Globale Insolvenzstudie
US-Zölle erweisen sich auch in Österreich als Treiber für Firmenpleiten

| Tobias Seifried 
| 21.10.2025

Trotz leichtem Rückgang ab 2027 bleibt das Insolvenzrisiko für heimische Unternehmen hoch. Laut einer weltweiten Analyse dürften diese 2025 erneut steigen – besonders betroffen sind Handel, Bau und Gastronomie.

Eine Entspannung bei Unternehmenspleiten ist weiterhin nicht in Sicht. Laut der aktuellen globalen Insolvenzstudie von Acredia und Allianz Trade dürften die weltweiten Insolvenzen 2025 um rund sechs Prozent zunehmen, gefolgt von weiteren fünf Prozent im Jahr 2026. Erst 2027 zeichne sich mit einem Minus von einem Prozent eine leichte Trendwende ab, so die Studienautor:innen.

Österreich: Weiter hohes Niveau, leichte Entspannung 2027

In Österreich bleibt die Zahl der Firmenpleiten demnach hoch. Nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr wird 2025 ein weiteres Plus von etwa sechs Prozent auf rund 6.950 Fälle erwartet – der KSV1870 rechnet sogar mit mehr 7.000 Firmenpleiten (LEADERSNET berichtete). Damit steuert Österreich auf das vierte Jahr in Folge mit steigenden Insolvenzen zu und nähert sich dem bisherigen Rekordjahr 2005 mit 7.050 Fällen. Besonders betroffen sind weiterhin Einzelhandel, Bau und Gastronomie, zunehmend auch kleinere Betriebe.

Hintergrund dieser Entwicklung seien strukturelle Schwächen der Binnenkonjunktur, eine verzögerte Erholung von der Rezession sowie die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft, Österreichs wichtigstem Handelspartner. Für 2026 rechnet Acredia mit einem Rückgang um etwa fünf Prozent auf rund 6.600 Fälle, ehe 2027 eine deutlichere Entspannung auf rund 6.000 Insolvenzen (-4 %) erwartet wird.

"Die Insolvenzlage bleibt angespannt, zeigt aber erste Anzeichen einer Bodenbildung", sagt Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied von Acredia. Das wirtschaftliche Sturmtief dürfte sich 2026 abschwächen, 2027 werde eine ruhigere Lage erwartet. Viele Unternehmen hätten an Widerstandskraft gewonnen und könnten gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.

Trotz der erwarteten Stabilisierung bleibe das Niveau hoch: 2026 liegen die Insolvenzen rund 30 Prozent über dem Vorkrisenniveau, 2027 immer noch um etwa 18 Prozent darüber. Steigende Finanzierungskosten, Margendruck und zunehmende Liquiditätsspannen entlang der Lieferketten zählen laut Meierschitz zu den größten Herausforderungen. "Viele Unternehmen arbeiten mit knappen Reserven und sehen sich mit wachsenden Außenständen konfrontiert", so Meierschitz.

US-Zölle mit verzögerter Wirkung

Die jüngsten US-Zölle könnten mittel- bis langfristig auch exportorientierte Volkswirtschaften wie Österreich treffen. Laut Acredia und Allianz Trade wird die volle Wirkung erst 2026 spürbar sein, mit potenziellen Dominoeffekten entlang globaler Lieferketten.

Da mehr als die Hälfte der heimischen Wertschöpfung direkt oder indirekt vom Außenhandel abhängt, reagierten exportstarke Branchen – etwa Maschinenbau, Metallverarbeitung oder Fahrzeugindustrie – besonders sensibel. Für ein exportorientiertes Land wie Österreich seien stabile internationale Rahmenbedingungen entscheidend, betont Meierschitz. Sollten sich die globalen Handelsbedingungen weiter eintrüben, könnte das vor allem für mittelständische Unternehmen zum Belastungstest werden.

KI-Boom birgt Risiken

Auch der anhaltende Gründungsboom in technologie- und KI-getriebenen Branchen birgt Risiken. Nach Jahren intensiver Investitionen zeigen sich laut Acredia erste Konsolidierungstendenzen. Sollte der aktuelle Tech- und KI-Boom an Dynamik verlieren, könnte dies insbesondere wachstumsorientierte Unternehmen mit hoher Fremdfinanzierung treffen.

Betroffen wären vor allem IT-Dienstleistungen, Software, digitale Kommunikation und B2B-Plattformen, wo Neugründungen stark zugenommen haben. "Wir sehen derzeit keine Welle, aber eine klare Differenzierung: Wer tragfähige Geschäftsmodelle und stabile Cashflows hat, setzt sich durch – wer zu schnell expandiert hat, steht unter Druck", so Meierschitz.

www.acredia.at

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