Die Expert:innen von Gault&Millau haben sich erneut durch die heimischen Supermarktregale gekostet. Nachdem sie in diesem Jahr unter anderem bereits die besten Krapfen der Saison, Striezel, Nougatcreme, Tomaten-Ketchup, Olivenöl und Kürbiskernöl ihrer Testung unterzogen hatten, ging es bei der neuen Verkostung um die besten Marillenmarmeladen.
Probleme mit dem Begriff "Marmelade"
Gleich vorab stellt das Genussmagazin dabei klar, dass es offiziell gar nicht Marmelade heißen dürfe, denn laut der EU-Konfitürenverordnung 2004 ist der Begriff nur jenen Produkten vorbehalten, die aus Zitrusfrüchten bestehen – ein Anliegen der Brit:innen, das sich durchsetzte, obwohl diese längst nicht mehr in der EU sind. Allerdings wurde im Zuge der österreichischen "Konfitürenverordnung neu" eine Ausnahmeregelung erkämpft, laut der der Begriff Marmelade zumindest in lokalem Kontext verwendet werden darf – etwa auf Bauernmärkten oder auch bei selbst gemachten Produkten. Da, anders als in Deutschland, in Österreich nur die Wenigsten das Wort "Konfitüre" benutzen, greift Gault&Millau auf die Bezeichnung "Marmelade" zurück.
Merkmale einer guten Konfitüre bzw. Marmelade
Laut Gault&Millau gebe es ein schlüssiges Qualitätsmerkmal, das auf den Etiketten der Gläser abzulesen ist. Gemeint ist damit der Fruchtanteil. In Österreich schwankt dieser zwischen 45 und 75 Prozent. Ebenso in die Bewertung eingeflossen sind aber auch Optik, Konsistenz, Geruch und natürlich Geschmack.
© Gault&Millau/ Donat
Die Farbe sollte "fruchttypisch" sein, sprich weder künstlich hell noch bräunlich dunkel. Die Fruchtstücke sollten zudem gleichmäßig groß und zum Fruchtbett passend sein. Außerdem darf die Konsistenz weder zu flüssig noch zu kompakt sein, und beim Geschmack sowie Geruch geht es in erster Linie um die Marille. Entscheidend ist aber auch die Balance aus Säure und Süße, so die Expert:innen.
Gefragt nach ihren Lieblingsmarmeladen, antworteten fast alle Verkoster:innen "Die von der Oma" oder "Die von der Mama". Was bedeutet, dass sowohl ein hoher Fruchtanteil als auch ein natürliches Geschmacksbild von Bedeutung sind. Bestätigt wurde dies auch durch das sogenannte Pegel-Produkt, bei dessen Verkostung man sich auf die gewünschten Kriterien verständigt. Dieses stammte von Gault&Millau Herausgeberin Martina Hohenlohe selbst, die sich aufgrund einer Erkältung für die Testung entschuldigen musste.
34 Proben wurden verkostet. © Gault&Millau/ Donat
Das Ergebnis
Insgesamt wurden 34 Proben von Annette Fauma (Chefpatissière im SO Vienna), Julia Kilarski (Eigentümerin von Crème de la Crème), Jaimy Reisinger (selbstständige Patissière), Romana Fertl (Sensorikerin opensense.at), Karin Schnegdar (Gourmet-Journalistin Kronen Zeitung), den 3-Hauben-Köchinnen Theresia Palmetzhofer (Zur Palme) und Parvin Razavi (&flora), Koch Luca Presser (DasDrittl, das Doppler) sowie Derya Metzler und Bernhard Degen (Gault&Millau-Redaktion) verkostet. Einige der Produkte rochen dabei nach Apfelmus oder hatten heftige oder käsige Noten. Die besten sechs Marillenmarmeladen sind demnach:
- Marille Fruchtaufstrich von Wurm, gekauft bei gurkerl.at, Preis: 35,82 Euro/kg, Fruchtanteil: 68 Prozent
- Marille von Spar Premium, gekauft bei Spar, Preis: 15,16 Euro/kg, Fruchtanteil: 70 Prozent
- Marillen aus dem Weinviertel von Staud's, gekauft bei Spar, Preis: 21,96 Euro/kg, Fruchtanteil: 70 Prozent
- Marille reine Frucht von Staud's, gekauft bei Spar, Preis: 15,96 Euro/kg, Fruchtanteil: 60 Prozent
- Marille Fruchtaufstrich von Gourmet, gekauft bei Hofer, Preis: 5,96 Euro/kg, Fruchtanteil: 75 Prozent
- Aprikose Fruchtaufstrich von Penny, gekauft bei Penny, Preis: 4,42 Euro/kg, Fruchtanteil: 60 Prozent
www.gaultmillau.at
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