Mediale Hetzjagd auf unbescholtene Bürger?

Julia Emma Weninger expressis verbis über "den Urlaub auf Mallorca", von dem ganz Österreich spricht, und was die Medien daraus machen.  

Was ist da los in der Medienwelt? Einseitige Berichterstattung, mediale Hetzjagd auf unbescholtene Bürger aufgrund von nicht nachvollziehbaren Vorkommnissen. Irgendwelche Zitate werden ungeprüft übernommen, Berichterstattung ohne Recherche ist an der Tagesordnung und sogar hochkarätigste Medien übernehmen Quellen wie ZackZack.

Hintergrund ist folgender: Der Chefredakteur der Peter-Pilz-Plattform Zack Zack, hat sich an das Hinweisgebersystem der WKStA gewandt und wurde kurz darauf als Zeuge einvernommen. Der Vorwurf: Bundeskanzler Sebastian Kurz hätte sich 2018 von der Unternehmerin Gabi Spiegelfeld in ihr Haus auf Mallorca zum Urlaub einladen lassen. Beide haben dementiert, dass es zu besagtem Treffen gekommen ist.

Der Journalist selbst will seine Quelle nicht bekannt geben und beruft sich auf das Redaktionsgeheimnis. Er hätte bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft jedenfalls wahrheitsgemäß ausgesagt. Als Reaktion darauf seien angeblich ausgewählte Medien zu einem Hintergrundgespräch geladen worden. LEADERSNET war nicht dabei, völlig zu Recht, da politische Umtriebe ja wirklich nicht unser Metier sind und wir uns auf unsere Kernkompetenzen Wirtschaft und Businesssociety fokussieren. Daher können wir nun auch an dieser Stelle nicht mit dem Einvernahmeprotokoll aus dem Akt aufwarten, das den anwesenden Journalisten angeblich ausgeteilt wurde.

"Frühstück mit XY"

Nebulos gesehen scheinen jedenfalls manche Journalisten und "Twitter-Stars" über vermeintlich passierte Dinge früher informiert als der U-Ausschuss und tragen dann womöglich sogar zu dessen Behinderung bei.  

So kann aus einem ein bis zwei Minuten Telefonat durchaus ein 50 Minuten Gespräch werden und informative größere Veranstaltungen mutieren zu intimen Kaffeekränzchen und Spendenpartys.

"Derartige Berichterstattung nimmt allen engagierten Menschen, die positive Initiativen für den Wirtschaftsstandort Österreich setzen wollen, die Freude am Gestalten. Alles was gut gemacht wird, wird in den Dreck gezogen", so Gabi Spiegelfeld im Gespräch mit LEADERSNET. "Wenn jemand wirklich etwas bewegt, dann passiert so etwas. Das ist demotivierend."

Ausgewogenheit, Objektivität, Fairness

Journalismus wird ja oft als vierte Macht im Staat bezeichnet. Faktenbasierte und neutrale Berichterstattung mit journalistischer Sorgfaltspflicht sind die Grundlage für die Qualität der Arbeit. 

Ausgewogenheit, Objektivität, Fairness, Neutralität sind aber in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen, denn jeder Journalist ist ja a, auch ein Mensch in all seinen persönlichen Bedingtheiten und b, auch dem hohen Druck nach Clicks ausgesetzt: Redakteure und Journalisten statten Überschriften gerne mal mit "attraktiven" Ködern aus – auch wir von LEADERSNET machen ab und zu davon Gebrauch. Nur sollte man dabei darauf achten, dass man dabei nicht "alternative Fakten" suggeriert und Vorverurteilungen durch die Leser fördert – gerade in medial so schnelllebigen Zeiten wie heute, wo sich bei vielen Menschen die Informationsbeschaffung aufs Lesen von Überschriften und Teasern beschränkt.

Medien existieren nicht im herrschaftsfreien Raum. Social Media hingegen aber schon. Problematisch wird es, wenn sich plötzlich jeder als Aufdecker fühlt und irgendetwas veröffentlicht. Noch problematischer ist es aber, wenn normalerweise seriöse Medien ungeprüft diese Informationen veröffentlichen – und so bis dato unbescholtene Bürger einer medialen Vorverurteilung ausliefern und ungewollt ins Rampenlicht stellen. 


 

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Mag. Julia Emma Weninger

Chefredakteurin LEADERSNET
Chefredakteurin LEADERSNET Luxury News

Opinion Leaders Network GmbH

j.weninger@leadersnet.at

Wolfgang Peterlik
Danke für diesen erfrischend medienkritischen Kommentar, der sicher nicht nur mir aus der Seele gesprochen hat!

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