angesprochen: Ist aus Ihrer Erfahrung Qualitätsmanagement erfolgreicher, wenn es von einem/einer Qualitätsmanager:in verantwortet wird oder wenn es im Team umgesetzt wird?
Christoph Mondl: Dieser Frage sind wir natürlich auch nachgegangen und hat im Endeffekt dazu geführt, dass die Österreichische Vereinigung für Qualitätssicherung (ÖVQ) und wir heuer erstmals eine eigene Auszeichnung für Teams aus dem Bereich Qualitätsmanagement vergeben werden. Denn es gibt einfach Qualitätssicherungsimplementierungen, die derart vielschichtig sind, dass sie nur durch die vernetzte Zusammenarbeit mehrerer Personen gelingen können. Dieser Leistung soll mit der Auszeichnung zum "Qualitäts-Team" Rechnung getragen werden.
Werner Paar: Alle drei genannten Kategorien werden von einer Jury separat bewertet und mit Preisgeldern und Weiterbildungsgutscheinen dotiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand sein Projekt selbst einreicht oder aber von einer Kollegin oder einem Kollegen nominiert wird. Die diesjährige Einreichfrist läuft übrigens noch bis zum 15. Dezember. Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich diesmal besonders viele daran beteiligen – die Preisträger des aktuellen Bewerbs werden nämlich kommenden März im Rahmen des 30-Jahr-Jubiläums des qualityaustria Forums in Salzburg in einem besonderen Rahmen gekürt.
www.qualityaustria.com/unternehmen/qualitaets-champion-und-talent
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