Helmut Marko im Interview – Motorsport ist sein Leben, Kunst seine große Leidenschaft

Wie Red-Bull-Motorsport-Größe Helmut Marko seit mehr als 40 Jahren Kunst sammelt und seine Hotels zu wahren Kunsttempeln werden lässt, verrät er im Gespräch mit LEADERSNET-ART-Herausgeber Gerhard Krispl.

LEADERSNET: Herr Dr. Marko, erlauben Sie uns, ein gänzlich "motorsport-freies" Interview mit Ihnen zu führen. Wir möchten uns ganz Ihrer Liebe zur Kunst und Ihren damit eng in Verbindung stehenden Hotels in Graz widmen. Zuerst die klassische Einsteigerfrage: Woher kommt Ihre Leidenschaft für zeitgenössische Kunst?

Marko: Da muss ich meinen Philosophieprofessor ins Spiel bringen. Den jungen Alfred Kolleritsch. Urplötzlich war da ein Interesse und eine Anerkennung mit einem Lehrer gegeben. Es gab aber auch in meinem Umfeld viele gescheite Leute. Es war eine gute Mischung. Nicht nur Party und Motor. Der letzte Anstoß kam bei irgendeinem Bergrennen in Österreich durch eine Begegnung mit Hans Staudacher, zu dem ich dann auch ins Atelier kam. Man kommt auch durch Formel 1 und Motorsport damit in Kontakt, dort herrscht generell ein völlig aufgeschlossenes Klima.

LEADERSNET: Sie betreiben mittlerweile vier Hotels in Graz. Wie wurden Sie zum Hotelier?

Marko: Freunde haben vor vielen Jahren einmal gesagt, es gäbe in Graz kein State-of-the-Art-Hotel. Mein Vater besaß damals ein Gasthaus mit sehr günstigen Zimmern und Bad und Klo am Gang. Das Gebäude war aber aus dem 15. oder sogar 14. Jahrhundert – das Potenzial war völlig klar für mich. Das ehemalige Gasthaus wurde dann Anfang der 80er Jahre zum Schlossberghotel umgebaut. Außerdem habe ich auch damals schon bei Reisen individuelle Boutique-Hotels den großen Ketten vorgezogen.


© MARKO-Hotels

LEADERSNET: Alle vier Häuser sind Kunsthotels, in der die Gäste von Ihrer großen, in vielen Jahren aufgebauten Kunst-Sammlung profitieren. Wie kaufen Sie Kunst? Was beeinflusst die Auswahl der Bilder?

Marko: Ich wähle die Bilder völlig aus dem Bauch heraus. Das meiste ist, wenn man die Wertsteigerung hernimmt, gut gewählt, aber das ist nicht der erste Punkt. Sondern, ob es mir gefällt, und natürlich soll es überwiegend von jungen Künstlern sein, weil etabliert kaufen kann jeder, wenn man das nötige Geld hat.

LEADERSNET: Ihre Sammlung beinhaltet auch Werke von den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart wie Maria Lassnig oder Franz West …

Marko: Natürlich stößt man auf der Suche nach jungen Künstlern auf die sehr guten und etablierten Künstler, die sich gesamt gesehen bei der Betrachtung als schöne Symbiose für die Hotelgäste erweisen. Andererseits geht es darum, ein gutes Gespür zu haben und rechtzeitig zu kaufen.


© MARKO-Hotels

LEADERSNET: Wie entdecken Sie heute neue Künstler?

Marko: Um neue Künstler zu entdecken, ist es wert, die Entwicklung von jungen Künstlern im Auge zu behalten und diese auch in ihren Ateliers zu besuchen. Gute persönliche Verbindungen zu den Künstlern sowie zur Kunstszene, die dauerhaft auf der Suche nach jungen Talenten ist, und auch der ein oder andere Blick in die Literatur erweisen sich als hilfreich.

LEADERSNET: Wenn Kunstwerke so ungeschützt ausgestellt werden wie in Ihren Hotels: Hatten Sie schon einmal Probleme mit Beschädigungen, Vandalismus oder Diebstahl?

Marko: Nein. Die Leute sind respektvoll. Meine Gäste schätzen beim Aufenthalt in meinen Hotels die vielen Kunstwerke und Exponate und deren Freizugänglichkeit.


© Gerhard Krispl

LEADERSNET: Auf Ihrer Website ist zu lesen: Was Helmut Marko bei Autos mag, mag er auch bei seinen Hotels: Individuelle Setups, perfekt abgestimmt. Klingt nach Präzisionsarbeit – wie geht Ihr Team damit um?

Marko: Präzisionsarbeit gehört in der Formel-1 zu den Basics, genau wie im echten Leben. Mein Team arbeitet engagiert mit eben dieser Präzision und viel Liebe zum Detail. Dieses Engagement ist für mich nicht nur in der Formel-1 Voraussetzung, sondern ist für mein Team auch im Umgang mit unseren Hotelgästen im täglichen Ablauf essenziell.

LEADERSNET: Sie feiern demnächst Ihren 80er! Wie schaffen Sie es, als viel beschäftigter Red-Bull-Motorsport-Manager auch noch vier Hotels zu führen und sich "nebenbei" der Kunst zu widmen?

Marko: Durch gutes Zeitmanagement und gute Mitarbeiter:innen. Und man lernt im Laufe der Zeit, dass man sich selbst nur mit dem Wesentlichen beschäftigt und andere Sachen delegiert. Ich lebe mein Leben so, wie es für mich am besten ist.

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