Editorial des Herausgebers
Und täglich grüßt das Cola für 5,20 Euro

| Wolfgang Zechner 
| 16.09.2025

Im letzten Newsletter habe ich in meinem Editorial die Frage gestellt, warum bei steigender Inflation reflexartig der Lebensmittelhandel an den Pranger gestellt wird, während die Gastronomie in aller Regel ungeschoren davonkommt. Die neuen Zahlen bestätigen diesen Befund eindrucksvoll.

Die Inflationsrate in Österreich lag im August laut Statistik Austria bei 4,1 Prozent. In Deutschland betrug die Teuerungsrate im selben Monat 2,2 Prozent. Und einer der Hauptpreistreiber ist einmal mehr nicht der Supermarkt ums Eck, sondern die Gastronomie. Die Preise in Restaurants und Hotels stiegen im Jahresvergleich um 6,1 Prozent. Im Juli waren es noch 5,8 Prozent. Die Richtung ist klar: Sie zeigt nach oben.

Natürlich ist es legitim, dass Lokale ihre Preise anpassen. Auch dort steigen Personal-, Energie- und Lieferkosten. Aber der öffentliche Fokus bleibt einseitig. Wenn der Preis für ein Kilogramm Tomaten im Regal steigt, ist das binnen Minuten eine Schlagzeile. Wenn der Häferlkaffee im Wiener Innenstadtcafé 7,50 Euro kostet, bleibt der (sozial)mediale Aufschrei aus. Und die 0,33-Liter-Cola für 5,20 Euro scheint mancherorts schon zur kulturellen Selbstverständlichkeit geworden zu sein.

Der Lebensmitteleinzelhandel steht unter permanenter Beobachtung – regulatorisch, medial, politisch. Dabei agiert er in einem knallharten Wettbewerb, mit wöchentlichen Aktionsschlachten und Margen, die oft überschaubar sind. Es ist daher höchste Zeit, das Narrativ zu erweitern. Wer über Inflation spricht, sollte auch über alle reden, die an der Preisschraube drehen und nicht nur über jene, die im Rampenlicht stehen.

Es geht nicht darum, Schuldige zu suchen. Sondern um Augenmaß, Fairness und um Ehrlichkeit in der Debatte.

Daniel Wailand
Sehr wissensbefreite Analyse.
Sie führen anscheinend keinen Gastronomiebetrieb, sonst wüssten Sie, dass die Gastronomie derzeit die Mehrkosten nur teilweise auf die Preise draufschlägt und sich keineswegs eine goldene Nase verdient.
Schade, dass hier ein Schuldiger gesucht wird und Fairness und Ehrlichkeit aufgrund fehlendem Wissen zu kurz kommen.

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