Interview
"Es gab Zufälle und viel Glück in meiner musikalischen Karriere"

| Bernhard Führer 
| 29.02.2024

Hochzeitssängerin Julia Leonheart umrahmt mit ihrer Stimme den schönsten Tages des Lebens von Verliebten. LEADERSNET hat mit der Musikerin gesprochen und sie zu ihrem Beruf, Karrierehöhepunkten und künstlerischen Zielen befragt. 

Die Hochzeitssaison steht in den Startlöchern, denn immer mehr Menschen heiraten auch bereits im März. Die beliebtesten Hochzeitsmonate sind Mai und September. Zu 83 Prozent kommt der Heiratsantrag von Männern und die durchschnittliche Ehedauer sind 10,6 Jahre. Im Schnitt sind Frauen dabei 31 Jahre und Männer 33 Jahre jung und geben dafür rund 30.000 Euro aus. Einer der Posten ist dabei die Musik, welche nicht zu kurz kommen darf. Hochzeitssängerin Julia Leonheart nimmt sich der musikalischen Umrahmung des schönsten Tages des Lebens der Verliebten an. LEADERSNET hat mit ihr gesprochen. 

LEADERSNET: Erzählen Sie Ihren Hintergrund. Wie sind Sie aufgewachsen ? Wie kamen Sie zur Musik?

Julia Leonheart: Durch meine ländlichen Wurzeln kam ich sehr früh mit Musik, Instrumenten und Gesang in Berührung. Musikschule, Blasmusik, Kirchenchor, Gesangsstunden – das ganze Programm und gesellschaftliche sowie soziale Aktivitäten. Ich wollte einfach etwas Cooles lernen, probierte allerhand Neues und viele Instrumente aus und war ständig auf der Suche. Meine Mutter beobachtete meine Leidenschaft für das künstlerische Dasein sehr schnell, und sie unterstützte und förderte mich, wo sie nur konnte, da sie selbst in ihren jungen Jahren nie die finanziellen Mittel hatte ein Instrument zu lernen. Mit 16 Jahren gründete ich, injiziert durch meinen damaligen E-Gitarre Lehrer, meine erste Band.

LEADERSNET: Wie hat Ihre musikalische Reise begonnen? Was hat Sie geprägt?

Leonheart:
 2003 zog ich als Julia Leonhartmair aus Neuhofen a.d. Krems weg und kam als Julie Leonheart in Wien an, um hier meine bunte Musikkarriere zu starten. Mein Weg führte mich von der ländlichen Dorfkapelle und meinem ersten Bandprojekt, der Mädchen-Rockband 'Cassandras Call', zu Auftritten bei 'Die große Chance', zum österreichischen und irischen Songcontest Vorentscheid, bis hin zu Support-Acts vor weltbekannten Künstlern wie SIDO, Zucchero, Shaggy und Xavier Naidoo. Das waren prägende Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Nach dem Umzug nach Wien begann ich mein Studium am Gustav Mahler Konservatorium und am Vienna Konservatorium. Der Wechsel in die Hauptstadt brachte zusätzliche positive Entwicklungen für mein musikalisches Schaffen. Der ORF wurde auf mich aufmerksam und buchte mich als Sängerin für verschiedene TV-Formate. Es war eine aufregende Zeit.

LEADERSNET: Gab es einen bestimmten Moment oder Einfluss, der Sie dazu brachte, Musikerin zu werden?

Leonheart: Es gab Zufälle und viel Glück in meiner musikalischen Karriere. Damals lernte ich schon in Oberösterreich Eric Papilaya kennen. Damals wie heute eine feste Größe in der österreichischen Musikszene. Er war zu dieser Zeit schon vor mir in Wien, und wir arbeiteten dann sehr schnell eng zusammen. Dadurch lernte ich viele Menschen kennen, und wir begannen unsere gemeinsame Reise zu Starmania, zum Song Contest und zahlreichen anderen musikalischen Events.

LEADERSNET: Sie sind seit vielen Jahren als Musikerin und Hochzeitssängerin tätig. Was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Leonheart: Ich bin ein Mensch, der eher ruhig und introvertiert ist. Auf der Bühne ist das dann anders. Ich gehe darin auf, liebe, lache und gieße das in vollen Zügen aus. Ich bin ein ganz anderer Mensch, wenn ich mich dem Publikum, der Bühne und den Menschen widme. Die langjährige Bühnenerfahrung macht mich routinierter, und das ist es, was mich an meinem Beruf fasziniert und was ich daran liebe.

LEADERSNET: Welche Künstler oder Genres haben Sie am meisten beeinflusst und inspiriert? Sie haben ein sehr breites Repertoire, von klassischen Hochzeitsliedern bis hin zu modernen Popsongs. Wie wählen Sie die Musik für deine Auftritte aus?

