Gefahr für Wirtschaft, Jobs & Gesundheit
Handelsverband warnt vor Online-Ramsch aus China

| Redaktion 
| 05.11.2025

Neue Testergebnisse zu gesundheitsgefährdenden Chemikalien in Produkten von Temu und Shein bestätigen laut Branchenvertretung ein strukturelles Problem im Onlinehandel. Nun wird eine nationale Plattformhaftung für korrekte Warendeklaration und faire Wettbewerbsbedingungen gefordert.

Die am Dienstag veröffentlichten Analysen von Global 2000 und der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigen hohe Belastungen durch gefährliche Chemikalien in Produkten der chinesischen Online-Plattformen Temu und Shein. In einer Stichprobe überschritt eine Damenjacke den EU-Grenzwert für sogenannte "Ewigkeits-Chemikalien" um das 4.154-fache.

Für Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, belegen diese Zahlen ein "tiefes regulatorisches Ungleichgewicht". "Diese Billigstprodukte gefährden die Gesundheit der Konsument:innen, insbesondere von Kindern", so Will. "Während österreichische Händler jede Vorschrift penibel einhalten müssen, umgehen Fernost-Plattformen systematisch Sicherheitsauflagen, Zölle und Steuern. Das ist kein Einzelfall, sondern ein kriminelles Massenphänomen." Laut EU-Spielzeugverband sind 95 Prozent der auf Temu gekauften Kinderspielzeuge unsicher. Jährlich strömen rund 4,6 Milliarden Kleinstpakete unter 150 Euro Warenwert weitgehend ungeprüft in den EU-Binnenmarkt – viele davon aus China.

Wirtschaftliche Schieflage im Onlinehandel

Das Problem betrifft längst nicht mehr eine Randgruppe. Nach Amazon stammen die größten globalen eCommerce-Plattformen – Alibaba, JD.com und Temu – allesamt aus China. Gemeinsam kontrollieren sie bereits zwei Drittel des weltweiten Onlinehandelsvolumens. Auch in Österreich gewinnen sie rasant Marktanteile: Temu liegt mit einem geschätzten Umsatz von 341 Millionen Euro auf Rang 4 der größten Online-Marktplätze, Shein mit 217 Millionen Euro auf Platz 7. Laut Handelsverband hat jede:r zweite Österreicher:in schon mindestens einmal auf einer chinesischen Plattform eingekauft. "Der scheinbar günstige Warenbezug kommt uns teuer zu stehen", warnt Will. "Milliarden falsch deklarierter Pakete entziehen Städten und Gemeinden Steuereinnahmen. Das kostet lokale Jobs, führt zu mehr Müll und untergräbt fairen Wettbewerb."

Forderung nach Plattformhaftung

Als Lösungsansatz fordert der Handelsverband eine nationale Plattformhaftung für korrekte Warendeklarationen und Steuerzahlungen. Ziel sei, dass Plattformen aus Drittstaaten dieselben Pflichten erfüllen wie europäische Händler. "Wenn der:die Kund:in 50 Euro zahlt, dürfen nicht 20 auf der Rechnung stehen – und schon gar keine giftigen Chemikalien im Produkt sein", betont Will. "Wer Milliarden an Paketen in den EU-Markt schleust, muss Verantwortung übernehmen."

Das Prinzip sei nicht neu: Beim Thema Verpackungsentpflichtung habe Österreich bereits bewiesen, dass Haftungsregelungen wirken. Seit Plattformen auch für die Entsorgungspflichten ihrer Händler haften, sei das System fairer und funktioniere besser, betont Will.

Politik unter Handlungsdruck

Der Handelsverband schlägt vor, dieses Haftungsmodell auch auf die Warendeklaration auszuweiten. Bei wiederholten Verstößen sollten nationale Behörden sogar temporäre Plattformsperren verhängen können. "Es ist absurd, dass viele Drittstaaten-Plattformen keinerlei Verantwortung tragen, während heimische Händler für jedes einzelne CE-Zeichen haften müssen", sagt Will. "Wir brauchen rechtliche Gleichstellung zum Schutz der Bevölkerung und der 615.000 Jobs im Handel." Bleibt die Gesetzgebung unverändert, könnten laut Will Temu und Shein schon bald – hinter Amazon – zu den drei umsatzstärksten Webshops in Österreich aufsteigen.

www.handelsverband.at

www.global2000.at

www.ooe.arbeiterkammer.at

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