Wie im Vorjahr markierte auch in diesem Jahr ein äußerst prominent besetzter Diskussionsabend im Palais Niederösterreich am Mittwoch den Auftakt der Wiener Elektro Tage 2025. Die offizielle Eröffnung erfolgte dann am Donnerstagmittag durch Stadträtin Barbara Novak und Veranstalter Thomas Beran (Porsche Media & Creative GmbH). Österreichs größtes E-Mobilitäts-Event läuft noch bis 28. September und präsentiert am Rathausplatz über 50 Modelle (erstmals auch Plug-in-Hybride) von 22 Herstellern, darunter zehn Österreich-Premieren (LEADERSNET berichtete). Die Veranstaltung möchte in ihrer mittlerweile fünften Auflage einmal mehr ein Zeichen für den Wandel hin zu einer klimafreundlichen Verkehrszukunft setzen. Da für Samstag und Sonntag schönes Wetter angesagt ist, dürfte es zu einem großen Ansturm kommen. Schließlich freuen sich reine Stromer und Plug-in-Hybride hierzulande immer größerer Beliebtheit.
Doch zurück zum VIP-Event, bei dem rund 300 geladene Gäste aus Wirtschaft, Forschung und Industrie Einblicke in die Zukunft der Mobilität erhielten und über Europas Rolle im globalen Wandel hin zu klimaneutralem Verkehr diskutierten. Unter dem Motto "Mobilität im Wandel: Ist Europa fit für die Zukunft" standen Fragen zu Rahmenbedingungen, Marktchancen und technologischen Entwicklungen im Fokus. Durch den Abend führte ORF-Moderator Stefan Lenglinger. Dieser konnte trotz einer kurzfristigen Absage von Mobilitätsminister Peter Hanke drei hochkarätige Speaker begrüßen – allen voran Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und Porsche-Chef. Für Hanke sprang Karin Tausz, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), ein. Den Anfang machte aber Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Holding Salzburg.
"Die Zukunft ist (langfristig) elektrisch"
In seiner Eröffnungsrede betonte Pötsch die zentrale Rolle der Autoindustrie für Europas Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. "Ja, die Zukunft der Mobilität ist langfristig elektrisch. Daran besteht kein Zweifel", so Pötsch. Die Übergangsphase dauere jedoch länger als bisher angenommen. Die Branche sei auf dem richtigen Weg: Das Angebot wachse, Fahrzeuge würden leistbarer und spielten eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung des Verkehrs.
Zugleich mahnte er realistische Zielsetzungen an: Der Weg zur CO₂-Neutralität bis 2035 müsse nicht neu definiert, sondern lediglich "neu kalibriert" werden – unter Berücksichtigung geopolitischer Entwicklungen, wirtschaftlicher Herausforderungen und gesellschaftlicher Interessen. Laut Pötsch demokratisiere die Branche E-Mobilität schrittweise, das Angebot werde breiter und preislich konkurrenzfähiger, während der Übergang von Verbrenner- zu Elektrofahrzeugen anspruchsvoll bleibe. Um die EU-Klimaziele 2035 zu erreichen, seien robuste Rahmenbedingungen nötig: ein einheitliches Ladenetz, flexible Regulierungen, Investitionen in Energie, Rohstoffe, Forschung und Ausbildung sowie der Abbau bürokratischer Hürden. Pötsch warnte vor geopolitischen Risiken, etwa in China und den USA, und rief zu stärkerem europäischen Zusammenhalt auf. Europa müsse strategisch kooperieren, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Volkswagen und die Industrie wollten aktiv an der Transformation mitwirken, die Elektromobilität bleibe das klare Zukunftsziel.
Infrastruktur und Vielfalt als Erfolgsfaktoren
Im Anschluss hob Karin Tausz die Bedeutung politischer Rahmenbedingungen und Infrastruktur hervor. Neben attraktiveren Modellen mit größerer Reichweite sei insbesondere der rasche Ausbau des Ladenetzes entscheidend für den Erfolg der E-Mobilität. Fortschritte gebe es zudem nicht nur bei Pkw, sondern auch bei Nutzfahrzeugen und in der Logistik. Zudem betonte Tausz, dass Mobilitätsminister Peter Hanke nach wie vor für ein Verbrenner-Aus im Jahr 2035 plädiere. Dies wäre für die Käufer:innen und die Autobauer besser, weil so Klarheit gegeben wäre. Das ständige Hin und Her würde nur auf beiden Seiten für Verunsicherung sorgen.
