N26-Betriebsratsgründung: Zuerst kam die Polizei, dann die Einsicht

Das Management versuchte Versammlungen der Mitarbeiter zu torpedieren, ruderte dann in einem Statement aber zurück.

Ein Betriebsrat stünde "gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben". Mit diesen Worten reagierten die N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal noch kürzlich auf die Ankündigung von Mitarbeitern, einen Betriebsrat gründen zu wollen. In der vergangenen Woche eskalierte der Streit darüber schließlich: Das Management hatte mit der Begründung der Nicht-Einhaltung von Hygienevorschriften eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichtes Berlin gegen eine Versammlung der Mitarbeiter erwirkt.

Gewerkschaften springen als Veranstalter ein

Diese konnten die Mitarbeiter jedoch umgehen, nachdem die Gewerkschaft Verdi als Veranstalter für die erste Zusammenkunft am vergangenen Donnerstag in die Bresche sprang. Auch gegen die zweite Versammlung am Freitag versuchte das N26-Management eine einstweilige Verfügung zu bekommen, woraufhin die Gewerkschaft IG-Metall als Veranstalterin für das Treffen auftrat.

Somit konnten am Ende beide Versammlungen stattfinden – jene am Freitag unter Anwesenheit der Polizei, die das Sicherheits- und Hygienekonzept überprüfen sollte – und ein Wahlvorstand für den zukünftigen Betriebsrat nominiert werden.

Uneinigkeit in der Führungsebene

Dass in der Führungsebene des Start-ups nicht unbedingt Einigkeit über die Betriebsratsambitionen der Mitarbeiter herrschte, zeigt ein Mail des Technikvorstandes Gino Cordt an die Mitarbeiter, wie Finance Forward berichtet. "Ich ermutige jeden, das morgige Event im Hofbräuhaus zu besuchen", zitiert das Finanzmagazin aus der E-Mail von Cordt. "Ich freue mich darauf, euch morgen vor dem Mittagessen nicht im Büro zu sehen."

Stalf entschuldigt sich

Mittlerweile hat auch N26-Gründer Valentin Stalf zurückgerudert. In einem Posting auf der Plattform LinkedIn entschuldigt sich der Österreicher für die Vorgangsweise der Unternehmensführung: "Ich bin sicher, dass in diesem Moment bereits viele von Ihnen mitbekommen, dass wir dabei sind, einen Betriebsrat bei N26 einzurichten. Als Gründer war es schwer zu erkennen, wie sich die Diskussion in den letzten Tagen entwickelt hat. Dies spiegelt nicht wider, wie wir als Team normalerweise zusammenarbeiten. Letzten Endes fühlen ich und mein Führungsteam bei N26 uns für die Eskalation der Debatte verantwortlich. Und wir möchten uns für die letzten paar Tage entschuldigen."

Das Führungsteam habe die formelle Arbeitnehmervertretung "immer unterstützt", so Stalf weiter. Es stimme zwar, dass die N26-Führung glaube, ,dass "es eine modernere, digitalere und globalere Alternative zu einem traditionellen Betriebsrat geben könnte", insbesondere für ein "vielfältiges internationales Unternehmen" wie N26. "Davon abgesehen unterstützen wir die formelle Arbeitnehmervertretung in allen ihren Formen, einschließlich eines traditionellen Betriebsrats, voll und ganz." Deshalb wolle man dazu beitragen , "sichere und gut geplante Wahlen in Zusammenarbeit mit den Initiatoren des Betriebsrats zu organisieren". Und weiter: "Wir verpflichten uns, alle weiteren Pläne zu unterstützen." Niemals sei es darum gegangen, die Bildung eines Betriebsrates zu verhindern, versucht Stalf glaubhaft zu machen aber erntet mit seinem Statement vor allem Kritik in den Kommentaren auf LinkedIn. (as)

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