Insolvenzen: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"

Deutlicher Rückgang bei den Unternehmenspleiten im ersten Quartal 2019.

Insgesamt 1.223 Unternehmen sind in den ersten drei Monaten des Jahres insolvent geworden. Das ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 ein Rückgang von 9,3 Prozent. Dabei gingen die eröffneten Verfahren um 8,1 Prozent auf 744 zurück, die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren waren sogar mit 11,1 Prozent auf 479 Fälle rückläufig, schreibt der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) in einer Presseaussendung.

Die von Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer lagen mit ca. 4.000 Personen 42 Prozent unter dem ersten Quartal 2018. Die zu regulierenden Verbindlichkeiten sanken um fast 32 Prozent auf "nur" 355 Millionen Euro.

"Niemand darf sich angesichts des momentanen österreichweiten Rückganges der Insolvenzen zurücklehnen. Es muss uns allen bewusst sein, dass die gegenwärtig niedrigen Insolvenzzahlen praktisch zur Gänze den niedrigen Zinsen geschuldet sind", gibt Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte vom KSV1870, zu bedenken. "Die Abkühlung der internationalen Konjunktur und vor allem auch der deutschen Industrieentwicklung werden für Österreich jedenfalls indirekt spürbar sein."

Tirol als Ausreißer

Die grundsätzlich erfreuliche Insolvenzentwicklung teilt sich recht unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer auf: Es gab mit Ausnahme von Salzburg und Tirol Rückgänge. Während in Salzburg der Zuwachs insgesamt circa zwei Prozent betrug, steht Tirol mit einem "Ausreißer" von rund 45 Prozent alleine auf weiter Flur.

Dazu Hans-Georg Kantner: "Das muss kein Anlass zur Sorge sein. Tirol hatte im ersten Quartal 2018 (im Vergleich zu 2017) einen Rückgang von fast 30 Prozent verzeichnet und ist somit aktuell wieder auf dem Stand von 2017 (74 Fälle). Jedenfalls zeigt Tirol eine Trendumkehr und das kann als Signal für mögliche kommende Entwicklungen gelesen werden. Tirol ist ein wirtschaftlich starkes, europäisch sehr gut vernetztes und auch diversifiziertes Bundesland.

© KSV1870

Die Bundesländer mit den stärksten Rückgängen an Insolvenzen sind das Burgenland (- 26,4 Prozent), Vorarlberg (- 21,1 Prozent), die Steiermark (- 19,8 Prozent) und Kärnten (- 17,1 Prozent). Wien verzeichnet immerhin noch ein Minus von 12,3 Prozent, wogegen das Minus in Oberösterreich (- 1,3 Prozent) statistisch nicht signifikant sein kann, vor allem nicht in einer Hochrechnung. Denn auch Oberösterreich ist ein stark auf den Export orientiertes Bundesland, sodass es nicht verwundert, dass es nicht im Generaltrend von Österreich liegt.

Dienstleistungen, Bauwirtschaft und Gastgewerbe

Nach der Anzahl der Fälle rangieren wiederum wohlbekannte Branchen unter den ersten drei: unternehmensbezogene Dienstleistungen mit 212 Fällen, die Bauwirtschaft mit 208 Fällen und das Gastgewerbe mit 195 Fällen. "Alle drei Branchen sind ausgesprochen groß, mit sehr vielen, teilweise extrem kleinen Unternehmen. Daher darf es nicht verwundern, dass diese drei Branchen das Ranking anführen", so der KSV1870.

Bei den Passiva firmieren ebenfalls die Bauwirtschaft und unternehmensbezogene Dienstleistungen unter den ersten drei, wobei betont werden muss, dass im Durchschnitt diese Fälle extrem niedrige Passiva aufweisen: 580.000 Euro bei den Dienstleistungen und 173.000 Euro bei den Baufirmen.

Ausblick auf das Jahr 2019

"Die rückläufigen Zahlen des ersten Quartals dürfen noch nicht als Signal einer weiteren Entspannung gedeutet werden. Die Zahlen aus zwei wichtigen Bundesländern (Tirol und Oberösterreich) geben Anlass zur Vorsicht. Aus dem ersten Quartal auf den Rest des Jahres zu schließen, wäre verfrüht. Insgesamt erwarten wir für 2019 keinen Rückgang der Insolvenzen", so Kantner abschließend. (as)

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