Bank Austria Konjunktureinschätzung
Inlandsnachfrage soll Österreichs Erholung 2026 und 2027 tragen

| Redaktion 
| 03.12.2025

Die UniCredit Bank Austria rechnet trotz "Trump 2.0" mit einer insgesamt robusten Weltkonjunktur und erwartet für die nächsten zwei Jahre rund drei Prozent Wachstum. Während die USA von Fiskal- und Geldpolitik sowie KI-Investitionen profitieren soll, bleibe der Euroraum durch Zurückhaltung bei Investitionen und Konsum gedämpft.

Am Mittwoch hat die UniCredit Bank Austria ihre Konjunktureinschätzung für 2026 und 2027 vorgestellt. Das Bankinstitut geht demnach davon aus, dass die globale Konjunktur auch unter veränderten Rahmenbedingungen durch "Trump 2.0" insgesamt tragfähig bleiben soll. Für 2026/27 wird eine Wirtschaftsdynamik von rund drei Prozent erwartet. UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer verweist dabei auf die Fähigkeit der Weltwirtschaft, sich auf neue wirtschaftspolitische Bedingungen einzustellen, warnt jedoch vor klar nach unten gerichteten Risiken.

"Die Weltwirtschaft wird ihre Anpassungsfähigkeit an die durch Trump 2.0 veränderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiter zeigen, doch die Risiken sind klar abwärtsgerichtet. Langanhaltende Unsicherheit, mehr Protektionismus und Schocks im Arbeitskräfteangebot werden zu negativen Nachfrageeffekten führen. Nach einer Verlangsamung auf 2,9 Prozent im kommenden Jahr wird sich das globale Wachstum 2027 aber wieder auf 3,2 Prozent erhöhen", sagt Bruckbauer und ergänzt: "Die negativen Nachfrageeffekte werden sich durch die Verschiebung des globalen Handels hin zu Dienstleistungen, beschleunigt durch die weitere Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schrittweise abschwächen. Auch die Förderung der Herstellung von strategischen Gütern wie zum Beispiel Halbleitern, um die Abhängigkeit von China zu verringern, sowie die Erhöhung der Verteidigungsanstrengungen werden ausgleichende Wirkung zeigen. Damit verbunden ist jedoch die Gefahr einer höheren fiskalischen Verwundbarkeit und von Korrekturen an den Finanzmärkten."

USA wächst solide, Inflation bleibt der zentrale Unsicherheitsfaktor

Für die USA wird ein weiterhin stabiles Expansionstempo erwartet. Als Triebkräfte nennt die UniCredit Bank Austria fiskalische und geldpolitische Unterstützung, hohe KI-Investitionen und bessere Finanzierungsbedingungen. Gleichzeitig wird die Inflation als Hauptrisiko hervorgehoben. Mit dem Abbau zuvor aufgebauter Lagerbestände könne die Weitergabe von Zöllen an Verbraucher:innen zunehmen, wodurch die Kerninflation in den nächsten Monaten ihren Höchststand erreichen soll. Für 2026 wird ein BIP-Wachstum von 2,1 Prozent und für 2027 von 2,0 Prozent genannt; die Kerninflation soll in den kommenden Monaten bei 3,5 Prozent ihren Peak erreichen.

Euroraum bleibt verhalten, Fiskalpolitik soll 2026/27 stützen

Im Euroraum habe die Wirtschaft den bisherigen "Zollsturm" besser als erwartet verkraftet, so die UniCredit Bank Austria Experten, dennoch drücken Investitionsschwäche und gedämpfter Konsum (hohe Sparneigung) auf die Dynamik. Eine graduelle Stabilisierung wird besonders über Fiskalimpulse erwartet: NGEU-Investitionen sollen vor Programmende Ende 2026 deutlich anziehen, deutsche Infrastruktur- und Verteidigungsprogramme wirken demnach nur schrittweise, ein paneuropäischer Aufrüstungsplan eher schwach. In Zahlen rechnet die Bank mit 1,0 Prozent BIP-Zuwachs 2026 und 1,4 Prozent 2027.

"Nach einem langsamen Start erwarten wir eine allmähliche Beschleunigung der europäischen Wirtschaft im Laufe des Jahres 2026, unterstützt durch fiskalpolitische Initiativen, eine Verringerung der zollbedingten Unsicherheit und die nachträgliche Wirkung der EZB-Zinssenkungen. Nach einem Anstieg des BIP von 1,0 Prozent 2026 gehen wir für 2027 von einem etwas höherem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent aus", so Bruckbauer.

Inflation weiter im Fokus in Österreich © UniCredit Bank Austria

Inflation, Energiepreise und Notenbanken

Für den Euroraum wird eine Inflationsrate erwartet, die 2026 und 2027 voraussichtlich leicht unter zwei Prozent liegen soll. Ein Tiefpunkt wird Ende oder Anfang 2027 genannt. Als stützender Faktor werden niedrige Energiepreise angeführt. Rohöl soll in einer Spanne von 60 bis 65 US-Dollar pro Barrel bleiben. Beim Gas wird wegen steigenden LNG-Angebots 2026 ein durchschnittlicher Preis von 30 bis 35 Euro pro Megawattstunde erwartet, bei hoher Volatilität je nach Wintertemperaturen.

