Wiener Agentur führt 32-Stunden-Woche bei vollem Gehalt ein

"Die Arbeitsleistung ist nicht gesunken. Wir arbeiten jetzt viel konzentrierter." Auch Tourismusbetriebe und ein von Florian Gschwandtner mitgegründetes Unternehmen setzen bereits auf Arbeitszeitverkürzung. 

Nach einem Pilotversuch führt die Wiener Agentur "unite – Software Development" die 32-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Gehalt fix ein. "Die Arbeitsleistung ist nicht gesunken. Natürlich gibt es ab und zu Zeitdruck, aber wir arbeiten jetzt viel konzentrierter, effizienter und haben unsere Strukturen gestrafft, zum Beispiel unsere Meetings verkürzt", so Unite Gründer Franz Wilding im Gespräch mit dem österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Wie sich seine Mitarbeiter:innen die 32-Stunden-Arbeitszeit einteilen, bleibt ihnen überlassen, ergänzt er.

Der Unternehmer ist sich sicher, dass kürzere Arbeitswochen zu "mehr Energie und gleichzeitiger Entschleunigung" führen werden. Die Arbeitszeitverkürzung in seinem Unternehmen soll aber auch dazu dienen, offene Stellen leichter und schneller zu besetzen.

"Gerade junge Arbeitnehmer:innen fordern seit Jahren eine gute Work-Life-Balance. Aus vielen Studien und Beispielen aus der Arbeitswelt wissen wir, dass verkürzte Wochenarbeitszeiten eine deutliche Entlastung für Individuen, Familien und die Gesellschaft insgesamt bringen", kommentiert Charlotte Reiff, Expertin für Sozialpolitik im ÖGB.

Auch im Tourismus erprobt

36 Stunden pro Woche arbeiten und dann drei Tage frei haben, können Arbeitnehmer:innen auch seit Kurzem im Parkhotel Brunauer in Salzburg. Die Arbeitszeitverkürzung, es ist dies die erste in einem Hotelbetrieb im Bundesland Salzburg, sei eine Antwort auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen."Wir wissen, dass eine gute Work-Life-Balance von zentraler Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit und auch die Berufswahl ist", sagt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. Die Gäste werden von der Umstellung nichts bemerken: Serviceangebote und Öffnungszeiten bleiben gleich.

"Mehr Zeit für das Leben"

"Lange Arbeitswochen führen bei vielen Menschen zu geistiger Erschöpfung und gesundheitlichen Beschwerden. Durch die 4-Tage-Woche möchten wir diesen Beschwerden vorbeugen, Burnouts vermeiden und unsere Mitarbeiter:innen gesünder und zufriedener machen", erklärt Michael Hurnaus, der mit Florian Gschwandtner Tractive gegründet hat, und operativ als Geschäftsführer tätig ist. Die Aussicht auf mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys soll aber vor allem auch die Produktivität und Motivation der Beschäftigten ankurbeln und neue Fachkräfte anlocken.

70 Unternehmen mit 3.300 Mitarbeiter:innen

Siebzig britische Unternehmen führen versuchsweise die 32-Stunden-Woche bei vollem Gehalt ein. Organisiert und koordiniert wird das Projekt von der Gruppe "4 Day Week Global". "100-80-100" lautet die von den Organisatoren ausgerufene Devise: 100 Prozent Produktivität bei 80 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Lohn.  Die Viertagewoche würde eine "dreifache Dividende" abwerfen: nämlich für Mitarbeiter, Unternehmen und das Klima, kommentiert Soziologin Juliet Schor vom Boston College.

www.unite.co.at

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