So gut wie in allen Ländern, in denen Amazon mit eigenen Niederlassungen oder Verteilzentren vertreten ist, gibt es Kritik an den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:innen. Auch in Österreich prangert die Arbeiterkammer (AK) regelmäßig die vorherrschenden Zustände an.
Erst im vergangenen Oktober wurde von der AK Wien eine geförderte Studie der Wirtschaftsuniversität präsentiert, in der unter anderem von ausbeuterischen Bedingungen bei Amazon-Paketzusteller:innen die Rede war. Der US-Online-Händler wies die Vorwürfe stets zurück. Aktuell expandiert Amazon in Österreich und sucht deshalb für seinen neuen Standort in der Nähe von Klagenfurt neue Mitarbeiter:innen.
Militärischer Hintergrund
Dabei lässt vor allem eine Stellenausschreibung von Amazon Österreich vermuten, dass es in dem Unternehmen mitunter auch einmal etwas rauer zugehen kann. Konkret sucht Amazon hierzulande einen "Schichtleiter für Führungskräfte mit militärischem Hintergrund".
Entscheidend für eine Führungsposition in unseren Standorten sei die Fähigkeit ein Team zu führen, Mitarbeiter:innen zu motivieren und zu inspirieren, sich und dem Team ambitionierte und erreichbare Ziele zu setzen und diese Ziele dann zusammen umzusetzen. Viele Zeitsoldatinnen und -soldaten hätten jahrelang solche wertvollen Erfahrungen gesammelt und Amazon biete die Möglichkeit, diese Erfahrungen und das Wissen nun in der Wirtschaft einzubringen, ist in dem Jobinserat zu lesen. Darüber hinaus erfährt man darin, dass das Military Recruiting Team von Amazon als Ansprechpartner zur Verfügung stehe.
GPA-Chefin übt Kritik
Kritik an dem Stellenangebot kommt von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Gegenüber Mein Bezirk äußerst die Kärntner GPA-Geschäftsführerin Jutta Brandhuber Bedenken. "Man sagt, das Bundesheer in Krisenzeiten ist ja sehr wichtig. Aber ein Logistiklager ist ja keine Krise, da brauche ich Teamarbeit, das kann ja keine Hierarchie von oben herab sein. Daher ist so eine Ausschreibung ungewöhnlich und merkwürdig."
Darüber hinaus plädiert Brandhuber für die Installation eines Betriebsrates. Sie wolle im neuen Verteilzentrum nämlich keine Zustände wie in Deutschland. In unserem Nachbarland ruft die Gewerkschaft Amazon-Mitarbeiter:innen regelmäßig zu Streiks auf, um gegen die dort vorherrschenden Arbeitsbedingungen zu demonstrieren.
Kritik an Kritik
In den Reihen des Bundesheeres kann man die Kritik der GPA wiederum nicht verstehen. So weist etwa der Präsident der Unteroffiziersgesellschaft Steiermark, Andreas Matausch, in einer Aussendung, die sich direkt an Branduber richtet, deren Aussagen zurück: "Ich kann, in diesem Zusammenhang, nur von völliger Ahnungslosigkeit ausgehen. Andernfalls müsste ich eine vorsätzliche Diskreditierung des Berufsstandes der Offiziere und Unteroffiziere annehmen. Auch unsere Kameraden im Milizstand stellen sich neben ihren Berufen in der Wirtschaft noch den zusätzlich fundierten Führungskräfteausbildungen (bspw. an der Heeresunteroffiziersakademie, Militärakademie oder Landes-Verteidigungsakademie) und verfügen damit über weitreichende Fertigkeiten und Kenntnisse, von denen Sie offenbar ein völlig falsches Bild haben." (ts)
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