Volkswagen setzt auf Führungsrolle
Auf die Worte von Oliver Blume war das Publikum besonders gespannt. Das zeigte sich schon am Applaus, als er die Bühne betrat. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG befinde sich die Branche mitten in der größten Transformation ihrer Geschichte – geprägt von Elektromobilität, Software, Künstlicher Intelligenz, autonomem Fahren, verändertem Kundenverhalten und neuen Wettbewerbern. "Wir wollen diesen Wandel nicht nur mitgestalten, wir wollen ihn anführen", betonte Blume, und weiter: "Der Volkswagen-Konzern hat sich auf den Weg gemacht, der globale Technologie-Treiber der Autoindustrie zu werden."
Man habe in den letzten Jahren umfassend strategische Maßnahmen umgesetzt: Produkt- und Designstrategie geschärft, Softwareentwicklung neu aufgestellt, Batterie- und Technologiekompetenz ausgebaut, globale Märkte wie China und Nordamerika neu ausgerichtet und Nachhaltigkeit neu definiert. Dabei habe Volkswagen 75 Handlungsfelder identifiziert und Schritt für Schritt umgesetzt – begleitet von Restrukturierungen, Performance-Programmen und klarer globaler Strategie. Trotz widriger Rahmenbedingungen – geopolitische Unsicherheiten, verschärfte Regulierungen und verlangsamter Hochlauf der Elektromobilität – habe der Konzern bereits 60 neue Modelle auf den Markt gebracht und sei mit 28 Prozent Marktanteil bei vollelektrischen Fahrzeugen in Europa führend. Porsche sei mit 57 Prozent elektrifizierten Fahrzeugen Pionier der E-Mobilität.
Für 2026 kündigte Blume die "Electric Urban Car Family" unter den Marken Volkswagen, Cupra und Škoda mit Einstiegspreisen ab rund 25.000 Euro an. Seriennahe Modelle wurden kurz vor den Wiener Elektro Tagen auf der IAA Mobility in München vorgestellt (LEADERSNET berichtete). Zudem sollen ab 2026 weitere 20 neue Modelle folgen, ab 2028 werde die SSP-Plattform die nächste Generation rein elektrischer, volldigitaler und skalierbarer Fahrzeuge ermöglichen. Blume hob hervor, dass der Konzern mit Batteriefertigung in Salzgitter, Partnerschaften mit Xpeng in China und Rivian in den USA sowie innovativer Software-Architektur die Elektromobilität beschleunige.
Gleichzeitig mahnte Blume zu realistischer Erwartungshaltung: Es sei "nicht realistisch", dass Europa bereits ab 2035 ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße bringe – wie Hans Dieter Pötsch sei auch Blume von einem längeren Übergangszeitraum überzeugt. Er forderte flexible, innovationsfreundliche gesetzliche Rahmenbedingungen, Förderung alternativer Kraftstoffe und "Super Credits" für zusätzliche CO₂-Maßnahmen, um unterschiedliche Geschäftsmodelle – vom günstigen Einstiegsmodell bis zum Premiumsegment – zu berücksichtigen. Abschließend betonte Blume, dass Europa über die nötigen Menschen, Ideen und Unternehmen verfüge, um die Mobilität der Zukunft zu gestalten – Volkswagen sei bereit, diese aktiv als Partner, Gestalter und Umsetzer mitzugestalten.
Video-Interviews
Neben Oliver Blume, Maria Tausz und Hans Dieter Pötsch holte LEADERSNET.tv im Rahmen des VIP-Abends noch Markus Tatzer, GF, Moon Power GmbH, Wilfried Weitgasser, GF, & CDO Porsche Austria, Christian Pesau, GF, Verband Automobilimporteure Industriellenvereinigung, Markus Wildeis, Managing Director, Stellantis Austria, Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung, Porsche Holding Salzburg, Thomas Beran, Veranstalter, Wiener Elektrotage & Markenleiter, Audi Österreich, Miriam Walz, Brand Director, VWC vehicles & Head of Group Fleet, Porsche Holding, Alina Schulz, Head of Marketing & Product Management, Cupra & Seat Porsche Austria, Markus Stifter, Markenleiter, Škoda Österreich Porsche Austria, Martin Butollo, Country CEO Austria, Commerzbank AG, sowie Bernhard Geringer, Vorsitzender, ÖVK & Veranstalter, Internationales Wiener Motorensymposium, vor die Kamera.
Fotos vom VIP-Event am Mittwochabend sehen Sie hier, Eindrücke von der Eröffnung am Donnerstag können Sie sich hier machen.
www.wiener-elektrotage.at
www.porschemediacreative.com
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