Die Vorweihnachtszeit naht und damit für die Hersteller von Schokoladeprodukten die Hauptsaison. In der österreichischen Marken-Farbenlehre wird einem bei dem Gedanken schnell rosa vor Augen: Eine Gallionsfigur der heimischen Kakaoverarbeiter ist schließlich Manner. Und das Traditionsunternehmen erfreut sich offenbar anhaltender Beliebtheit. Pressesprecherin Karin Steinhart: "Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 konnten wir im ersten Halbjahr 2025 unseren Umsatz um 5,7 Prozent steigern – ein erfreuliches Ergebnis in einem nach wie vor herausfordernden Marktumfeld. Die Betriebsergebnismarge verbesserte sich leicht von 2,6 auf 2,8 Prozent, liegt damit aber noch unter unseren Zielwerten." Wie die gesamte Branche spüre man aber die Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit und eine allgemeine Kaufzurückhaltung. Gleichzeitig sei man mit deutlich gestiegenen Kosten konfrontiert – insbesondere beim Kakao: "Der Materialaufwand, inklusive bezogener Leistungen, stieg von 73,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 90,9 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2025.
Trotz dieser Belastungen konnten wir unsere Marktposition festigen und blicken zuversichtlich auf die zweite Jahreshälfte." Vor allem, weil das Hauptgeschäft erst noch bevorsteht, ist Steinhart positiv gestimmt: Das Saisongeschäft mache bei Manner rund zehn Prozent des Jahresumsatzes aus. Insgesamt profitiert man vor allem davon, ein hierzulande bereits lange Zeit etablierter Name zu sein: "Gerade in herausfordernden Zeiten greifen viele Menschen lieber zu vertrauten Marken." Das Fundament des Erfolgs bleibe die ewig jungeMannerschnitte, Wachstumspotenzial sehe man aber noch bei saisonalen Sorten, im Snacking-Segment und im Export – insbesondere in Nachbarländern wie Deutschland. Im In- wie im Ausland sei man aber mit veränderten Konsumgewohnheiten konfrontiert: „Bewusstes Naschen" und Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung – die veganen Varianten der Klassiker des Hauses werden häufiger gefragt. "Unsere Aufgabe ist es, flexibel darauf zu reagieren, ohne Kompromisse bei Qualität oder Geschmack einzugehen." Das ist aber angesichts der aktuellen Gesamtsituation deutlich schwieriger als zuvor: "Die gestiegenen Produktionskosten spüren wir deutlich. Um dem entgegenzuwirken, investieren wir gezielt in Effizienzsteigerungen, schließen langfristige Lieferverträge ab und setzen verstärkt auf nachhaltige Energieprojekte. Wo es unumgänglich ist, passen wir Preise an."
Neu dabei: Dubai
Ebenfalls in Wien, im 23. Gemeindebezirk, ist ein etwas kleinerer Mitbewerber beheimatet: Die Confiserie Heindl. Aktuelle Zahlen kann Geschäftsführer Andreas Heindl aufgrund des erst kürzlich zurückliegenden Geschäftsjahresabschluss derzeit nicht vorlegen, aber es sieht wohl gut aus: "Angesichts der herausfordernden Umstände sind wir angesichts der zu erwartenden Zahlen durchaus zufrieden." Seine Erfahrung der letzten Jahrzehnte sei ohnehin: Wenn nötig, sparen die Menschen eher bei Anschaffungen wie Autos oder Möbeln anstatt beim Essen und Trinken. Heindl sieht sein Unternehmen in allen Sortimentsbereichen gut aufgestellt, Wachstumspotential gebe es aber noch im Online-Shop und hinsichtlich weiterer Filial-Standorte. Ähnlich wie beim Mitbewerber ist das Sorgenkind derzeit aber jene Bohne, ohne die im Schoko-Business gar nichts geht – auf die Frage nach der größten Herausforderung aktuell antwortet Heindl: "Für unsere gesamte Branche in jüngster Zeit sicherlich die exorbitant gestiegenen Kakaopreise." Die Produktion selbst bleibe davon aber unberührt: "Wir reagieren mit noch mehr Kostenbewusstsein beziehungsweise mit sehr verzögerten, aber leider unvermeidbaren Preisanpassungen."
Und auch in Wien-Liesing verschließt man sich den Trends nicht: Bereits seit 2014 sei man der erste Partner des damals neu ins Leben gerufenen Fairtrade-Kakaoprogramms gewesen und verarbeite seitdem im gesamten Sortiment ausschließlich Kakao aus fairem Handel. Zudem biete man seit dem Vorjahr den seinerzeit ersten zu 100 Prozent recyclebaren Adventkalender aus Karton an. Und auch bei den Geschmacksrichtungen erfülle man neue Wünsche der Konsument:innen: So finden sich im Portfolio inzwischen diverse "Dubai"-Produkte.
