Am Mittwochabend wurde der neunte Österreichische Filmpreis im Wiener Rathaus verliehen, und er war divers wie nie: die vier begehrten Hauptpreise teilten sich auf vier verschiedene Werke auf.
Moderiert wurde der Abend von Duo Caroline Peters und Nicholas Ofczarek, begrüßt wurden die 77 Nominierten von der Schauspielerin und Präsidentin der Akademie des österreichischen Films Ursula Strauss, der Geschäftsführerin der Akademie des österreichischen Films Marlene Ropac und Bürgermeister Michael Ludwig, der ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in seiner Begrüßungsrede bat, den Abspann bei österreichischen Filmen langsamer laufen zu lassen: "Das ist auch eine Frage des Respekts", so der Sozialdemokrat.
"Murer" mit zwei und "Styx" mit drei Preisen
In der Königsdisziplin "Bester Film" ging die Trophäe an den achtfachen Nominierungskaiser "Murer – Anatomie eines Prozesses" von Christian Frosch. Inge Maux wurde für ihren Part als "Beste Nebendarstellerin" in dem die erschreckende Geschichte des Prozesses um SS-Führer Franz Muhr aufrollenden Drama ausgezeichnet. Für seine bewegende Fluchtparabel "Styx" wurde Wolfgang Fischer zum besten Regisseur gekürt , "Styx" konnte mit den Preisen für "Drehbuch" (Fischer und Ika Künzel) und "Schnitt" (nach dem Vorjahressieg erneut Monika Willi) auch seinen zwei übrigen Nominierungen volle Ehre machen.
Die Auszeichnung für die "Beste Hauptdarstellerin" durfte die 87-jährige Ingrid Burkhard für ihre Rolle in "Die Einsiedler" entgegennehmen. Laurence Rupp wurde als "Bester Hauptdarsteller" für seine Leistung im Polizistendrama "Cops" geehrt, das weiters mit Anton Noori in der Nebendarstellerriege und in der Kategorie "Tongestaltung ausgezeichnet wurde. Das siebenfach nominierte Historienessay "Angelo" von Markus Schleinzer erhielt drei Auszeichnungen in den Kategorien "Kostüm", "Maske" und "Szenenbild". Ruth Beckermann wurde für ihre Dokumentation "Waldheims Walzer" ausgezeichnet.
"Von Heim zu Häusl": Filmpreis bezog klare politische Stellung
Die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Beckermann nutzte ihren Moment im Rampenlicht um klare Worte für die amtierende Bundesregierung zu finden: "Die ÖVP ist von Waldheim auf Waldhäusl gekommen – vom Heim zum Häusl." Zugleich müsse man der Wahrheit ins Auge schauen: "Die Mehrheit der Österreicher hat diese Regierung gewählt und steht noch immer hinter ihrer menschenverachtenden Politik. Es soll nur nie irgendwer sagen, er hätte von nichts gewusst."
Weiters zu sehr politischem Wort kamen Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), die "eine Zivilgesellschaft die aufsteht – früh aufsteht – und die Klappe aufmacht" forderte. Martin Pollack, der für den erkrankten Peter Simonischek die Gastrede des Abends vortrug, ließ es sich ebenso nicht nehmen, eine politisch gefärbte Warnung abzugeben: "In der nächsten Dekade kann alles passieren – sogar das Schlimmste. Wir schwimmen auf der Titanic. So eine Entwicklung dürfen wir nicht hinnehmen."
Impressionen vom 9. Österreichischen Filmpreis finden Sie in unserer Fotogalerie. (rb)
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