Richard Nimmerrichter prägte Österreichs Medienlandschaft nachhaltig. Unter dem bekannten Pseudonym Staberl, eine Figur aus dem Wiener Volkstheater des 19. Jahrhunderts, schrieb er seit 1965 bis in die frühen 2000er-Jahre für die Krone. 13.000 Kolumnen wurden veröffentlicht und sorgten in ganz Österreich für Gesprächsstoff. Der "meistgeliebte und der meistgehasste Kolumnist, den die Krone je hatte, schrieb "gegen Linke, Liberale und Political Correctness", war gegen die Große Koalition und trat "für den damaligen FPÖ-Chef Jörg Haider als Hecht im politischen Karpfenteich auf."
In 36 Jahren nur zweimal nicht erschienen
"Es ist mir alles besser gelungen, als ich mir in meinen kühnsten Träumen vorstellen hätte können. Mehr kann man vom Leben nicht verlangen. Als Hans Dichand mich von der Weltpresse abgeworben hat, wollte ich ja nur dreimal pro Woche schreiben. Aber er meinte: 'Entweder täglich oder gar nicht, das können Sie sich jetzt aussuchen.' Da habe ich es halt probiert. Meine Kolumne ist in 36 Jahren nur zweimal nicht erschienen: einmal beim Zeitungsputsch und einmal, da war ich Tauchen am Roten Meer und hab' das Flugzeug versäumt", sagte er in einem Interview 2020. 156 Mal wurde Nimmerrichter für seine Krone-Kolumne geklagt, 58 Mal verurteilt, meist wegen übler Nachrede.
Herabsetzung des Dokumentationsarchivs
Er hat beispielsweise das DÖW als "Denunziationsarchiv" bezeichnet. "Damit wurden die Berufspflichten der österreichischen Presse grob verletzt", so der Presserat im Jahre 2001. Die Bezeichnung "Denunziationsarchiv" für DÖW stelle eine schwere Verletzung journalistischer Verantwortung dar. Es könne nicht hingenommen werden, dass eine dem Staatswohl unbestritten dienende Einrichtung in strafrechtlich relevanter Weise herabgesetzt werde. Bezüglich der Kolumne vom 4.11.2000 über die Zulässigkeit der Bezeichnung "Neger" sah der Österreichische Presserat aber keinen Grund zum Einschreiten.
Neben Krone zählten auch United Press, die Welt am Montag, die Weltpresse und der Express zu seinen Auftraggebern. Seine Kolumnen fanden sogar den Weg in die Weltliteratur: Elfriede Jelinek verarbeitete in "Stecken, Stab und Stangl", das in Reaktion auf einen rechtsextremen Bombenanschlag im Burgenland im Jahr 1995 entstanden ist, zahlreiche "Staberl"-Zitate. Als ein Gericht 2004 der Kronen Zeitung "antisemitische und rassistische Untertöne" attestierte, wurden für diesen Befund etliche "Staberl"-Kolumnen als Beleg angeführt.
Nimmerrichter vererbt sein Vermögen (abgesehen von seiner Bildersammlung, die an das Land Niederösterreich geht) an "Rettet den Stephansdom", schreibt die Krone. (jw)
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