A1, Magenta und Drei wollen Netflix zur Kasse bitten

| 18.01.2022

Die heimischen Telekommunikationsfirmen sind nicht damit einverstanden, dass Videostreamingdienste ihre teuer gebauten Netze nutzen, ohne dafür zu bezahlen.

A1, Drei und Magenta wollen nicht länger akzeptieren, dass Netflix ihre Netze ohne jegliche Kosten nutzen darf. Die drei Telekommunikations-Unternehmen sind laut eigenen Angaben maßgeblich für den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Österreich verantwortlich und sprechen sich dafür aus, Streamingplattformen wie Netflix oder Disney+ künftig an den Netzkosten in Form einer Gigabit-Infrastrukturabgabe zu beteiligen.

Datenvolumen seit 2019 um 50 Prozent gestiegen

Die Anforderungen an die heimischen Netze in Form von Datenvolumen stiegen mit Pandemiebeginn temporär an und wuchsen seitdem kontinuierlich: Mittlerweile machen Videoinhalte 70 bis 80 Prozent des Internetverkehrs aus. Insgesamt kann eine Steigerung von 50 Prozent des Datenverkehrs verzeichnet werden. Das Volumen des Datenverkehrs der drei Netzbetreiber stieg damit insgesamt von rund 5,6 Millionen Terabyte (TB) im Jahr 2019 auf rund 8,6 Mio. TB im Jahr 2020 im Festnetz- und Mobilbereich an – ein Anstieg von über 50 Prozent. Sprachtelefonie macht am Gesamtverkehr nur noch einen geringen Anteil aus.

Streaming-Plattformen sollen Beitrag leisten

Dieser wachsende Teil des Netzwerkverkehrs, der mit 50 Prozent den Löwenanteil des gesamten Datenverkehrs verantwortet, wird laut A1, Magenta und Drei hauptsächlich von großen US-Streaming-Plattformen generiert und monetarisiert. Die laufenden Netzwerkinvestitionen dafür trage hingegen der heimische Telekommunikationssektor und die privaten Haushalte über ihre Internettarife, während die großen bandbreitenhungrigen Streaming-Plattformen die Infrastruktur kostenlos nützen und kaum zur heimischen Wertschöpfung beitragen, so die Chefs der drei Unternehmen.

Es sei daher notwendig, regulatorische Akzente Richtung faires Verursacherprinzip zu setzen, um die Beziehungen zwischen den globalen Technologiegiganten und dem digitalen Ökosystem in ein nachhaltiges Gleichgewicht zu bringen und nachhaltige Wertschöpfungskreisläufe sicherzustellen. Eine Gigabit-Infrastrukturabgabe nach dem Verursacherprinzip würde neben den Netzüberlastungskosten erstmals auch die gesamten sozialen Kosten des Datenverkehrs erfassen, insbesondere die durch CO2-Emissionen beim Energieverbrauch entstandenen Umweltkosten.

Milliarden-Investition

Knapp 700 Millionen Euro werden derzeit jährlich in die heimische Netzinfrastruktur investiert, bis zur österreichweiten 5G-Abdeckung im Jahr 2023 werden rund drei Milliarden Euro an privatem Kapital fließen. Beim Glasfaserausbau in Österreich gehen die Anbieter zusätzlich von einer Investitionslücke in Höhe von fünf Milliarden Euro aus.

Statements

Die Chefs der drei Unternehmen haben sich zu ihrer Forderung wie folgt geäußert: Marcus Grausam, CEO A1 Telekom Austria: "Um den flächendeckenden Breitbandausbau zu beschleunigen, sollte die Finanzierungslücke durch jene geschlossen werden, die von der digitalen Infrastruktur auch am meisten profitieren. Dieser Kostenbeitrag könnte zweckgewidmet direkt in den Breitbandausbau fließen und so zur Nachhaltigkeit des digitalen Ökosystems beitragen."

Andreas Bierwirth, CEO Magenta Telekom Austria: "Damit digitale Investitionen in Österreich, aber auch in Europa, nachhaltig sind und heimische digitale Dienste gedeihen können, muss sichergestellt werden, dass Wertschöpfung dort gebunden wird, wo sie passiert. Wenn wir es nicht schaffen, ein faires Verursacherprinzip im Datenökosystem zu implementieren, dann degradiert sich Europa zum reinen Infrastrukturbereitsteller, bei dem die Bevölkerung für die Infrastrukturkosten aufkommt, und nicht jene Unternehmen, die sie auch verursachen."

Rudolf Schrefl, CEO Hutchison Drei Austria: "Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass die digitale Infrastruktur kritisch dafür ist, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse aufrecht zu erhalten – Österreich und Europa müssen mit proaktiver digitaler Standortpolitik das Investitionsklima verbessern, um die notwendigen privaten Investitionen zu stimulieren, die für den flächendeckenden Gigabit-Ausbau und ein nachhaltiges digitales Ökosystem essenziell sind." (red)

www.internetoffensive.at

Auf die Idee muss man mal kommen, einerseits die Kunden für das Datenvolumen zahlen zu lassen und dann noch einmal beim Streaminganbieter abkassieren

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