"Das Ganze ist doch viel spannender, wenn man dabei ein Schnitzel essen kann"

Raimund Novotny, Mastermind des Riding Dinner, im Interview, wie man Wien mit allen Sinnen erleben kann, warum sein Business polarisiert und wie er sich einen rollenden Christkindlmarkt vorstellt.

Im Fiaker fahren und dabei Essen, trinken und Sehenswürdigkeiten erleben: Vereinfacht gesagt ist das ein Riding Dinner. Was aber wirklich hinter dem Konzept steckt, warum man auch in Dubai in diesen speziellen Genuss kommen kann, wie man mit dem Tierschutz umgeht und warum man deshalb eine Tour zu Thema "Geheimnisse der Fiaker" anbietet, erläutert Gründer Raimund Novotny im Interview.

LEADERSNET: Sie bieten ein völlig neues Konzept an. Wie kam es zur Idee?

Novotny: Grundsätzlich lernten wir, Raimund Novotny und Marco Pollandt, uns beim gemeinsamen Arbeiten in einem Luxushotel der Wiener Innenstadt kennen – und die gemeinsame berufliche Tätigkeit war auch gleichzeitig der Ursprung von allem.

Wir waren gerade am Heimweg von einem Feierabend-Bier, haben dabei etliche Fiaker gesehen und meinten beide, dass es zwar recht nett sei, aber ehrlich gesagt langweilig ist. Das Ganze wäre doch viel spannender, wenn man dabei vielleicht ein Schnitzel essen kann oder ein Gläschen Sekt genießen könnte. Immerhin kann man ja auch in Venedig in einer Gondel essen und trinken. Viel länger hat das erste Gespräch diesbezüglich eigentlich auch nicht wirklich gedauert. Nachdem uns das Thema dann einige Tage nach dem ersten Gespräch immer noch nicht aus dem Kopf gegangen ist, haben wir recherchiert, ob es denn sowas schon gibt.

LEADERSNET: Dann schritten Sie gleich zur Tat?

Novotny: Nachdem wir zu dem Thema nichts gefunden haben, haben wir uns einfach mal hingesetzt, ein kleines Brainstorming gemacht, alles aufgeschrieben was uns dazu eingefallen ist und überlegt, was man denn alles für die Umsetzung benötigt. Dieses Brainstorming hängt heute bei uns im Office und man muss echt sagen, es fasziniert uns immer wieder, dass die heutige Firma auf diesem einen Blatt Papier aufgebaut wurde, denn 70-80 Prozent von dem was wir da drauf gekritzelt haben ,ist auch tatsächlich so Realität. Schließlich und endlich haben wir uns dann regelmäßig für das Projekt zusammengesetzt und versucht erstmal einen Fiakerbetrieb in Wien zu finden, der für dieses Projekt gemeinsam mit uns kooperieren möchte. Nachdem wir dann bei weiterer Recherche immer wieder auf den selben Namen gestoßen sind, wussten wir welcher Fiaker in Wien sehr bewusst und qualitätsvoll arbeitet und somit haben wir dann Herrn Paul von Fiaker Paul kontaktiert. Ähnlich lief das dann auch bei den Gastronomen, wobei wir uns hier etwas leichter taten, da wir ja im Vergleich zu den Fiakern dazu deutlich mehr Bezug hatten – wobei hier die Betonung auf hatten liegt. 

LEADERSNET: Was wird beim Riding Dinner alles angeboten?

Novotny: Mit unserem Genussfiaker kann man Wien mit allen Sinnen erleben. Man genießt während einer Fiakerfahrt erstmalig einen Mix kulinarischer Höhepunkte der berühmten Wiener Gastronomie und kann sich dabei von Wiens aufregender Innenstadt sowie den faszinierenden Sehenswürdigkeiten verzaubern lassen. Wir bieten unseren Gästen die Möglichkeit, Wien ganz hautnah und trotzdem intim zu erleben. Durch den speziell konstruierten, im Fiaker eingebauten Tisch wird eine unvergleichbare Atmosphäre geschaffen welche zum Verweilen einlädt, während Wiens Alltag gemütlich an einem vorbeizieht.

