Neues Joint Venture "Qivalis" von 10 Banken
Euro-Stablecoin soll bereits 2026 europäischen Zahlungsverkehr modernisieren

| Tobias Seifried 
| 02.12.2025

Zehn große europäische Banken treiben die Einführung einer digitalen Zahlungslösung voran. Mit einer regulierten europäischen Infrastruktur für Digi-Geld soll ausländischen IT-Giganten Paroli geboten werden. Der RBI-Chef stellt Kund:innen schnellere und kostengünstigere Transaktionen und Zahlungsoptionen in Aussicht.

Qivalis, das neue Joint Venture eines europäischen Bankenkonsortiums, arbeitet an der Einführung einer Euro-Stablecoin in der zweiten Jahreshälfte 2026. Dieses digitale, MiCAR-konforme Zahlungsinstrument, das auf der Blockchain-Technologie basiert, soll ein vertrauenswürdiger europäischer Zahlungsstandard im digitalen Ökosystem werden. Angestrebt wird die Zulassung als E-Geld-Institut durch die niederländische Zentralbank. Das Konsortium umfasst inzwischen zehn große Finanzhäuser – darunter Banca Sella, CaixaBank, Danske Bank, DekaBank, ING, KBC, Raiffeisen Bank International, SEB, UniCredit sowie seit Dezember auch BNP Paribas.

Am Dienstag (2. Dezember) wurden im Rahmen einer Pressekonferenz die Gründung und der Name des in Amsterdam ansässigen Unternehmens sowie dessen Führungs- und Governance-Struktur bekannt gegeben. Mit der offiziellen Gründung von Qivalis und der Präsentation der Führungs- und Governance-Struktur wollen die zehn europäischen Banken ein Signal setzen, stärker an einer digitalen, blockchainbasierten Marktinfrastruktur mitzuwirken. Die Initiative basiert auf regulatorischer Aufsicht und gemeinsamer Risiko- und Glaubwürdigkeitsbasis. Ziel sei es, eine echte europäische Alternative zum von den USA dominierten Stablecoin-Markt zu bieten und damit zur strategischen Eigenständigkeit Europas im Zahlungsverkehr beizutragen. 

Drei Finanzexperten an der Spitze

Am Dienstag (2. Dezember) wurden im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details verraten. An die Spitze des Unternehmens tritt Jan-Oliver Sell, der zuvor leitende Funktionen bei Coinbase Germany, Binance und iFunded innehatte und langjährige Erfahrung aus dem Vermögensverwaltungsgeschäft in London einbringt. Unterstützt wird er von Floris Lugt als CFO, der aus dem Digital-Assets- und Treasury-Bereich von ING kommt. Den Aufsichtsrat führt Howard Davies, früherer Vorsitzender der Financial Services Authority, Direktor der London School of Economics und später Chairman der RBS. Sämtliche Ernennungen stehen noch unter Vorbehalt der Behörden.

Sell bezeichnet die geplante Euro-Stablecoin als "Meilenstein für den digitalen Handel und die Finanzinnovation in Europa". Eine native Euro-Abwicklung ermögliche es Unternehmen und Verbraucher:innen, direkt in der eigenen Währung an On-Chain-Zahlungsverkehr und digitalen Märkten teilzunehmen. Zudem würden grenzüberschreitende Transaktionen für europäische wie internationale Fintechs, KMUs und Verbraucher:innen erleichtert. Die Stablecoin solle nahezu sofortige und kostengünstige Zahlungen ermöglichen.

Eine solche Infrastruktur sei unerlässlich

Qivalis befindet sich nach eigenen Angaben im regulatorischen Dialog und bereitet die operative sowie technische Infrastruktur vor. Das digitale Instrument soll Zugang zu effizienten grenzüberschreitenden und programmierbaren Zahlungen eröffnen und Prozesse im Lieferkettenmanagement sowie bei der Abwicklung digitaler Assets verbessern.

Howard Davies betonte, eine solche Infrastruktur sei "unerlässlich, wenn Europa im globalen Wettbewerb der digitalen Wirtschaft bestehen und seine wirtschaftliche Unabhängigkeit wahren will". Europäische Werte wie Datenschutz, Finanzstabilität und regulatorische Compliance müssten in der nächsten Stufe digitalen Geldes verankert bleiben.

Das Konsortium zeigt sich weiterhin offen für zusätzliche Banken und verweist auf seine Zielsetzung, Innovation im Zahlungs- und Abwicklungsverkehr sowie im Bereich tokenisierter und digitaler Assets verantwortungsvoll voranzutreiben.

Vorteile für Kund:innen

RBI-Vorstandsvorsitzender Johann Strobl sagte im Vorfeld: "Stablecoins sind ein wichtiger Pfeiler unserer Strategie für digitale Vermögenswerte. Wir glauben, dass sie das Potenzial haben, interne Prozesse zu transformieren und unseren Kund:innen schnellere und kostengünstigere Transaktionen und Zahlungsoptionen zu bieten. Wir sind dem Konsortium beigetreten, weil wir von den Vorteilen eines Multi-Banken-Ansatzes bei der Emission von Stablecoins überzeugt sind. Durch die Nutzung unserer Netzwerke, das Poolen von Ressourcen, die Verteilung von Risiken auf mehrere Akteure und die Verbesserung der Liquidität können wir ein Ökosystem schaffen, das die Chancen der europäischen MiCAR nutzt."

www.qivalis.eu

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