"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten"

Ein Drittel der Zweiradhändler seien in ihrer Existenz "ernsthaft bedroht".

Frühlingshafte Temperaturen sind normalerweise Garant für Hochstimmung bei Motorradfahrern – bei der Jahrestagung des Zweiradhandels in Mondsee herrschte ob der Marktlage vergangene Woche trotz des Sonnenscheins eisige Stimmung.

"Ein Drittel der österreichischen Zweiradhändler ist in ihrer Existenz bedroht", sagt Ferdinand O. Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Fischer fühlt sich vor allem von den Herstellern im Stich gelassen: "Wir haben bereits vor vier Jahren den Herstellern und Importeuren die Frage gestellt, ob und wenn ja, in welcher Funktion sie uns in fünf bis zehn Jahren in ihrem Vertriebssystem sehen. Bis dato hat praktisch niemand diese Frage beantwortet."

Rechtswidrige Händlerverträge

Diskutiert wurde daher vor allem die Frage, wie die marktbeherrschende Position von Herstellern und Importeuren eingedämmt werden könne, um den Händlern mittelfristig ein Überleben oder aber zumindest ein faires Ausstiegsszenario zu ermöglichen. Denn derzeit würden die Hersteller immer größere Anforderungen an die Händler stellen, zum Beispiel im Markenauftritt, bei gleichzeitig laufend sinkenden Margen.

"Die gängige Praxis, die Ertragsmöglichkeiten der Zweiradhändler immer weiter einzuschränken, ist aus kartellrechtlicher Sicht äußerst bedenklich. Ebenso aufs Schärfste zu verurteilen ist der Trend der letzten Jahre, Bestimmungen in die Händlerverträge einzubauen, die eindeutig österreichischem Recht widersprechen", so Kartellrechtsanwalt Martin Brenner, der zu diesem Thema einen Vortrag hielt.

Vorbild VW mit Paradigmenwechsel

Die Situation in der Autobranche sei mit wenigen Ausnahmen nicht viel anders. Eine dieser Ausnahmen sei VW, wo im Rahmen des Vortrags von Thomas Herndl, des Vertriebsnetzchefs von Porsche Austria, der Eindruck gewonnen werden konnte, dass bei diesem Hersteller ein "dringend notwendiger" Paradigmenwechsel stattgefunden habe.

Herndl gab den Teilnehmern Einblicke in den einenhalbjährigen Prozess zur Weiterentwicklung des Vertriebssystems und damit einhergehend eines neuen Händlervertrages. Das herausstechende Merkmal dieses Prozesses sei gewesen, dass er in enger Kooperation mit dem europäischen Händlerverband stattgefunden habe. 

"Wir brauchen ertragskräftigere Händler für die Herausforderungen der Zukunft. Deshalb arbeiten wir an neuen Modellen, um die Ertragssituation des Handels zu verbessern. Eines ist für uns klar: Der Händler bleibt unser exklusiver Vertriebspartner und wir werden nicht in den Direktvertrieb gehen", schlägt der Chef von KTM Österreich, Christopher Schipper, hinsichtlich der Ertragssituation in die gleiche Kerbe.

Händler verdienen zu wenig

Fischer begrüßt diese Ansätze und merkte dazu an: "Die Kooperation von VW mit seinem Händlerverband ist vorbildhaft. Ich würde mir wünschen, dass sämtliche unserer Hersteller in der Motorradbranche diese positive Haltung zu Händlerverbänden übernehmen würden. Das ist leider im Moment bei den meisten nicht der Fall. Ich begrüße das Eingeständnis von VW und KTM, dass Händler derzeit zu wenig verdienen und der Hersteller diese Situation in Zukunft ändern müsse. Diese Einsicht sollte sich auch bei allen anderen Produzenten bzw. Importeuren durchsetzen. Und entscheidend ist darüber hinaus, dass der Ankündigung konkrete Aktionen folgen."

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten", zitierte Fischer Albert Einstein und schloss mit einer Aufforderung an die Hersteller. "Gemeinsam ein neues Vertriebssystem umzusetzen, in dem der Händler einen Platz hat und einer gesicherten Zukunft entgegensehen kann" und meinte: "Der Ball liegt bei Euch!" (red)

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