Die Projektpartner Austrian Power Grid (APG) und Kärnten Netz haben vor Kurzem den Trassenkorridor für das Gemeinschaftsprojekt Netzraum Kärnten vorgestellt (LEADERSNET berichtete). Nun meldet APG bei einem anderen Infrastrukturvorhaben neue Fortschritte.
Das Projekt "Sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich" zählt zu den zentralen Infrastrukturvorhaben der Region. Seit Sommer 2024 errichten APG, Netz Oberösterreich GmbH (Netz OÖ) und Linz Netz einen neuen 220-kV-Versorgungsring, um die bisherige, mehr als 70 Jahre alte 110-kV-Versorgung durch ein leistungsfähigeres Netz zu ersetzen. "Das Projekt im Zentralraum Oberösterreich steht für eine grundlegende Neuausrichtung der gesamten Netzinfrastruktur im Großraum Linz. Es geht darum, dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden und gleichzeitig die zunehmende Dekarbonisierung, insbesondere in Wirtschaft und Industrie, bestmöglich zu unterstützen", sagte Gerhard Christiner, Vorstandssprecher der APG, gegenüber LEADERSNET.tv.
Erste Zwischenbilanz zum Ausbau
Die drei Netzbetreiber arbeiten in einem gemeinsamen Projekt am Aufbau eines neuen 220-kV-Versorgungsrings, der die derzeitige 110-kV-Anbindung ablösen soll. Insgesamt sollen dafür rund 800 Millionen Euro in die langfristige Absicherung und Weiterentwicklung des Wirtschafts- und Industriestandorts Oberösterreich fließen.
Nach rund einem Jahr Bauzeit zogen APG-Vorstandssprecher Gerhard Christiner und Oberösterreichs Landesrat für Umwelt und Klima, Stefan Kaineder, im Rahmen eines Medientermins eine erste Zwischenbilanz. Dabei beleuchteten sie den bisherigen Projektfortschritt sowie die Bedeutung des Vorhabens, sowohl für die Region als auch für Österreich insgesamt.
Bedeutendstes Strominfrastrukturvorhaben in Oberösterreich
"Das Projekt 'Sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich' ist das bedeutendste Strominfrastrukturvorhaben in Oberösterreich. Es schafft die Grundlage für die Weiterentwicklung der regionalen Verteilernetze und ist Voraussetzung für die Elektrifizierung & Dekarbonisierung der Industrie, insbesondere der Stahlproduktion. Damit leistet das Projekt neben der sicheren Stromversorgung einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen in der Region und ganz Österreich. Mit der Umsetzung liegen wir voll im Zeitplan. Das Vorhaben ist Teil unseres neun Milliarden Euro umfassenden Netzentwicklungsplans bis 2034. Mit unseren Projektpartnern investieren wir rund 800 Millionen Euro in die sichere Stromversorgung und Stärkung des Wirtschafts- und Industriestandortes Oberösterreich", so Christiner.
Stefan Kaineder betonte in seiner Stellungnahme die Bedeutung des Vorhabens für die energie- und klimapolitischen Ziele Oberösterreichs. Er verwies darauf, dass eine stabile und leistungsfähige Netzinfrastruktur eine grundlegende Voraussetzung für die Gestaltung eines modernen Energiesystems sei. "Die Energiewende gelingt nur mit leistungsfähiger Infrastruktur. Der 220-kV-Versorgungsring ist nicht nur Schlüsselprojekt für die Transformation unseres Energiesystems, sondern auch Voraussetzung für die Dekarbonisierung von Wirtschafts- und Industrieprozessen, und ermöglicht dadurch eine enorme CO₂-Reduktion. Das Projekt ist daher von großer Bedeutung für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft in Oberösterreich und zeigt, wie Klimaschutz und Errichtung von Infrastruktur Hand in Hand gehen können", betont Kaineder.
