Österreicher schätzen Arbeit weniger als andere Europäer

Aktuelle Studie der Uni Wien analysiert Wertvorstellungen zu Arbeit in verschiedenen EU-Regionen.

Welchen Stellenwert Arbeit im Leben junger Menschen in Europa hat und was diese Wertvorstellung prägt, wurde jetzt von Bernhard Kittel und Fabian Kalleitner vom Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien gemeinsam mit ihrem Projektpartner Panos Tsakloglou von der Athens University of Economics and Business erforscht.

Erstaunlich klar fielen bei der jetzt international veröffentlichten Arbeit die Ergebnisse zu den wesentlichen Einflussfaktoren aus, wie Kittel ausführt: "Der Einfluss der Eltern ist für junge Leute der bedeutendste Faktor, wenn es um die Wichtigkeit von Arbeit im Leben geht. Diese Einstellung wird also quasi kulturell vererbt."

Enge Verbundenheit zur Arbeit

Junge Menschen in Österreich geben der Arbeit im europäischen Vergleich die geringste relative Wichtigkeit. "Nur in Spanien konnten wir vergleichbar geringe Werte wie in Österreich für diesen Wert feststellen", meint Bernhard Kittel zu diesem eindeutigen Ergebnis.

Umso überraschender waren dann die Ergebnisse zu der intrinsischen Arbeitszentralität, die einfach gesagt mit folgender Frage geklärt werden kann: "Würden Sie auch dann noch weiterarbeiten, wenn Sie einen Geldbetrag geerbt hätten, der Ihnen ein bequemes Leben bis ans Ende Ihrer Tage erlaubt?" Hier zeigten junge Menschen aus Österreich nun eine besonders enge Verbundenheit zu Arbeit und waren mehr als andere Europäer bereit, weiterzuarbeiten – selbst wenn sie es nicht mehr müssten.

"Die Ergebnisse zeigen für Österreich also eine auf den ersten Blick paradox anmutende Wertebeziehung zur Arbeit", kommentiert Bernhard Kittel dieses Ergebnis. "Tatsächlich spiegelt es aber nur wider, dass die beiden Dimensionen sehr unterschiedliche Aspekte der Arbeitszentralität für Menschen erheben. Für junge Österreicherinnen und Österreich ist Arbeit ein selbstverständlicher Teil des Lebens, jedoch nicht mehr dominierend, sondern ein Aspekt neben anderen Lebensbereichen wie Familie und Freizeit."

Frauen und Arbeit

Doch noch weitere Erkenntnisse konnte das internationale Team im großen Vergleich europäischer Regionen herausfinden. So zeigte sich, dass die relative Wichtigkeit von Arbeit besonders bei jungen Frauen stark von der Frauenbeschäftigungsquote in der Region abhing. Je höher die Quote, desto geringer die von Frauen empfundene Wichtigkeit von Arbeit.

Insgesamt konnte das Team als wesentliche Faktoren, die die Wertigkeit von Arbeit für junge Menschen in den untersuchten Regionen beeinflussen, das Geschlecht, den Bildungsstand und die subjektive finanzielle Zufriedenheit ausmachen. Faktoren, deren Ausprägung zum Teil stark innerhalb Europas variieren und somit auch zu unterschiedlichen Arbeitszentralitäten beitragen. (red)

soc.univie.ac.at

Über die Studie

Daten, die in der Studie genutzt wurden, stammten aus dem CUPESSE Projekt (Cultural Pathways to Economic Self-Sufficiency and Entrepreneurship), das unter dem europäischen Framework Programm FP7 gefördert wurde.

In diesem Projekt wurden die kulturellen und sozialen Bedingungen von Jugendbeschäftigung in Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Österreich, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn sowie der Schweiz und der Türkei erhoben. Für die Studie wurden die Daten von 18 bis 35-jährigen sowie deren Eltern in den neun untersuchten EU-Ländern verwendet.

Über die Studie

Daten, die in der Studie genutzt wurden, stammten aus dem CUPESSE Projekt (Cultural Pathways to Economic Self-Sufficiency and Entrepreneurship), das unter dem europäischen Framework Programm FP7 gefördert wurde.

In diesem Projekt wurden die kulturellen und sozialen Bedingungen von Jugendbeschäftigung in Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Österreich, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn sowie der Schweiz und der Türkei erhoben. Für die Studie wurden die Daten von 18 bis 35-jährigen sowie deren Eltern in den neun untersuchten EU-Ländern verwendet.

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