EZB in Wartestellung, zwei Zinssenkungen der Fed erwartet

Die UniCredit Bank Austria rechnet für die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst mit keinen Zinsschritten. Demnach soll der Einlagezins länger bei zwei Prozent bleiben. Gleichzeitig wird das Risiko angesprochen, dass es in der ersten Jahreshälfte 2026 noch zu einer finalen Senkung kommen könnte. Ende 2027 wird eine mögliche Erhöhung um 25 Basispunkte genannt. In den USA werden dagegen zwei Zinsschritte nach unten erwartet, ein erster in der zweiten Jahreshälfte 2026, ein weiterer gegen Ende 2026. Damit würde der Leitzins auf 3,25 bis 3,50 Prozent sinken. Für 2027 rechnet die UniCredit Bank Austria nicht mit zusätzlichen Senkungen.

Euro-Dollar-Ausblick bis Ende 2027

Trotz Zinsvorteil der USA sieht das Bankinstitut in ihrer Konjunktureinschätzung anhaltenden, aber verlangsamten Druck auf den US-Dollar aufgrund politischer Unsicherheiten. Als Zielmarken werden 1,18 Ende 2026 und 1,20 Ende 2027 genannt, zugleich wird darauf verwiesen, dass eine 12-prozentige Dollar-Abwertung wie im bisherigen Jahresverlauf 2025 als unwahrscheinlich gilt.

"Obwohl das Zinsdifferenzial für eine Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Euro sprechen würde, wird sich der Verkaufsdruck auf den US-Dollar im Jahr 2026 angesichts der politischen Unsicherheiten voraussichtlich fortsetzen. Allerdings scheint eine Abschwächung des US-Dollars um zwölf Prozent wie im bisherigen Jahresverlauf 2025 unwahrscheinlich. Wir erwarten einen Wechselkurs von 1,18 Ende 2026 und 1,20 Ende 2027. Der Raum für einen Anstieg über die Marke von 1,20 für einen Euro scheint nicht gegeben", meint Bruckbauer.

Inlandsnachfrage trägt die Erholung und Außenhandel stabilisiert sich © UniCredit Bank Austria

Inlandsnachfrage in Österreich im Zentrum

Für Österreich wird 2025 als Jahr der Rückkehr aus der Rezession beschrieben, mit einer langsamen Erholung nach der Stabilisierung. Der Konjunkturindikator lag im November bei minus 1,4 Punkten und signalisiert laut dem Bankinstitut weiterhin fragile Stimmung. Gleichzeitig wird festgehalten, dass die Inlandsnachfrage 2025 die Belastungen aus der US-Zollpolitik im Außenhandel abgefedert und ein leichtes Wachstum ermöglicht habe: Für 2025 wird ein BIP-Anstieg von voraussichtlich 0,3 Prozent genannt, nach zwei Jahren Rückgang.

"Die österreichische Wirtschaft hat 2025 den Weg aus der Rezession gefunden und setzt nach einer Stabilisierungsphase langsam zu einer Erholung an", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und fügt hinzu: "Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft hat sich im Jahresverlauf 2025 in allen Wirtschaftssektoren verbessert. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im November marginal auf minus 1,4 Punkte, was jedoch weiterhin eine pessimistische Grundstimmung wiedergibt und den noch fragilen Konjunkturtrend unterstreicht."

Außenhandel bleibt 2026 Gegenwind, Entlastung erst schrittweise

Die Experten der Bank Austria betonen, dass die Inlandsnachfrage trotz sinkender Zinsen schwächer als erwartet ausgefallen sei, wegen Unsicherheit, Investitionszurückhaltung und gedämpftem Konsum bei hoher Sparneigung. Für 2026 wird die weitere Erholung stark an Investitionen und privaten Konsum geknüpft; gleichzeitig soll der Außenhandel zumindest 2026 noch belasten, der negative Effekt aber nach und nach geringer werden.

"Die Stärke der Erholung der heimischen Wirtschaft wird 2026 entscheidend von der Entwicklung der Inlandsnachfrage abhängen. Zum einen sollten die Nachwirkungen der Leitzinssenkungen positiv auf die Investitionstätigkeit wirken, zumal sich eine leichte Aufhellung der Hochbaukonjunktur anzukündigen scheint. Zum anderen sollte der Rückgang der Inflation zu einem langsamen Abflauen der Sparneigung beitragen und den privaten Konsum etwas mehr Schwung verleihen können", so Pudschedl optimistisch und ergänzt: "Angesichts der Folgen der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der USA für den globalen Handel sowie der strukturellen Probleme im stark exportorientierten österreichischen Industriesektor wird der Außenhandel zumindest 2026 die Konjunktur in Österreich voraussichtlich weiter belasten. Der negative Effekt sollte sich jedoch schrittweise verringern, da sich die heimischen Betriebe an die neuen Rahmenbedingungen immer besser anzupassen wissen."

Österreich Konjunkturprognose © UniCredit

Prognose Österreich in Zahlen bis 2027

Die Bank Austria erwartet für Österreich 1,0 Prozent Wachstum 2026 und 1,5 Prozent 2027. Am Arbeitsmarkt soll die Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent (2025) auf 7,4 Prozent (2026) und 7,3 Prozent (2027) sinken, unterstützt durch demografische Effekte. Bei der Inflation wird für 2026 ein Rückgang auf 2,4 Prozent (nach 3,5 % 2025) und für 2027 auf 2,0 Prozent genannt; zugleich werden Zweitrundeneffekte im Dienstleistungsbereich als Grund für eine höhere Teuerung als im Euroraum hervorgehoben.

www.bankaustria.at

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