"S Immo ist alleine sehr ertragsstark"

S-Immo-Vorstand Bruno Ettenauer spricht über das Übernahmeangebot der Immofinanz, seine Pläne für die S Immo und warum er davon abrät, das Angebot anzunehmen.

Immofinanz will S Immo schlucken. LEADERSNET hat S-Immo-Vorstand Bruno Ettenauer kurz vor der Hauptversammlung zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Sie empfehlen Ihren Aktionären das Angebot der Immofinanz abzulehnen. Würden Sie Ihre Hauptargumente für diese Empfehlung noch einmal erläutern? 

Ettenauer: Gerne. Eines möchte ich vorwegschicken: Wir sprechen uns gegen das aktuelle Übernahmeangebot nicht aus, weil wir uns einer Übernahme generell verwehren. Aber: Die Parameter müssen stimmen und im Sinne unserer Aktionärinnen und Aktionäre fair sein. Der aktuelle Angebotspreis von 22,25 Euro pro Aktie spiegelt den Wert der S Immo aber in keiner Weise wider.

LEADERSNET: Warum ist das so?

Ettenauer: Der Angebotspreis liegt zum einen deutlich unter dem angepassten EPRA-NAV von 26,24 Euro (Basis: 1. Quartal 2021). Gleichzeitig liegt er deutlich unter dem durchschnittlichen Kursziel der aktuellen Research-Analysen, dem Buchwert der S Immo Aktie in den Büchern der Immofinanz sowie deutlich unter den Börsenkursen der S Immo vor Covid-19. Und last but not least liegt der Angebotspreis ebenso deutlich unter dem fundamentalen stand alone-Wert der S Immo . Daher empfehlen wir allen S Immo Aktionären, ihre Aktien zu behalten und in der außerordentlichen Hauptversammlung am 24. Juni gegen die Aufhebung des Höchststimmrechts zu stimmen.

LEADERSNET: Die Immofinanz unterstellt Ihnen bzw. der S Immo "konservierte Ertragsschwäche", wenn die Übernahme nicht zustande kommt und die S Immo als eigenständige Gesellschaft bestehen bleibt. Teilen Sie diese Sorge?

Ettenauer: Da kann ich ganz beruhigt sagen: Diese Sorge teile ich kein bisschen. Die S Immo ist sehr ertragsstark. Das zeigt sich unter anderem darin, dass der EPRA-NAV in den letzten 10 Jahren im Durchschnitt um mehr als elf Prozent pro Jahr gewachsen ist. Der Total Return – im Sinne der Kursentwicklung inklusive Dividende – liegt im selben Zeitraum bei knapp 14 Prozent pro Jahr. Das sind Spitzenwerte im europäischen Immobiliensektor. Das Stand alone-Szenario sichert diese Ertragsstärke. Für die Aktionäre bedeutet das hohe Dividendenfähigkeit und weiteres Kurspotenzial.

LEADERSNET: Nun findet die außerordentliche Hauptversammlung statt, bei der über das Höchststimmrecht abgestimmt wird. Falls die Immofinanz mit ihrem Antrag, das Höchststimmrecht abzuschaffen, erfolgreich ist – was bedeutet das für die Aktionäre beziehungsweise für das Angebot?

Ettenauer: Wichtig ist mir zu betonen, dass auf der Hauptversammlung nicht über das Angebot abgestimmt wird. In den letzten Tagen hat man vermehrt den Eindruck gewonnen, dass in der Hauptversammlung quasi die finale Entscheidung getroffen wird – das stimmt so nicht. Die Immofinanz hat im Übernahmeangebot die freiwillige Bedingung formuliert, dass das Angebot nur zustande kommt, wenn das Höchststimmrecht von der Hauptversammlung abgeschafft wird. Sie kann auf diese Bedingungen gegebenenfalls auch verzichten. Gleichzeitig ist das Angebot nicht automatisch erfolgreich, wenn das Höchststimmrecht im Zuge der Hauptversammlung aufgehoben wird. Der Erfolg des Übernahmeangebots hängt dann noch davon ab, ob bis zum voraussichtlichen Ende der Angebotsfrist am 16.07.2021 die gesetzlich erforderliche Mindestannahmequote von mehr als 50 Prozent der angebotsgegenständlichen Aktien zustande kommt. Diese Bedingung ist im Gegensatz zu der freiwilligen Bedingung verpflichtend.

LEADERSNET: Sollte die S Immo tatsächlich eigenständig bleiben, wie schauen dann Ihre konkreten Pläne aus? Man munkelt, Sie wollen dann Ihre Immofinanz Aktien los werden?

Ettenauer: Ganz klarer Plan ist es, dass wir unsere Beteiligungen an der Immofinanz und an der CA Immo verkaufen. Den Erlös werden wir in den Ankauf ertragsstarker Immobilien re-investieren sowie die profitable Entwicklung unserer Grundstücksreserven, insbesondere auch im Berliner Einzugsgebiet, vorantreiben. Damit fokussieren wir wieder auf unser Kerngeschäft, stärken unseren Cashflow nachhaltig und sichern unsere Dividendenfähigkeit.

LEADERSNET: Zu guter Letzt eine organisatorische Frage: Bis wann haben S Immo Aktionäre Zeit, sich für oder gegen das Angebot zu entscheiden?

Ettenauer: Aktuell läuft die Angebotsfrist bis 16. Juli, die Immofinanz hat die Möglichkeit, die Frist auch kurzfristig noch zu verlängern. Wir führen zum Halbjahr eine externe Bewertung unseres Portfolios durch. Ich empfehle dringend, mit der Entscheidung über die Annahme des Angebots jedenfalls bis zu dieser Veröffentlichung zu warten. Nur so ist eine Entscheidung auf Basis möglichst aktueller Daten gegeben. Wir werden dieses Ergebnis rechtzeitig vor Ende der Annahmefrist veröffentlichen, so dass unsere Aktionärinnen und Aktionäre es in die Entscheidungsfindung einfließen lassen können. (red)

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