LEADERSNET:  Wie funktioniert die Logistik dahinter? Das Schnitzel soll ja nicht gleich kalt werden.

Novotny: Das Konzept funktioniert so, dass die Speisen und Getränke bei festgelegten Zwischenstopps bei unseren speziell auserwählten Wiener-Traditionsrestaurants direkt in den Genussfiaker serviert werden. Die Gäste müssen dabei nicht einmal den Fiaker verlassen. Zusätzlich wird jedes unserer Premium-Erlebnisse von einem persönlichen Butler begleitet, der neben dem Kutscher sitzt und sich um den Service und das Rundum-Erlebnis für die Gäste kümmert.


LEADERSNET: Was war beim Kreieren des Genuss-Fiakers das vorrangige Ziel?

Novotny: Wir wollten immer in einem Betrieb arbeiten, der ausnahmslos, auf allen Ebenen den selben Qualitätsstandard vertritt wie wir und den haben wir mit unserem eigenen Projekt geschaffen. Dabei wollten wir ein Konzept bauen, bei dem der Gast im Mittelpunkt steht. Ich weiß das sagt und predigt immer jeder, bei uns ist es jedoch wirklich so. Da wir ja immer nur maximal vier Gäste in einer Kutsche bei uns haben und wir dadurch auch auf alle Gäste ganz individuell eingehen können. Wir sind allerdings auch davon überzeugt, das guter Service alleine auch nicht ausreicht, sondern das gebotene Erlebnis selbst muss auch in der Wirkung einzigartig sein. Durch die Kombination von mehreren vermeintlich-einfachen Dingen wie essen, trinken und Kutsche fahren entsteht was völlig neues, wobei so gut wie alle Sinne des Gastes stimuliert werden, immerhin hört, schmeckt, fühlt und sieht man die Kultur Wiens in einem Erlebnis. Und genau diese Kombination dem Gast zu vermitteln, war unser größtes Ziel.

LEADERSNET: Können die Fahrten mit Service auch bei widrigen Witterungsbedingungen durchgeführt werden?

Novotny: Diese Frage bekommen wir tatsächlich sehr oft gestellt, wobei die Antwort ganz klar Ja ist. Ich persönlich würde sogar meinen, dass eine Kutschenfahrt im Winter oder gar im Regen um etliches intimer oder romantischer sein kann, als wenn einem bei offenem Verdeck alle Passanten sehen können. Das kommt allerdings ganz auf den persönlichen Geschmack an. Um die Frage jedoch ausreichend zu beantworten: Alle Kutschen sind im Prinzip wie Cabrios, sprich sie haben alle ein Dach und Glasfenster, die man innerhalb weniger Sekunden hochziehen kann.

In der Vorweihnachtszeit haben wir sogar eigene Advent-Pakete im Angebot, bei welchen wir dann zusätzlich Orangenpunsch und Weihnachtskekse servieren und an diversen Christkindlmärkten der Stadt vorbeifahren. Das klingt doch nach einer guten Idee oder, der rollende Weihnachtsmarkt?

LEADERSNET:  Was wird an speziellen Erlebnissen angeboten?

Novotny: Wir bieten diverse Erlebnisse zwischen 40 und 90 Minuten an, wobei wir unsere Angebote in die zwei Kategorien Premium und Economy unterteilen. Unsere Economy Angebote sind Fiakerfahrten mit einem gewissen Extra – z.B.: kann man zu einer ganz normalen Fiakerfahrt eine Flasche Sekt dazu buchen, um diese sozusagen ein wenig spezieller zu gestalten. Das eignet sich vor allem gut zum Aperitif, bevor man ein Restaurant besucht oder auch für große Gruppen. Unsere Premium-Angebote beinhalten weitaus mehr. Neben der Fiakerfahrt selbst ist dabei immer der Tisch im Fiaker inkl. der speziellen Gläserhalterungen sowie Butler-Service enthalten. Bei den Speisen und Getränken gibt es dann von uns fertige Angebote die auch gerne bis ins letzte Detail individuell angepasst werden können.

 Für die kulinarische Umsetzung sind die Traditionsbetriebe und Institutionen Zum Schwarzen Kameel, Bitzinger’s Augustinerkeller und das Café Landtmann mit von der Partie.

LEADERSNET: Wer wird angesprochen, woher kommen die Gäste?

Novotny: Ähnlich individuell wie die Leistungen von Riding Dinner würden wir auch unsere Zielgruppe beschreiben. In erster Linie aber ist unser Produkt ein sehr exklusives und einzigartiges und wendet sich daher an alle die nach etwas besonderem suchen oder in vergleichsweise in kurzer Zeit viel sehen, erleben und schmecken möchten. Überraschender Weise findet das Konzept auch bei vielen Wienern Anklang. Wir sind jetzt doch schon im vierten Jahr und haben immer noch knapp 50 Prozent einheimische Gäste bei uns, das hätten wir zu Beginn nicht gedacht.

LEADERSNET: Mit welchen Service-Leistungen wird den Kunden Freude bereitet?

Novotny:  Kurz gesagt mit einem einzigartigen Rundum-Erlebnis. Von Wiener Küche, über Sightseeing, bis hin zu Entschleunigung beinhaltet ein Riding Dinner alles, um einfach nur zu genießen. Zusätzlich gehen wir wirklich auf jeden Kunden-Wunsch ein und kümmern uns auch um viele andere Dinge, rund um ein Riding Dinner. Wir erfüllen alle Wünsche, wie zum Beispiel das organisieren von einem bestimmten Wein für die Fahrt bei uns, Abholungen, Hochzeiten, oder anschließende Tisch-Reservierungen in Restaurants bis hin zu Tour und Tagesprogramme, die wir dann mit unserer zweiten Marke (365days.at) kombinieren, wo wir eben neben kulinarischen Fiakerfahren auch noch einzigartige Weinkeller-Touren im Herzen Wiens bieten, oder exklusive Zugänge zu Dachterassen etc.
Wir kommen mit dem Genussfiaker auch überall in der Welt hin. Sprich, wir packen mit unserem Fiakerpartner Pferde samt Kutsche auf den Pferdeanhänger, nehmen das Catering sowie gewünschte Getränke aus Wien mit und kommen damit überall hin, egal ob nach Eisenstadt oder Dubai. Vor zwei Jahren wurden wir zum Beispiel auch nach Kroatien bestellt, um dort Gäste zum Wien-Ball zu fahren.

LEADERSNET: Woher stammen die Fiaker-Pferde? Wer sorgt für diese?

Novotny: Grundsätzlich gibt es in Wien aktuell 21 Fiaker-Betriebe, die alle samt den selben gesetzlichen Auflagen der Stadt Wien und dem Bund unterliegen, welche auch von selbigen laufend überprüft werden. Haben sie beispielsweise gewusst, dass Fiaker-Pferde nur vier Tage die Woche arbeiten dürfen und 3 Tage frei haben müssen?

Zusätzlich bekommen die Pferde bei uns (also Herrn Paul) auch zwischen 5-7 Wochen Urlaub im Jahr. Wie vorhin schon erwähnt mussten wir uns für die Umsetzung von Riding Dinner einen geeigneten Fiaker-Partner suchen, der nicht nur Interesse an unserem neumodischen Konzept hatte sondern, der sich auch dementsprechend gut um seine Pferde sorgt und für Qualität steht. 

Wir haben relativ schnell einen innigen Bezug zu dem ganzen Gewerbe und vor allem zu den Pferden aufgebaut, was dann auch irgendwann dazu geführt hat, dass wir selbst die Ausbildung zum Fiaker gemacht haben und auch selbst Kutsche fahren können. 

LEADERSNET:  Welche Auswirkungen haben die Novitäten auf die Fiaker-Branche? Brechen Sie alte Stigmas auf?

Novotny: Allgemein kann man schon sagen, dass wir als komplette Quereinsteiger in die Traditionsbranche mit einigen Stigmas aufbrechen konnten. Natürlich steht es uns nicht zu, zu behaupten wir hätten die Wiener Fiaker revolutioniert, wir würden jedoch zumindest behaupten, dass wir frischen Wind in die ganze Sache gebracht haben. Das liegt vermutlich daran, dass wir als anfangs Außenstehende ganz unvoreingenommen an viele Dinge herangegangen sind, vielleicht auch blau-äugig, allerdings stets ohne Angst und Tabu. Für uns persönlich ist es einfach schön zu sehen, dass sich durch unser Konzept auch viele Wiener nun etwas mehr für die Fiaker interessieren.

LEADERSNET: Gab es auch von den Tierschützern schon Wortmeldungen zu den Aktivitäten?

Novotny: Ja natürlich und das hat uns am Anfang auch wirklich immer sehr persönlich getroffen. Zugegebenermaßen müssen wir sagen, dass uns die ganze Thematik rund um Pferde und Fiaker vor Riding Dinner nicht so bewusst war. Für uns gehörten Fiaker immer zu Wien mit dem einzigen Argument - weil sie immer schon da waren. Heute wissen wir, dass es auch noch ganz viele andere Gründe gibt, die dafür sprechen, denn auch Pferde brauchen wie wir Menschen körperliche und geistige Aufgaben.

Als wir dann anfangs aber grundlos und relativ schnell die ersten, gelinde ausgedrückt,  negativen Bemerkungen auf Social Media erhalten haben, haben wir gemerkt wie polarisierend dieses Thema ist. Durch diese Anschuldigungen und Vorurteile haben wir dann begonnen die Dinge zu hinterfragen, zu recherchieren, haben dann eben auch selbst die Ausbildung zum Kutscher gemacht und uns extrem viel Wissen rund um Pferde, Fiaker etc. angeeignet. Heute wissen wir, dass viele Dinge Vorurteile sind und es auf jede Behauptung oder Frage auch eine Antwort gibt, die man guten Gewissens vertreten kann.

Wir haben die letzten Jahre buchstäblich alle Fragen rund um das Thema Pferd, Tierschutz und Fiaker zusammengesucht, gefunden und gemeinsam mit den Experten der Branche und Tierärzten beantwortet, sodass wir auch dann die Idee hatten, diesem Thema eine ganz eigene Tour zu widmen, die so gesehen eigentlich gar nichts mit Riding Dinner zu tun hat. Raimund hatte dann die Idee die Tour "Geheimnisse der Fiaker" zu nennen, da wir wie gesagt bemerkt haben, dass viele Leute und auch Tierschützer oft gar nicht wissen, wie viel Liter Wasser ein Pferd trinkt, oder wie viele Stunden es schläft usw. Das soll jetzt bitte auch kein Vorwurf an all jene sein, die das nicht wissen, ganz im Gegenteil, wir selbst könnten diese Fragen auch nicht über Katzen beantworten, da wir beide keine haben.

Wer also zu diesem Thema mehr erfahren will, kann jederzeit zu uns im Stall von Fiaker Paul vorbeikommen und an einer dieser Touren teilnehmen oder uns auch auf einem unserer Social-Media Kanälen folgen, denn auch dort bieten wir neben Kulinarik und Wien relevanten Inhalten immer Wissenswertes und spannende Beiträge rund um Pferde, Fiaker und Tierschutz. 

LEADERSNETGibt es auch Angebote für Business-Gäste?

Novotny: Ja und nein. Also wir haben jetzt keine bestimmten Pakete, die sich ausschließlich für Businessgäste eignen, denn wir sind davon überzeugt, dass sich unsere Angebote perfekt an alle Gegebenheiten anpassen lassen, da wir wirklich jedes kleine Detail komplett adoptieren können. Natürlich haben wir auf unserer Website allerdings einen Produktkatalog zum Download für alle Firmen und B2B Kunden zur Verfügung gestellt. Darin sind dann viele wertvolle Daten in Bezug auf Gruppengrößen, Events, Möglichkeiten, Anfahrten etc. enthalten. Wer jedoch jetzt schon sein Riding Dinner Event gedanklich plant, dem können wir sagen, dass wir bis zu 15 Kutschen, sprich 60 Personen gleichzeitig mit unseren Premium-Paketen verwöhnen können. Bei unseren Economy-Packages sogar bis zu 80 Personen zur selben Zeit. Red Bull, Raiffeisen, Google und viele mehr haben bereits bei kleineren und auch größeren Events auf uns vertraut.

wien.ridingdinner.com

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