Bauarbeiten im Zeitplan
Seit dem Baustart im Sommer 2024 verlaufen die Arbeiten planmäßig. Zwei der vier vorgesehenen Leitungsbauabschnitte befinden sich in Umsetzung und sollen bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Gleichzeitig werden an sechs der insgesamt acht im Projekt enthaltenen Umspannwerken Erweiterungs- und Anpassungsarbeiten durchgeführt. Im ersten Bauabschnitt wird der bestehende, etwa zwei Kilometer lange Kabelabschnitt zwischen dem Umspannwerk Pichling und den Traun-Donau-Auen um zwei weitere 220-kV-Doppelsysteme sowie ein 110-kV-System ergänzt. Der zweite Bauabschnitt umfasst den Ersatzneubau einer vierfachen Freileitung vom Umspannwerk Ernsthofen über Asten bis nach Pichling, einschließlich der abschnittsweisen Umstellung der Spannungsebene von 110 kV auf 220 kV sowie der notwendigen Demontagearbeiten.
"Im Bauabschnitt 1 sind bereits gute 75 Prozent der unterirdischen Kabelleerverrohrungen fertiggestellt. Die Fertigstellung dieser Leerrohrtrasse ist für März 2026 geplant, anschließend erfolgt die Herstellung der Muffen- und Kabelzuggruben und final das Einziehen der Kabel bis Ende 2026. Im Bauabschnitt 2 sind bereits 40 von 63 Masten errichtet. Auf sechs Sektionen, das entspricht rund 3,6 Kilometer, wurden die Leiterseile auf die Masten gezogen. Derzeit laufen in diesem Abschnitt die Vorbereitungen für den Seilzug zwischen den Traun-Donau-Auen und dem Umspannwerk Fernheizkraftwerk Linz Süd sowie die Verschwenkung zweier bestehender 380-kV-Systeme beim gerade in Umbau befindlichen Umspannwerk Kronstorf. Die Fertigstellung beider Abschnitte ist für Ende 2026 geplant", erklärt Christiner.
Parallel zur Errichtung der Leitung kommen laut APG auch die Bauarbeiten an den zugehörigen Umspannwerken gut voran. In Wegscheid wird derzeit an den Provisorien gearbeitet, deren Fertigstellung für Ende 2025 vorgesehen ist; zusätzlich entstehen die Fundamente für die Transformatoren. In Kronstorf wurde die neue 380-kV-Schaltanlage erweitert. Momentan laufen sowohl die Anbindung und Umlegung der bestehenden 380-kV-Zuspannung als auch der weitere Ausbau der Schaltanlagenteile.
In Pichling haben die Arbeiten an den Trafofundamenten begonnen. Parallel dazu schreiten der Innenausbau des Betriebsgebäudes und die Installation der Schaltanlage kontinuierlich voran. Im Bereich Kronstorf West sind die Fundamente für die Leitungsportale abgeschlossen, aktuell wird an der Umlegung der erforderlichen Provisorien gearbeitet. Im Fernheizkraftwerk Linz Süd laufen die Um- und Neubauten der 110-kV-Anlagenteile auf Hochtouren. Die Arbeiten in Tillysburg hingegen konnten bereits vollständig abgeschlossen werden.
Nächste Schritte im Projekt
Nach dem Abschluss der ersten beiden Leitungsabschnitte bis Ende 2026 rückt ab 2027 der dritte Bauabschnitt, von Kronstorf über Asten bis Wegscheid, in den Vordergrund. Der vierte Abschnitt, der die Trasse von Wegscheid bis Hütte Süd umfasst, folgt gemäß Zeitplan im Jahr 2029. Parallel zur Leitungsumsetzung werden zu einem späteren Zeitpunkt auch die beiden verbleibenden Umspannwerke Franzosenhausweg und Kleinmünchen in Angriff genommen, womit die baulichen Arbeiten an allen acht Standorten des Gesamtprojekts abgeschlossen werden. Ab 2025 werden einzelne Teilanlagen der "Sicheren Stromversorgung Zentralraum OÖ" schrittweise aktiviert; die vollständige Inbetriebnahme ist für 2030 vorgesehen.
Unsere Interviewpartner:innen
LEADERSNET.tv holte neben Gerhard Christiner (Vorstandssprecher der APG) und Stefan Kaineder (Landesrat für Umwelt und Klima des Landes Oberösterreich) auch noch Mario Golger (Projektleiter APG) vor die Kamera.
www.apg.at
www.netzooe.at
www.linznetz.at
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