"Bei unserem gut etablierten Zwei-Schichten-Modell basiert das Arbeiten im Büro auf Freiwilligkeit"

Ralf-Wolfgang Lothert, Director Corporate Affairs & Communication und Mitglied der Geschäftsleitung JTI Austria, stellt seine Best-Practice für Teamaktivitäten ohne Infektionsrisiko vor und spricht im Interview über die innere Dynamik, die jede Organisation ausmacht, sowie spezielle Herausforderungen, die sich durch Remote Working ergeben.


JTI Austria / Austria Tabak ist das größte Tabakunternehmen in Österreich und beschäftigt hierzulande rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben dem Team im Büro im 3. Bezirk und dem Außendienst gehören am Standort Ottakring auch das Umweltanalytik-Labor Ökolab und Tobaccoland, der wichtigste Großhändler der Branche, zur Unternehmensgruppe. LEADERSNET hat Ralf-Wolfgang Lothert, Director Corporate Affairs & Communication JTI Austria, zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Wie haben Sie JTI Austria bisher durch die Corona-Krise manövriert?

Lothert: JTI Austria ist als Unternehmen gut und sicher durch die erste Phase der Corona-Krise gekommen, dabei hatten Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer oberste Priorität. Als Zulieferer für die österreichischen Trafiken während des Lockdowns systemrelevant, stand der Betrieb zu keinem Zeitpunkt still. Das Business läuft kontinuierlich normal weiter, Kurzarbeit musste glücklicherweise nicht angemeldet werden und es kam zu keinerlei Personalabbau.

LEADERSNET: Auch Homeoffice ist seit Ausbruch der Pandemie ein großes Thema. Wie wird das bei Ihnen umgesetzt?

Lothert: Seit März wird bei JTI grundsätzlich und kontinuierlich, wo immer es möglich ist, Working from Home umgesetzt. Und so basiert selbst beim gut etablierten Zwei-Schichten-Modell das Arbeiten im Büro auf Freiwilligkeit. Nach mehr als einem halben Jahr der Ausnahmesituation – auch neue Realität genannt – hält der Zustand der allgemeinen Unsicherheit nun doch länger an, als es bei Ausbruch der Pandemie klar war.  Jetzt gilt es, Durchhaltevermögen zu beweisen und kreativ zu sein. Das betrifft vor allem auch die Bemühungen, den Zusammenhang innerhalb der Teams aufrecht zu erhalten, was in Zeiten von Homeoffice und räumlicher Distanz eine spezielle Herausforderung darstellt. Und auch in Hinblick auf den bevorstehenden schwierigen Winter heißt es, jetzt weiter zu denken.

LEADERSNET: Was wird jetzt aus dem Teamspirit?

Lothert: Der Mensch ist ein soziales Wesen und sehnt sich generell nach Gemeinschaft. Wie immer bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Der Mensch ist aber auch ein Wesen, das sich an unterschiedlichste Situationen anpassen und rasch neue Verhaltensweisen annehmen kann. Diese sozialen Normen, die unser Zusammenleben regeln, sind stetig im Wandel. Die Corona-Pandemie hat diesen Veränderungen zu einem neuen Tempo verholfen und innerhalb kurzer Zeit haben sich eine Vielzahl an Verhaltensnormen verändert. So haben wir uns überraschend schnell das Händeschütteln bei Begrüßung und Verabschiedung abgewöhnt. Das Abstandhalten ist zur Pflicht geworden und größere Menschenansammlungen wirken wie aus einer anderen Zeitrechnung, sogar wenn man sie nur im Fernsehen sieht.Das mag in dieser Situation gut sein, oder zumindest vernünftig.

LEADERSNET: Aber wie kann man als Organisation unter diesen Umständen und neuen Verhaltensregeln weiter als Team bestehen?

Lothert: Es geht um viel mehr als nur das Zusammenarbeiten. Es geht um die innere Dynamik, die jede Organisation ausmacht. Wir sind traditionell ein Unternehmen, das viele Events mit und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veranstaltet und einen eigenen "Sports & Culture Club" betreibt. Vielen Kolleginnen und Kollegenfehlt dieser gemeinschaftliche Aspekt.

LEADERSNET: Haben Sie die  Zeit zwischen den beiden Lockdowns für gemeinschaftliche Aktivitäten nutzen können?

Lothert: Ja, es mag zwar nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber wir konnten in diesem Zeitraum sichere Team-Events ohne Infektionsrisiko entwickeln.

LEADERSNET: Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?

Lothert: Die jährliche Ehrung unserer Jubilare durfte auch 2020 nicht ausfallen. Wir haben dafür ein Autokino angemietet, Sicherheitsabstände waren kein Thema. Nach der Ehrung haben wir gemeinsam, jeder in seinem Auto und zum Teil mit familiärer Begleitung, den Klassiker Grease angesehen.

Ein HR-Workshop fand in der Galopprennbahn Freudenau statt. Jeder Kollege/jede Kollegin hatte eine eigene Loge auf der Tribüne für sich und dazu noch jede Menge Frischluft. Die Verpflegung kam in vorab abgepackten Lunchpaketen.

LEADERSNET: Wird es eine Weihnachtsfeier geben?

Lothert: Natürlich. Dass die Weihnachtsfeier in diesem Jahr nur virtuell stattfinden kann, ist natürlich ein Wehrmutstropfen. Wir möchten auf einen gemeinsamen Abschluss dieses so herausfordernden Jahres allerdings nicht vollständig verzichten. (jw)

www.jti.com

leadersnet.TV