IHaM-Sankt-Martins-Report 2025
Wie Weihnachten einkommensschwache Haushalte belastet

Der neue Sankt-Martins-Report 2025 des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) der JKU Linz zeigt: Haushalte im unteren Einkommensviertel stehen vor einem harten Weihnachtsfest. Der Wunsch zu schenken bleibt, doch die finanziellen Möglichkeiten schrumpfen.

Am 11. November, dem Gedenktag des heiligen Martin, richtet das IHaM der JKU Linz den Fokus auf jene Gruppe, die in der Konsumforschung oft unter dem Radar bleibt: die unteren 25 Prozent der Haushalte nach Einkommen – also Haushalte mit weniger als rund 2.000 Euro monatlichem Nettoeinkommen. In diesem Segment finden sich überdurchschnittlich viele Einpersonenhaushalte, junge Menschen sowie nicht erwerbstätige Personen.

Der Alltag dieser Haushalte ist von Einsparen und Verzichten geprägt. Besonders stark betroffen sind Freizeit und soziale Teilhabe: Viele reduzieren Ausgaben für Hobbys und Sport, sparen bei Restaurantbesuchen und haben Konzert-, Kino- oder Veranstaltungsbesuche deutlich eingeschränkt. Für einen großen Teil war schon der Sommerurlaub nicht leistbar – mehr als die Hälfte ist heuer überhaupt nicht verreist.

Auch bei größeren Anschaffungen wird gebremst: Haushalte mit geringem Einkommen reduzieren ihre Ausgaben für Bekleidung, Schuhe und Sportartikel ebenso wie für Elektrogeräte und Möbel. Selbst bei Lebensmitteln fällt das Sparen schwer – dennoch gibt knapp ein Viertel an, auch hier kürzen zu müssen.

Weihnachtsbudget unter Druck

Besonders deutlich zeigt sich der finanzielle Druck beim Blick auf das Weihnachtsbudget. Ausgerechnet jene Warengruppen, bei denen aktuell am stärksten gespart wird – Bekleidung, Spielwaren, Elektroartikel –, zählen zu den klassischen Weihnachtsgeschenken. Die Folge: 43 Prozent der Haushalte im unteren Einkommensquartil planen heuer, weniger für Geschenke auszugeben als im Vorjahr. 23 Prozent wollen überhaupt keine Weihnachtspräsente kaufen – ein markanter Anstieg gegenüber 2024.

Trotzdem bleibt Weihnachten für viele ein Fest der Kinder. In fast allen einkommensschwachen Haushalten, in denen Kinder leben, sind Geschenke eingeplant – meist allerdings in bescheidenerem Umfang als in den Jahren davor. Deutlich härter trifft es Haushalte ohne Kinder: Mehr als ein Viertel von ihnen wird heuer gar keine Weihnachtsgeschenke kaufen.
IHaM-Handelsexperte Ernst Gittenberger bringt es auf den Punkt: Die anhaltende Teuerungskrise habe Haushalte am unteren Ende der Einkommensskala weiterhin "fest im Griff" – gespart werde "an allen Ecken und Enden", zunehmend auch bei Weihnachtspräsenten.

Strukturproblem statt Stimmungsfrage

IHaM-Institutsvorstand Christoph Teller betont, dass der Report weniger ein kurzfristiges Stimmungsbild als ein strukturelles Muster sichtbar macht. Gespart werde vor allem bei Ausgaben, die nicht zum täglichen Bedarf zählen, also genau dort, wo viele typische Weihnachtsgeschenke liegen. Der Wunsch zu schenken sei weiterhin vorhanden, die finanziellen Spielräume aber schrumpften. "Unser Sankt-Martins-Report erinnert daran, dass heuer nicht alle in der Lage sind, diesen Wunsch umzusetzen und wirtschaftliche Dellen im untersten Einkommensquartil besonders früh spürbar werden und meist auch am längsten nachwirken", interpretiert Teller die Zahlen. 

www.jku.at

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