Storck baute Marktposition aus
Aber nicht nur Wien allein ist eine Hochburg für Naschkatzen – vor den Toren Salzburgs, in Wals-Siezenheim, dem größten Dorf Österreichs, befindet sich das Austro-Hauptquartier des deutschen Süßwaren-Schwergewichts Storck. Auch hier macht man kein saures Gesicht. Marketingleiterin Lisa-Maria Ferstl: "Wir blicken auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück, das unsere Erwartungen in vielen Bereichen übertroffen hat. Wir konnten unsere Position im Markt weiter ausbauen und steigende Wachstumszahlen im Umsatz und Absatz erzielen." Man habe 2024 unter den Top-5-Süßwarenherstellern die meisten Käufer:innen dazugewinnen können und wurde somit der Top-Wachstumsbringer im Umsatz bei den Süßwaren. "Durch eine deutliche Absatzsteigerung über Marktschnitt konnten wir Marktanteile ausbauen und das in jeder Kategorie. So konnten wir zum Beispiel bei den Pralinen 8,8 Prozent mehr Absatz als im Vorjahr erzielen." Für das Jahr 2025 rechnet Ferstl daher ebenso mit einem positiven Geschäftsabschluss. "Wir gehen optimistisch ins Weihnachtsgeschäft. Pralinen haben gerade in der Adventszeit einen hohen emotionalen Wert. Gerade mit Blick auf letztes Jahr können wir sehr optimistisch sein, dass Storck auch dieses Jahr als Nummer-1-Umsatzbringer aus der Weihnachtszeit hervorgehen wird." Zugpferde sind dabei in erster Linie die Saisonklassiker von Merci und Toffifee. "Vor allem im Pralinensegment sind wir gut aufgestellt. Wir können dem Handel dieses Jahr wieder mit voller Power zur umsatzstärksten Zeit des Jahres zur Seite stehen."
Mindful Snacking
In den froh gestimmten Chor im Blick aufs Weihnachtsfest stimmen auch die internationalen Multis ein: Michael Baumgartner, Verkaufsleiter von Mondelēz Österreich konstatiert: "Das Saisongeschäft spielt bei Mondelēz in Österreich eine wesentliche Rolle, bei dem wir uns insgesamt als Marktführer behaupten können. An diese Erfolge wollen wir natürlich 2025 weiter anknüpfen." Aber in bloße Jubelstürme verfällt man auch hier nicht: "Wir sind in einem Umfeld tätig, das komplexer und instabiler ist als je zuvor und sind weiterhin mit hohen Kosten in unserer gesamten Lieferkette konfrontiert. So haben die Kakaopreise ein Rekordniveau erreicht, andere Kosten bleiben hoch. Das bedeutet, dass die Herstellung unserer Produkte viel teurer ist." Den Trend zum bewussten Naschen hat man bei Mondelez ebenfalls beobachtet, hier hat man ihn aber international-englisch auf das Buzzword Mindful Snacking getauft: Dieses Konsumbedürfnis bedient man mit Verzehrempfehlungen auf Verpackungen und weiterführenden Websites.Den Wunsch nach nachhaltigeren Produkten bedient man wiederum mit dem 2012 gestarteten Nachhaltigkeitsprogramm "Cocoa Life".
Mars macht bei Emissionssenkungen mobil
Ähnliche Initiativen hat der internationale Mitbewerber Mars Wrigley ergriffen. Laut Österreich-Vertriebsleiter Ralph Thoma konnte das Unternehmen seit 2015 seine CO₂-Emissionen um 16,4 Prozent senken: "Für den Betrieb aller zehn europäischen Mars Wrigley-Produktionsstandorte in Europa stehen inzwischen vollständig erneuerbare Energien zur Verfügung." Mars Wrigley strebe darüber hinaus an, bis 2050 netto-null Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen. Ökonomisch geschadet hat dieser ökologische Strategie-Wandel anscheinend nicht: Der Umsatz stieg weltweit seit 2015 auf rund 55 Milliarden US-Dollar. Und auch konkret in der Alpenrepublik weiß Thoma von einer klar positiven Tendenz zu berichten: "Wir sind sehr zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung 2025 bei Mars Wrigley in Österreich. Mit Blick auf den Bereich Schokolade ist es uns zudem gelungen, unseren Volumenanteil am Markt zu steigern." Der Erfolg basiere auch hier auf starken Marken, deren Produkte zudem im Handel deutlich sichtbar sind. Aber nicht nur Klassiker wie Twix und M&M's lassen es in der Kasse klingeln: Ein Highlight des Jahres sei die Einführung der Marke Trü Frü mit fruchtig-schokoladigen Snacks gewesen, die langfristig zum festen Bestandteil in der Eiskategorie aufgebaut werden soll: Offenbar ist man also in Sachen Schokolade auch gerüstet für die Zeit nach Weihnachten, wenn es dann wieder wärmer wird.
www.manner.at
www.storck.at
www.heindl.co.at
www.mondelezinternational.com
www.mars.com
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