Jedes Jahr werden am Vorabend des Österreichischen Journalistinnenkongresses die "MedienLöwinnen" verliehen, die herausragende Journalistinnen ehren sollen. So auch vergangenen Dienstagabend, dem 4. November – zahlreiche Medienvertreter:innen fanden sich zur festlichen Gala im Haus der Industrie zusammen und ließen die Gewinnerinnen hochleben.
Nina Horaczek ist "Goldene MedienLöwin 2025"
Die "Goldene MedienLöwin" soll jährlich eine Frau für ihr Lebenswerk, ihre Vorbildwirkung und ihr Durchsetzungsvermögen in der Medienbranche ehren. Im heurigen Jahr durfte sich Journalistin und Buchautorin Nina Horaczek über die Auszeichnung freuen. Sie überzeuge vor allem aufgrund "ihrer fundierten Recherche, ihrer klaren Sprache und ihres unermüdlichen Engagements für politische Aufklärung und gesellschaftliche Debatten", heißt es in einer entsprechenden Aussendung. Als Falter-Chefreporterin setze sie sich seit knapp zwei Jahrzehnten mit den Themen Rechtspopulismus, Migration, Frauenrechten und dem Sozialstaat auseinander und begeistere durch "analytische Tiefe, Mut zur klaren Positionierung und eine optimistische, aber wachsame Haltung". Dafür wurde sie in der Vergangenheit bereits mehrfach geehrt, etwa im heurigen Jahr mit dem "Humanitätspreis" des Roten Kreuzes.
In ihrer Dankesrede widmete Horaczek die "Goldene MedienLöwin" ihrem Team: "Ich hatte vom ersten Tag an tolle Kolleginnen, die mich unterstützt haben. Dafür steht auch ein bisschen dieser Preis. Ich freue mich wahnsinnig, er ist wirklich sehr hübsch."
Ebenfalls für die von der Wirtschaftskammer unterstützte "Goldene MedienLöwin 2025" nominiert waren übrigens Barbara Haas (Kleine Zeitung) und Eva Karabeg (ORF). Über die Siegerin entschieden haben mehr als 70 Journalist:innen des Landes durch ihre Punktevergabe.
"Silberne MedienLöwin" im Zeichen der Frauenarmut
"Alt, arm, weiblich" – so lautet der Titel der Reportage von Veronika Mauler für das Ö1 Journal Panorama, mit der sie die Jury der "Silbernen MedienLöwin" begeisterte. Darin widmet sie sich dem Thema Altersarmut bei Frauen infolge des Pension-Gaps und verknüpft persönliche Lebensgeschichten mit Zahlen, Daten und Fakten. Zugleich beleuchtete sie die strukturellen sowie politischen Hintergründe des Problems. "Sie packt die umfassende Betrachtung einer zentralen Frauen-Diskriminierung in eine halbe Radio-Stunde, die Jede:r, die:der es mit einer Bekämpfung des Problems ernst meint, gehört haben sollte", so die Jury. Und Jury-Vorsitzende Elisabeth Pechmann ergänzt: "Gerade jetzt, wenn Demokratie insgesamt immer mehr unter Druck kommt, ist es brandgefährlich, dass Frauenpolitik als Ganzes – also das "Big Picture" einer effektiven, nachhaltigen und umfassenden Gleichstellung – fast völlig aus dem öffentlich-medialen Diskurs verschwunden ist."
"Armut ist ein sehr schambehaftetes Thema und die Betroffenen hauptsächlich Frauen, Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen", so Mauler über ihre Reportage. "Es war nicht leicht. Ich hoffe, ich konnte auch zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, nicht nur lamentieren. Ich würde gerne die Sendung darüber machen, dass die Pensionslücke geschlossen ist."
Weiters für die "Silberne MedienLöwin 2025", powered by Agrana, nominiert waren Lea Sahay für ihre Reportage "Die Töchter Chinas" (Süddeutsche Zeitung) und Lisa Marie Wögerbauer für ihr Interview-Feature "Start me up: Female Founders" (Radio Radieschen – Ausbildungs-Radiosender der FH Wien).
Team Gisèle erhält "MedienLöwe 2025"
Nicht zuletzt durfte sich das Team hinter der "Berichterstattung zum Fall Pelicot" auf orf.at unter der Leitung von Julia Ortner über den "MedienLöwe 2025" freuen. Diese behandelte den Fall des sexuellen Missbrauchs an der Französin Gisèle Pelicot durch ihren Ehemann, die juristische Aufarbeitung und die daraus entstandene Bewegung. Laut Jury habe man sich für dieses Projekt entschieden, weil die Redakteur:innen es geschafft hätten, "dem Spirit dieser Bewegung konsequent gerecht zu werden und dazu beizutragen, dass die Scham die Seite wechseln muss". Eine weitere Stimme aus der Jury: "Einfühlsam, aber klar wird in der Serie auf orf.at die Geschichte einer Selbstermächtigung nachgezeichnet – wie eine Frau sich nicht zum namenlosen Opfer misogyner Verbrecher machen lässt, sondern dem Frauenhass und der systematischen Gewalt entschlossen entgegentritt."
Julia Ortner selbst betont: "Es ist aus Sicht von orf.at wichtig, dass gerade Medien für ein breites Publikum sich ihrer Verantwortung bewusst sind, gesellschaftliche Missstände benennen und – wie in diesem Fall – Frauen nicht noch einmal zu Opfern machen, sondern ihren Weg voller Respekt begleiten."
Auf der Shortlist des "MedienLöwe 2025", gefördert von den Österreichischen Lotterien, vertreten waren überdies "What the FEM?", das feministische TV-Format auf dem Wiener Stadtsender W24 unter der Leitung von Juliane Ahrer, und "Perfumed Garden", Print-Magazin für weibliche Lust, gegründet und unter Federführung von Nadin Schley.
LEADERSNET war bei der Verleihung dabei und hat Eindrücke für Sie in der Galerie gesammelt.
www.journalistinnenkongress.at
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