Umfrage unter Top-CFOs
Österreichs Finanzvorstände setzen verstärkt den Rotstift an

| Tobias Seifried 
| 19.11.2025

Laut einer Befragung blicken heimische Top-CFOs zunehmend pessimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung. Steigende Inflation, sinkende Investitionsbereitschaft und ein breiter Sparkurs prägen die strategischen Entscheidungen vieler Unternehmen.

Deloitte hat am Mittwoch die Ergebnisse seiner aktuellen CFO Survey veröffentlicht. Aus dieser Befragung unter 50 Top-Finanzvorständ:innen geht hervor, dass die anhaltend angespannte Wirtschaftslage die Stimmung in österreichischen Finanzabteilungen belastet. Zwei Drittel der Teilnehmer:innen sehen sich demnach weiterhin mit hoher wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert.

"Die heimischen Finanzvorständ:innen blicken überwiegend pessimistisch in die Zukunft. 53 Prozent gehen von einer Verschlechterung des Investitionsklimas aus, 30 Prozent zeigen sich hinsichtlich der finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens negativer als noch vor wenigen Monaten", erläutert Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Rund die Hälfte der Befragten rechne daher mit einem Rückgang der Investitionstätigkeit – eine Entwicklung, die dem Wirtschaftsstandort schaden dürfte.

Unternehmen auf Sparkurs

Vor dem Hintergrund steigender Kosten rückt die Ausgabendisziplin in den Fokus. Für 58 Prozent der Finanzvorständ:innen hat die Kostenreduktion hohe strategische Priorität, weitere 33 Prozent stufen sie als eher wichtig ein. Auch das Wachstum in bestehenden Märkten gewinnt an Bedeutung, gefolgt von der Verringerung des operativen Aufwands.

Vom Sparkurs sei auch der Personalbereich betroffen. Laut Marterbauer gehen 44 Prozent der CFOs kurzfristig von einem Personalabbau aus. Dieser erscheine aus Kostengründen nachvollziehbar, könne jedoch langfristig angesichts des Fachkräftemangels zu Problemen führen.

Inflation als Risiko

Ein Ende der konjunkturellen Schwäche ist laut Umfrage nicht in Sicht. Vielmehr rechnen die Finanzvorständ:innen mit weiter steigenden Preisen: Für Österreich werden in den kommenden zwölf Monaten durchschnittlich 3,1 Prozent erwartet, für die Eurozone 2,2 Prozent. Ein solcher Inflationsanstieg zähle für 73 Prozent zu den größten Unternehmensrisiken – neben AI-gestützten Cyberangriffen, zunehmender Regulierung und schwachen Konjunkturaussichten. Zwei Drittel halten daher den Zeitpunkt für ungeeignet, zusätzliche Risikopositionen in die Bilanz aufzunehmen.

Transformation unter Druck

Weiters geht aus der Umfrage hervor, dass die wirtschaftliche Unsicherheit zudem Nachhaltigkeitsbestrebungen bremse. 56 Prozent sehen die grüne Transformation durch mangelnde Nachfrage und geringe Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte gehemmt. Noch stärker wirke die strategische und regulatorische Unsicherheit, die 74 Prozent als zentrales Hindernis nennen. Vor allem EU-Pläne zur Dekarbonisierung würden mehrheitlich als Wettbewerbsnachteil wahrgenommen.

Transformationen seien in unsicheren Zeiten selten Beschleuniger, betont Marterbauer. Dennoch sei es für Unternehmen wichtig, an ihren Nachhaltigkeitszielen festzuhalten, da das Thema langfristig einen zentralen Wettbewerbsvorteil bringe.

www.deloitte.com

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