Interview mit Olivier Scherlofsky
"Wir übersetzen europäische Unternehmensinteressen in konkreten US-Mehrwert"

| Redaktion 
| 09.10.2025

Olivier Scherlofsky, Sanktions-Experte und Partner bei RSB International, spricht im Exklusivinterview mit LEADERSNET über die Entwicklungen hinsichtlich US-EU-Zoll- und Industriepolitik, sowie RSB's Lösungen dazu in Washington. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Scherlofsky, viele Beobachter:innen sprechen von einer Einigung im US-EU-Zollstreit. Einige Unternehmen in Österreich und Deutschland sind jedoch unsicher, ob die genannten Prozentsätze tatsächlich bestehen bleiben. Können Sie das klären?

Olivier Scherlofsky: Washington und Brüssel haben einen neuen US-EU-Handelsrahmen vereinbart, der derzeit über Executive Orders, Presidential Proclamations (etwa im Automobilbereich) und Anpassungen der HTSUS (Harmonized Tariff Schedule of the United States) umgesetzt wird. Kernpunkt ist eine einheitliche plus 15 Prozent wertabhängige Zollschicht auf die meisten Waren mit EU-Ursprung, mit bestimmten Ausnahmen. Unternehmen sollten 15 Prozent als Arbeitshypothese ansetzen, die Federal Register-Mitteilungen laufend beobachten und die produktspezifische Behandlung prüfen. Stahl und Aluminium werden künftig über TRQs (tariff-rate quotas) verwaltet, und auch die separate Struktur für Fahrzeuge und Fahrzeugteile kann zu abweichenden Zollsätzen führen.

LEADERSNETWas bedeutet das konkret für österreichische oder deutsche Exporteure? Gibt es fallweise Ausnahmen?

Scherlofsky: Dies ist produktspezifisch und mitunter Unternehmens-spezifisch zu beantworten. Das Section 232-Produkt-Exclusions-Verfahren wurde 2025 beendet; neue Anträge sind nicht mehr möglich. Entlastung im Stahl- und Aluminiumsektor erfolgt nun über TRQs, die durch Quotenmanagement, Lizenzierung und Einfuhrplanung optimal genutzt, aber nicht "verhandelt" werden können.

Mögliche Handlungsoptionen bestehen aber – insbesondere: Nutzung von TRQs im Stahl- und Aluminiumbereich, Einholung von CBP Binding Rulings gemäß 19 CFR Part 177 zur verbindlichen Festlegung von Tarifklassifizierung und Marking/Origin-Fragen, Einsatz von FTZ (Foreign-Trade Zones) zur Zollstundung und Lieferkettenoptimierung, wobei Zölle bei Eintritt in den US-Binnenmarkt anfallen. Darüber hinaus bestehen unterschiedliche Förderinstrumente auf Bundes-, Bundesstaaten- und lokaler Ebene (z. B. für FDI), die gezielt genutzt werden können.

Wir unterstützen bei der Konzeption und Umsetzung dieser Strategien. Generell sollte bedacht werden, dass diese Administration bereit ist, im Einzelfall Lösungen zu finden, wenn sie davon ausgeht, dass dies dem US-Interesse entspricht. Dazu sollte man als Unternehmen (1) diese Interessen-Logik verstehen und (2) den je passenden Zugang haben, um dann (3) effektiv zu kommunizieren.

LEADERSNETSie kennen die Trump-Administration sehr gut – was ist die politische Logik hinter dieser Zollpolitik?

Scherlofsky: Die Administration beschreibt ihre aktuelle Zollpolitik als "reciprocity-driven industrial strategy", gestützt auf eine "national emergency"-Feststellung zu Handelsdefiziten. Ziel ist es, Investitionen und Beschäftigung zu fördern und strukturelle Ungleichgewichte zu adressieren.

LEADERSNETWas ist der Ansatz von RSB dabei, der konkret Mehrwert für Ihre Kund:innen generiert?

Scherlofsky: RSB International verbindet rechtlich-regulatorische Umsetzung mit Advocacy. Wir sind dabei im Zentrum der aktuellen U.S.-Lobbying-Landschaft positioniert – sehen Sie sich beispielsweise an, was über unseren D.C.-Partner Ches McDowell in den führenden US-Wirtschaftszeitungen (wie dem Wall Street Journal) verfasst wird.

Unsere Aufgabe ist es dabei, europäische Unternehmensinteressen in konkreten US-Mehrwert zu übersetzen – etwa in Form von amerikanischen Arbeitsplätzen, CapEx oder Technologie und Skill-Transfer – und diese entlang der Entscheidungskriterien von US Executive Branch und US Congress aufzubereiten. Alle Aktivitäten erfolgen dabei im Einklang mit dem Lobbying Disclosure Act (LDA), gegebenenfalls dem Foreign Agents Registration Act (FARA), sowie allen relevanten Ethikvorschriften.

So entstehen authentische Win-win-Ergebnisse, bei denen Initiativen unseren Klient:innen helfen und nachweislich US-Interessen dienen.

www.rsb-international.com

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV