Die Ausstellung "KINETIC COLORS" in der Galerie Hartinger am Standort Spiegelgasse zeigt drei neue multimediale Werkserien der Künstlerin Julia Benz, in denen, inspiriert von den physikalischen Eigenschaften des Lichts, Farben als eigenständige Akteure abstrakter Bildwelten auftreten. Bis 1. Juli 2023.
Einladung zu eigenen Assoziationen
Die formal-ästhetische und inhaltliche Auseinandersetzung Benz‘ mit Themen wie Licht und Schatten, Lichtbrechung und Spektralfarben sowie die Suche nach einer Übersetzung in die Malerei eröffnen neue Wege, den Ausdruck des Mediums zu erweitern, ohne dabei die Leinwand zu verlassen. „KINETIC COLORS“ berichtet von eben jener Experimentierfreude mit neuen Materialien und dem Selbstverständnis Benz’, nie an einem Punkt stehen zu bleiben, sondern durch Bewegung neue Perspektiven zu gewinnen.
Sanfte Farbverläufe in tonalen Abstufungen von hell zu dunkel oder von dunkel zu hell prägen die geometrischen, flächig angelegten Formen, deren klare Konturen sich von diffus gesprühten Linien und dynamisch gesetzten Pinselstrichen abheben. Kontrastreich, vielschichtig und mit einem besonderen Blick für Komposition erhebt Benz die Gestaltungsmittel zugleich zum Bildgegenstand.
In der Verbindung von malerischer Gestik und geometrischer Form werden die verschiedenen Medien virtuos zu einem Netzwerk aus visuellen Eindrücken verschränkt, das den Betrachtenden in einen Farbkosmos hineinzieht, ihn zu eigenen Assoziationen einlädt und ihn nach seinen Wahrnehmungsmustern befragt.

li.: Velvet 2, 2023, Acryl auf Leinwand, 130 x 120 cm © Julia Benz
mi.: Watersky, 2023, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm © Julia Benz
re.: Velvet, 2023, Acryl auf Leinwand, 130 x 100 cm © Julia Benz
Changierende Farbwelten
Dass der Rezipient eine wesentliche Rolle in den Arbeiten der Künstlerin spielt, zeigt sich bereits in ihren installativen Werken der letzten Jahre. Erstmalig werden zweidimensionale Exponate präsentiert, die an den transformativen Aspekt der Installationen anknüpfen und als Weiterführung jener interaktiven Kunstwerke begriffen werden können: Ein spezielles, irisierendes Material verwandelt die an sich statischen Gemälde in Kunstwerke, deren Erscheinungsbild jeweils in Relation vom Lichteinfall und Blickwinkel variiert. Changierende Farbwelten charakterisieren den visuellen Eindruck jener neuen Bildkomponenten.
Gleichzeitig spiegelt das Material die Umgebung und reflektiert das einfallende Licht in verschiedenen Farben zurück in den Raum. Indem Benz den Bild- und Betrachter:innenraum zusammenführt, wird den Arbeiten eine Mehrdimensionalität eingeschrieben, deren Wirkungskraft sich im Besonderen durch den Faktor Bewegung entfaltet – in diesem Fall durch die Eigenbewegung der Betrachtenden und durch Veränderungen der Umgebung.

Perpetuum 2, 2023, Acryl auf Leinwand, 120 x 160 cm © Julia Benz
Julia Benz: "Ein Bild fängt mit der Malerei an und nicht mit der Idee"
Die Künstlerin studierte sowohl an der Kunstakademie Düsseldorf wie auch an der Universität der Künste in Berlin. In der klassischen Malerei ausgebildet und mit einem großen Interesse für Street Art, arbeitet Benz nicht nur mit Leinwänden im Studio, sondern gestaltet Wandmalereien im privaten wie auch öffentlichen Raum. In ihren meist großformatigen Arbeiten schafft sie es, spannungsvolle und komplexe Welten zu kreieren. Julia Benz arbeitet mit intensiven Kontrasten und der Verschmelzung von Figuration und Abstraktion. Die Idee des Figurativen findet sich in angedeuteten Umrissen – mit Abstraktion schafft es Benz, auf indirekte Art zu erzählen. Ob mit Öl, Acryl, Spraydose und Tusche auf Holz oder Leinwand visualisiert sie die Natur durch eine abstrakte Darstellungsweise. Ihr Satz „Ein Bild fängt mit der Malerei an und nicht mit der Idee” verrät ihre Herangehensweise an neue Projekte, die sie meist ohne festes Konzept entstehen lässt. Für Benz ist der Entstehungsprozess an sich schon die Kunst und nicht das fertige Ergebnis.
Text von Marie Mergler.
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