"Es ist eine moralische Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen. Moralisch geboten ist auch eine sachlich korrekte Unternehmensberichterstattung. Neben den moralischen gibt es die rechtlichen Normsätze, wo wir Wirtschaftsprüfer:innen und Steuerberater:innen zu Hause sind, beispielsweise wenn es um Vorschriften für die Unternehmensberichterstattung geht. Aber wenn wir von Legalität sprechen, haben wir meist nur die rechtliche Dimension im Blick. Es gibt aber auch moralische Rechte. Aber wer sagt uns, was wertvoll ist? Und wie kommen wir zu unseren Werten? Und was bedeutet das für unseren Berufsstand?", gab KSW-Präsident Herbert Houf in seiner Eröffnungsrede erste Denkanstöße.

KSW-Präsident Herbert Houf © KSW
Wirtschaftsprüferin Kristina Weis betonte, dass die Verantwortung nicht nur gegenüber den Aktionär:innen bestehe, sondern auch eine gesellschaftspolitische sei: "Es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um ökologische und soziale Ziele, die sich Unternehmen setzen. Ich sehe unsere Aufgabe auch darin, aufzuzeigen, welche Konsequenzen es hat, wenn ein Unternehmen diese Ziele nicht erreicht."
Martin Kreutner wies darauf hin, dass die verschiedenen Theorien zu den Begriffen "Legalität" und "Legitimität" in der Philosophiegeschichte fest verankert sind. "Das findet man in der Antike, das findet man in der Aufklärung, das findet man bei Hegel. Es ist wichtig, nicht in eine Bewertung der Extreme hineinzustolpern, denn Lösungen sind komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheinen."

Wirtschaftsphilosoph Anders Indset © KSW
Der international führende Wirtschaftsphilosoph Anders Indset erklärte in seiner Keynote: "Wir müssen uns fragen, welche Welt und welche Wirtschaft wir in Zukunft wollen? Und wir müssen lernen, in die Tiefe zu denken. Dabei dürfen wir uns nicht wie Zombies verhalten. Aber wir müssen auch nicht sofort die richtigen Antworten haben. Es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, ein tieferes Verständnis für die Probleme und Herausforderungen zu entwickeln."
Der gebürtige Norweger, der mit seinen Büchern die Spiegel-Bestsellerliste anführt, spricht von einem besseren Problem als von einer Lösung. "Ich bin optimistisch und glaube an eine bessere und gerechtere Welt. Meine große Sorge ist, dass wir uns nicht genug anstrengen, um über unsere komplexe Welt und unsere persönlichen Werte nachzudenken."

Elisa Aichinger, Leiterin Social Innovation und Partnerin bei Deloitte © KSW
Dass Unternehmenswohl nur sichergestellt werden kann, wenn man nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung aus ist, unterstrich Elisa Aichinger, die weiters ausführte: "Social Business bedeutet aus meiner Sicht, sich bewusst zu sein, dass unternehmerisches Handeln Konsequenzen für die Gesellschaft, für die Mitarbeiteri:nnen und deren Familien hat."

iwp-Vizepräsident Christoph Zimmel © KSW
Abschließend stellten sich KSW-Präsident Herbert Houf und Christoph Zimmel, Vizepräsident des Instituts Österreichischer Wirtschaftsprüfer:innen (iwp), die Frage, welche Positionen Wirtschafts- und Abschlussprüfer:innen einnehmen können? Herbert Houf sagt schließlich klar zu den Aufgaben von Aufsichtsräten und Wirtschaftsprüfern: "Für einen Wirtschaftsprüfer darf es nicht um Sichtweisen gehen, als Prüfer müssen wir auf Normen basierend bewerten und prüfen", so Houf.
Zimmel: "Wir Wirtschaftsprüfer:innen vergleichen Regelungen und stellen fest, ob etwas richtig oder falsch ist und geben einen Bestätigungsvermerk. Hier haben Wertungen keinen Platz. Spielraum und Raum für Werte haben wir aber bei unseren eigenen Tätigkeit, wenn es darum geht, welche Unternehmen und welche Branchen wir betreuen. Hier können wir uns die Frage der Legitimität stellen. Das hilft dem Ansehen des Berufsstandes und unserer eigenen Lebensqualität."
Das Symposium im Palais Wertheim wurde von Corinna Milborn moderiert.
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