Leonheart: Kürzlich spielte ich zur 100-Jahresfeier der ÖBB. Das war eine riesige Bühne mit einer wirklich großartigen Band und bekannten Künstler:innen, und das hat riesigen Spaß gemacht – dieses positiv aufgeregt zu sein. Bei Hochzeiten ist es etwas anders. Ich habe mein Repertoire, gehe aber gemeinsam auf die persönlichen Wünsche des Brautpaares ein. Vom Genre her mag ich Sänger:innen, die live auftreten. Ich studiere diese und versuche mich in sie hineinzuversetzen und mir Dinge abzuschauen, um den Menschen ein unvergessliches Event zu bieten.

LEADERSNET: Sie sind sowohl eine Musikerin als auch eine Hochzeitssängerin. Wie kam es zur Entscheidung, diese beiden Aspekte miteinander zu verbinden?

Leonheart: Jedes Jahr träumen tausende junger Menschen davon, der nächste Star am Himmel der Musik zu sein. Das führt dazu, dass der Musikermarkt in Österreich sehr umkämpft ist. Ich konnte meine Nische finden und liebe das, was ich tue.

LEADERSNET: Sie haben bei prominenten Veranstaltungen gesungen, unter anderem beim Wiener Opernball und auf den größten Bühnen des Landes, am Donauinselfest und bei mehr als 200 Konzerten und auf dem internationalen Parkett. Was war das für eine Erfahrung?

Leonheart: Abseits der Bühne bin ich nicht die 'Promi-Jägerin'. Aber natürlich ist es aufregend und ein Adrenalinkick, wenn du auf der Bühne stehst, deinen Soundcheck machst und Eros Ramazzotti dir zuhört und dir zustimmend nickt. Und dann denkst du: 'Hmm, so ist das' – das gibt dann schon natürlichen Auftrieb. Es sind diese ganz besonderen Momente, die dann zählen und dauerhaft in Erinnerung bleiben. Da kommen Emotionen in einem hoch – ich liebe das.

LEADERSNET: Hochzeiten sind Momente voller Emotionen. Wie bereiten Sie sich darauf vor, die passende Stimmung und Atmosphäre mit deiner Musik zu schaffen?

Leonheart: Ich gehe gemeinsam mit den Veranstalter:innen und Brautpaaren die Wünsche und Bedürfnisse durch und wir erarbeiten dann ein gemeinsames Programm. Es wird schon sehr viel, vor allem auf Hochzeiten, Playback gespielt. Das mache ich jedoch nicht, da es Live schon einen ganz anderen Charakter hat, viel natürlicher, persönlicher und schöner ist.

LEADERSNET: Gibt es eine besondere Hochzeitszeremonie oder ein Ereignis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Leonheart: In den vielen Jahren, in denen ich das mache, ist natürlich schon sehr viel passiert. Menschen, wie Brautpaare, sind sehr unterschiedlich, und ihnen ihr Leben am schönsten Tag ihres Lebens zu bereichern – es gibt für mich nichts Erfüllenderes und Schöneres im Leben. Bleibende Momente? Einmal kam der Bräutigam nicht, weil der Brautstrauß vergessen wurde... ein Schock für die Hochzeitsgäste. Ein anderes Mal kontaktierte mich der Priester. Er wollte die Songs wissen, die ich zur Hochzeit singe – das ist sehr ungewöhnlich und nicht üblich. Und dann hat er tatsächlich die ganze Kirche mit kleinen Texten und kleinen Sprüchen aus den Songs, die ich singe, geschmückt. Das fand ich sehr nett. Er hat quasi nicht nur die Zeremonie und die Geschichte des Brautpaares vermittelt, sondern auch den Hintergrund der Songs – das war sehr persönlich.

LEADERSNET: Wie wählen Sie die Lieder aus, die Sie bei Hochzeiten singen? Gibt es bestimmte Lieder, die sich besonders gut für solche Anlässe eignen? Wie bringen Sie Ihre persönliche Note und Interpretation in die Lieder ein, die Sie singen?

Leonheart: Persönlich singe ich sehr gerne deutsche Songs. In der Muttersprache kann man fast noch mehr emotionale Empathie rüberbringen, und es ist auch romantischer für das Brautpaar und die Gäste. Ich singe so, wie ich singe, und die Stimme ist die, die ich habe. Ich kann mit meiner Stimme manches nicht nah genug am Original singen, es klingt dann eben anders aber nicht minder schön. Wenn es dennoch erwünscht wird, dass ich z.B Ave Maria mit der Stimme einer klassischen Mezzosopranistin singen soll, muss ich ablehnen.

LEADERSNET: Gibt es Kollaborationen oder musikalische Ziele, die Sie noch erreichen möchten?

Leonheart: Ich liebe das, was ich tue, und bin damit sehr glücklich. Das, was ich jetzt tue, mache ich für die Menschen, und das möchte ich so lange tun, wie es möglich ist. Das ist mein Ziel, und ich hoffe, dass mir das gelingt. Es gibt natürlich wie überall ein Ablaufdatum, aber ich möchte immer künstlerisch tätig sein. Sängerin in einem Orchester und einer Big Band zu sein, kann man auch noch in reiferem Alter machen - das wäre ein Ziel.

www.julieleonheart.com

www.weddingvoice.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV