ÖAK: Digital rettet Print und Reichweiten-Kaiser steckt Gratiszeitungs-Fußvolk zahlenmäßig in die Tasche

| 19.02.2020

E-Paper erweisen sich als lukrativer Rettungsanker für viele große Tageszeitungen, der Magazinmarkt speckt ab – an der Optik des Gesamtbilds ändert sich wenig.

Die letzte Print-Hochburg Österreich wird zusehends digitaler: das ist eines der großen Learnings, das sich aus der am Mittwoch veröffentlichten, aktuellen Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK) für das zweite Halbjahr 2019 herauslesen lässt. Es sind nämlich ausgerechnet die E-Paper-Abos, die stetig rückläufige Print-Abonnements bei vielen Zeitungen kompensieren und sich somit als wichtiger "Rettungsanker" erweisen. Immer mehr Österreicherinnen und Österreicher konsumieren ihre "Daily News" digital – und das nicht nur über rein digitale Medien wie LEADERSNET

Und noch mehr spannende Fakten finden sich in den jüngsten ÖAK-Zahlen: so kann beispielsweise der seit Jahren unangefochtene Reichweitenkaiser des Landes, die Kronen Zeitung, auch im zweiten Halbjahr 2019 die Gratiszeitungen zahlenmäßig übertrumpfen – die Krone hat immer noch mehr Abos, als Heute oder Oe24 unter der Woche Zeitungen verschenken. Die VGN muss indessen bis zu ein Viertel der Aboauflagen ihrer großen Magazine ( u.a. News, Woman, TV-Media und Konsorten) kappen.

Print muss Digital Platz machen

Doch selbst der Kaiser unter den Tageszeiten kommt nicht ohne Verluste aus: binnen eines Jahres hat die Krone mehr als 21.600 Abonnentinnen und Abonnenten verloren – das attestiert die ÖAK der Krone. Das ist mehr als ein Drittel der gesamten Abo-Auflage kleinerer nationaler Titel. Dennoch bleiben der Kronen Zeitung weiterhin rund 576.000 zahlende Dauerkunden, was bedeutet, dass mehr Menschen für den Reichweitenkaiser zahlen als Leser die Gratismedien Heute (gut 537.000) und Österreich (gut 503.000) kostenlos konsumieren.

Fast 460.000 Abos von Österreichs größtem Kleinformat sind praktisch voll bezahlt – laut ÖAK erlösen sie 80 bis 100 Prozent des offiziellen Abopreises von rund 334 Euro im Jahr. Die Multiplikation dieser beiden Werte ergibt 153 Millionen Euro. Da bleiben auch nach Abzug von zehn Prozent Steuer auf den Verkaufspreis sowie Papier, Produktion und Vertrieb noch eindrucksvolle Einnahmen. Die gemeinsame Krone-Kurier-Verlagstochter Mediaprint setzte laut Jahresabschluss 2017/18 mit Vertriebserlösen deutlich mehr als 200 Millionen Euro um.

Die Krone verkaufte im zweiten Halbjahr 2019 laut Auflagenkontrolle insgesamt 666.656 Exemplare und verbreitete insgesamt gut 715.000 Stück, alle Werte mehr als 20.000 unter dem Vergleichswert des Vorjahrs. Mediaprint-Miteigentümer Kurier verkaufte mit gut 114.000 Exemplaren knapp 4.000 Stück weniger als vor einem Jahr, die Abos gingen um rund 4.300 auf knapp mehr als 90.000 zurück. Alle Werte für das zweite Halbjahr 2019 finden Sie unter diesem Link auf oeak.at, die Vergleichsweite aus dem zweiten Halbjahr 2018 ebenfalls.

Magazine müssen abspecken

Für News-Mutter VGN hat die ÖAK indessen schlechte Neuigkeiten: im Jahresvergleich müssen hier teils harte Verluste verkraftet werden. So hat News mit gut 37.500 exakt ein Viertel (fast 15.000) weniger Abonnements als vor einem Jahr. Auch Woman steht bei aktuell exakt einem Viertel (gut 19.000) weniger Abos als im zweiten Halbjahr 2018 – hier fielen die Abonnements von gut 72.500 auf nun 53.001 zurück. Die Fernsehillustrierte TV-Media reduzierte ihren Abostand um ein Achtel (mehr als 15.000) auf noch immer stolze 106.385 Stück.

Das Wirtschaftsmagazin Trend hat mit nun gut 22.000 ein Fünftel weniger Abos als vor einem Jahr. VGN-Mehrheitseigentümer Horst Pirker erklärt die deutlich geringeren Werte neben einem "moderaten und branchenüblichen Rückgang bei den nennenswert bezahlten Abos als "Resultat einer strategischen Überarbeitung im Auflagenmanagement, das sich auf Abonnements mit höheren Deckungsbeiträgen konzentriert und daher die marktüblichen sogenannten Abo-Kooperationen, Großverkäufe, Gegengeschäfte etc. durch intelligente, nach Affinitäten adressierte Auflagen ersetzt hat, was aus unserer Sicht dem Werbekunden deutlich besser hilft, seine Kommunikationsziele zu erreichen".

Die Abozahlen dieser Magazine gingen zwar in allen Abo-Kategorien der Auflagenkontrolle zurück, besonders deutlich aber in der billigsten ÖAK-Abo-Kategorie, die 30 bis 50 Prozent des offiziellen Abopreises erlösen: News und TV-Media haben hier jeweils mehr als 10.000 Abos weniger als vor einem Jahr, Woman 14.000 weniger.

Die neuen ÖAK-Zahlen 2019 rütteln nicht am gewohnten Ranking - zumindest bei den Tageszeitungen. Abseits davon gibt es einige Ausreißer.

Trend zur Auflagenverringerung

Bei genauem Hinsehen lässt sich ein Trend ausmachen: Von den elf in der ÖAK gelisteten Kauf-Tageszeitungen haben acht die im Wochenschnitt verbreitete Auflage zurückgeschraubt. Einzig die Kleine Zeitung und die Salzburger Nachrichten haben diese um 1.441 beziehungsweise 264 Stück gesteigert. Dass die Auflagen generell mehr zurückgeschraubt als erhöht werden, ist keine brandneue Entwicklung, sondern vielmehr ein Trend, der sich bereits 2018 abgezeichnet hat und nun seine Fortsetzung findet.

Der auch auf die rot-weiß-rote Printnation überschwappende Digital-Trend bildet die zweite Seite der Auflagen-Medaille. Bei ausnahmslos allen in der ÖAK gelisteten Kauf-Tageszeitungen ist der E-Paper-Anteil gewachsen. Eine Ausnahme bildet auch hier die Kauf-Version von Österreich, die zum ersten Mal erfasst ist.

Rote Wochenzeitungs-Bilanz

Platzhirsch bei den Wochenzeitungen bleibt auch 2019 Die ganze Woche mit einer verkauften Auflage von 277.270 Stück. Allerdings musste auch das Blatt aus dem Hause Falk Federn lassen: Im Vergleich zu 2018 sind das um rund 4,6 Prozent weniger Verkaufsauflage.

Bei den Monatsmagazinen ist das Bild weniger einheitlich rot. Die ORF nachlese kann sich bei der verkauften Auflage 2019 (61.052) über ein Plus von rund 2,8 Prozent freuen, das Wirtschaftsmagazin Gewinn (verkaufte Auflage: 45.843) hat sogar um 14,2 Prozent mehr Stück verkauft als noch 2018. Beide müssen sich aber Servus in Stadt & Land aus dem Hause Red Bull geschlagen geben. Dieses verkauft mit 105.991 Stück am meisten unter den Monatsmagazinen. Stärkster Automobil-Titel ist die Autorevue mit 41.276 verkauften Stück – ein Minus von rund 13,5 Prozent. Alles Auto hat mit 21.351 verkauften Stück ein Minus von 13,2 Prozent. Gusto verzeichnet mit 32.332 Stück ein Minus von 20,9 Prozent. Die Welt der Frau mit 32.205 Stück "nur" 9,9 Prozent. Ebenfalls tief in den roten Verkaufszahlen sind e-media, das mit 28.269 Stück um 22,4 Prozent weniger verkauft hat als 2018. Die Wienerin (verkaufte Auflage 25.358 Stück) musste ein Minus von 14,8 Prozent verzeichnen. (red)

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