Interview mit Michael Pavlik
"Betriebe sind nicht dafür ausgestattet, Förderanträge auf Betrug zu prüfen"

| Dejan Filipovic 
| 02.10.2025

Im LEADERSNET-Interview spricht Michael Pavlik, Geschäftsführer der FINcredible GmbH, u. a. über die Schwachstellen bei der Abwicklung von Förderprogrammen und erklärt, warum zentrale, digitale Prüfmechanismen entscheidend sind, um Missbrauch effektiv zu verhindern. Er zeigt auf, wie moderne Technologien Transparenz schaffen, Vertrauen zurückgewinnen und Fördergelder zielgerichtet und fair vergeben können.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Pavlik, vor Kurzem wurde bekannt, dass ein Mann in Wien durch fingierte Rechnungen rund 321.000 Euro aus dem Reparaturbonus der EU ergaunert hat. Wie erklären Sie sich, dass ein derart großangelegter Betrug trotz bestehender Kontrollmechanismen so lange unentdeckt bleiben konnte?

Michael Pavlik: Wenn man sich den Prozess ansieht, ist es keine Überraschung: Es werden lediglich Name, Adresse, IBAN und eine E-Mail-Adresse abgefragt. Wie man an diesem Fall sieht, lassen sich die Angaben leicht erfinden oder missbrauchen. Ohne einen Abgleich mit verifizierten Datenquellen bleibt der gesamte Ablauf anfällig. Am Ende wird nur noch geprüft, ob ein Formular ausgefüllt ist – nicht, ob die Informationen dahinter auch real und stimmig sind.

LEADERSNET: Welche Faktoren machen Fördersysteme besonders anfällig für Missbrauch und wo sehen Sie die größten Schwachstellen bei der Abwicklung solcher Programme?

Pavlik: Das Problem ist, dass Förderstellen die eingereichten Angaben meist nur formal und nicht auf Plausibilität prüfen können. Hinzu kommt: Kontrollen erfolgen erst Monate später – zu spät, um Missbrauch wirksam zu verhindern. Wenn die Auszahlung zudem auf Basis einer einfachen Rechnung erfolgt, ohne irgendeine Art der Gegenprüfung, öffnet man Betrug Tür und Tor.

LEADERSNET: Viele Betrugsfälle beruhen auf auffälligen Mustern, etwa wiederkehrenden Angaben oder ungewöhnlich hohen Volumina an Rechnungen. Wie können digitale Lösungen helfen, solche Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen?

Pavlik: Digitale Lösungen können Auffälligkeiten in Sekunden sichtbar machen – etwa, wenn ein:e Antragsteller:in ungewöhnlich viele Anträge in kurzer Zeit stellt oder dieselbe IBAN mit unterschiedlichen Namen kombiniert wird. Mit dem Bank-Ident lässt sich beides auf einmal prüfen: Er bestätigt, dass die Person tatsächlich existiert, und kontrolliert gleichzeitig, ob sie zum angegebenen Konto gehört. Diese Verifizierung läuft automatisiert im Hintergrund, verursacht für ehrliche Antragsteller:innen kaum Aufwand – für Betrüger:innen ist sie aber ein massives Hindernis.

LEADERSNET: Oft wird die Verantwortung für die Kontrolle von Förderungen auf die Betriebe selbst übertragen. Welche Risiken birgt dieser Ansatz und welche Alternativen würden Sie empfehlen?

Pavlik: Betriebe sind nicht dafür ausgestattet, Förderanträge auf Betrug zu prüfen. Ihnen fehlen die Datenquellen und die technischen Systeme, um Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Wer die Verantwortung dorthin verlagert, überfordert die Betriebe und gefährdet das gesamte Programm. Die bessere Lösung sind zentrale, automatisierte Prüfmechanismen. Mit Tools wie dem IBAN-NameCheck oder Bank-Ident kann die Plausibilität direkt bei Antragstellung geprüft werden – bevor überhaupt Geld ausbezahlt wird.

LEADERSNET: Wenn Betrugsfälle publik werden, leidet das Vertrauen der Öffentlichkeit in Förderprogramme massiv. Wie kann man einem solchen Vertrauensverlust effektiv entgegenwirken?

Pavlik: Vertrauen schafft man nur mit Klarheit. Wenn Bürger:innen nachvollziehen können, dass Fördergelder fair und treffsicher vergeben werden, steigt die Akzeptanz. Digitale Prüfungen ermöglichen eine transparente und lückenlose Dokumentation jedes Schritts – von der Antragstellung bis zur Auszahlung. So wird nachvollziehbar, warum ein Antrag genehmigt oder abgelehnt wurde.

LEADERSNET: In anderen Ländern kommen moderne Instrumente wie automatisierte Datenabgleiche, Bonitätsprüfungen oder KI-gestützte Systeme bereits erfolgreich zum Einsatz. Welche Rolle könnten solche Technologien in Österreich spielen und wie könnte FINcredible hier unterstützen?

Pavlik: Österreich hat die Chance, von internationalen Best Practices zu profitieren – und sollte das dringend tun. Mit Lösungen wie dem Bank-Ident lassen sich Förderprogramme sofort deutlich sicherer gestalten. Diese Verfahren sind rechtssicher, effizient und gleichzeitig für ehrliche Antragsteller:innen kaum spürbar. Genau hier setzt FINcredible an: Wir stellen solche Prüfungen bereits heute zur Verfügung – modular, schnell integrierbar und regulatorisch geprüft. So können Förderstellen Missbrauch verhindern und gleichzeitig ein benutzerfreundliches Erlebnis bieten.

www.fincredible.io

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