Nach Vorwürfen zu Bio- und Herkunftsangaben
Parlamentsrestaurant "Kelsen" verliert sein Umweltzeichen

| Tobias Seifried 
| 02.10.2025

Dem Restaurant im "Hohen Haus" werden unter anderem Tricksereien bei Bio- und Herkunftsangaben vorgeworfen. Mittlerweile hat sich der Geschäftsführer in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet – ein Dementi gibt es nicht.

Seit dem Abschluss der fünfjährigen Sanierung des Parlaments fungiert dort das "Kelsen" als Restaurant (LEADERSNET berichtete). Aktuell steht das Lokal im Zentrum eines Skandals um die Einhaltung von Bio- und Nachhaltigkeitsstandards. Die Wochenzeitung Falter berichtete jüngst, dass Rechnungsunterlagen aus dem Großhandel Produkte belegen sollen, die nicht den versprochenen Kriterien entsprachen – darunter Garnelen aus Bangladesch.

Umweltzeichen entzogen

Konkret geht es um den Vorwurf, dass das Lokal Lebensmittel eingekauft haben soll, die weder den geforderten Bio- noch den Regionalitätskriterien entsprachen. Genannt werden etwa Goldbrassenfilets aus der Türkei, Zander aus Kasachstan oder Tafelspitz aus den Niederlanden. Als Folge wurde dem Restaurant das Österreichische Umweltzeichen entzogen. Zudem steht ein behördliches Verfahren im Raum, das im Falle einer Bestätigung mit einer Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro enden könnte.

Das "Kelsen" weist die Vorwürfe nicht grundsätzlich zurück, betont jedoch, dass es sich lediglich um Einzelfälle handle. Diese hätten rund 1,8 Prozent des gesamten Wareneinsatzes im Zeitraum Jänner bis September 2025 ausgemacht. Produkte, die nicht den Kriterien des Umweltzeichens entsprachen, seien inzwischen aus dem Sortiment genommen worden. Zudem seien strengere interne Kontrollen eingeführt, Mitarbeitende geschult und ein verbindliches Regelwerk aufgestellt worden. Geschäftsführer Thomas Hahn übernahm in einer Stellungnahme (PDF-Download unten) die Verantwortung und sprach von Versäumnissen bei der regelmäßigen Schulung des Teams. Man habe aber sofort reagiert und die Abläufe angepasst, um künftig die Kriterien des Umweltzeichens konsequent einzuhalten.

Die Parlamentsdirektion erklärte, man prüfe, ob eine bewusste Nichteinhaltung vorlag, und stehe in Austausch mit dem Restaurant und der Vergabestelle des Umweltzeichens.

Imageschaden

Der Fall wirft allgemein ein Schlaglicht auf die Herausforderungen nachhaltiger Beschaffung in institutionellen Betrieben: Selbst mit Zertifikaten versehene Gastronomiebetriebe sehen sich mit Fragen der Nachvollziehbarkeit, Kontrolle und Lieferkettenkonformität konfrontiert. Für das "Kelsen" dürfte der Imageschaden beträchtlich sein – insbesondere im Kontext öffentlicher Verantwortung und Transparenz erwartet man von einem Parlamentsrestaurant hohe Standards, gerade bei Umwelt- und Qualitätszertifikaten.

Für das Kelsen ist es nicht der erste Rückschlag. Das Restaurant musste wenige Monate nach der Eröffnung aufgrund von zu hohen Betriebskosten teilweise schließen (LEADERSNET berichtete).

www.kelsen.at

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