Projekt "InnoWAP"
Boku-Forscher verarbeiten Wasserpflanzen zu Verpackungen

Gemeinsam mit neun Partnern aus Industrie und Forschung sowie der Stadt Wien bekommen Wasserpflanzen aus der Alten und Neuen Donau sowie Schilf von Neusiedler See im Rahmen des Projekts "InnoWAP" einen nachhaltigen Zweck. 

Jeden Sommer sind auf der Alten Donau spezielle "Amphibien-Mähboote" der Stadt Wien im Einsatz, um das dichte Wachstum der Wasserpflanzen – sogenannter Makrophyten – unter Kontrolle zu halten. Deren Ausbreitung hat in den letzten Jahren stark zugenommen: Innerhalb von nur vier Wochen können sie bis zu zwei Meter in die Höhe schießen. Damit das Badevergnügen dennoch ungetrübt bleibt, werden die wuchernden Pflanzen regelmäßig entfernt.

BOKU sieht ungenutztes Potenzial

Doch die Pflanzen, die auf den ersten Blick gar lästig erscheinen, bergen ungenutztes Potenzial. So haben Forschende der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) entdeckt, dass sich die Makrophyten bestens zur Herstellung von Verpackungsmaterialien und für weitere Zwecke eignen. Geeignete Verfahren zur Nutzung dieses urbanen, nachwachsenden Rohstoffs – unter Beachtung der Prinzipien der "Green Chemistry" – für die Herstellung von abbaubarem Verpackungsmaterial, Einwegtellern oder -bechern haben Marco Beaumont und Armin Winter entwickelt. Dafür wurden die beiden Forscher vom Institut für Chemie nachwachsender Rohstoffe bereits mit dem Energy Globe Award Niederösterreich ausgezeichnet.

Drei-Jahres-Projekt untersucht Wasser- und Sumpfpflanzen

In den kommenden drei Jahren wollen sie gemeinsam mit ihrem Team im Rahmen des Projekts "InnoWAP" eine nachhaltige und dezentrale Verwertungsstrategie für die Nutzung lokal anfallender Wasserpflanzen im großen Maßstab entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei submerse Wasserpflanzen aus der Alten und Neuen Donau in Wien, aber auch emerse Sumpfpflanzen – insbesondere Schilf – vom Neusiedler See.

Allein in Wien werden jährlich rund 3.000 bis 4.000 Tonnen unter Wasser wachsender Pflanzen geerntet, die derzeit meist kompostiert werden. Zusätzlich fallen Biomassen aus Entkrautungsmaßnahmen zum Hochwasserschutz an. Da diese Pflanzen nur saisonal verfügbar sind und kurze Fasern besitzen, wird im Projekt auch langfaseriges Schilf untersucht – davon werden am Neusiedler See jährlich etwa 5.000 Tonnen geerntet, bei einem verfügbaren Gesamtpotenzial von bis zu 75.000 Tonnen. 

Projekt mit 1,15 Millionen Euro Förderung

Für das Projekt erhielten die Forschenden eine Förderung in der Höhe von 1,15 Millionen Euro vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI), die Abwicklung erfolgt über die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Beteiligt sind, neben der Stadt Wien, insgesamt neun Partner:innen: Flatz, NaKu, Lenzing AG, Berky und Lenzing Papier aus der Industrie, sowie BOKU, FOTEC, TU Graz und Wood K plus aus der Forschung. Gemeinsam arbeiten sie daran, Schilf und Wasserpflanzen zu Spezialpapieren, Textilfasern, Lebensmittelschalen und Verpackungsmaterial zu verarbeiten.

"Mit InnoWAP zeigen wir, dass ökologische Gewässerpflege und wirtschaftliche Nutzung Hand in Hand gehen können. Wir transformieren bisher ungenutzte Biomasse in wertvolle Ressourcen für die Kreislaufwirtschaft und reduzieren CO₂-Emissionen. Durch die nachhaltige Nutzung von Schilf und Wasserpflanzen revitalisieren wir wichtige Ökosysteme und schaffen gleichzeitig neue Wertschöpfungsketten und neue wirtschaftliche Möglichkeiten in Österreich", betont Projektleiter Marco Beaumont. 

Und Co-Projektleiter Armin Winter ergänzt: "Wasser- und Sumpfpflanzen sind ein unterschätzter Rohstoff. Mit InnoWAP machen wir sie für die Bioökonomie nutzbar und bringen Wissenschaft und Industrie zusammen, um nachhaltige Alternativen zu fossilen und holzbasierten Rohstoffen zu entwickeln. Indem wir Wasserpflanzen und Schilf in die Kreislaufwirtschaft integrieren, sichern wir langfristig regionale Rohstoffe und reduzieren Transport- und Entsorgungskosten."

www.boku.ac.at

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