Wenige Wochen nach dem Terramar (den Testbericht können Sie hier nachlesen) haben wir nun den Cupra Leon Kombi mit identischem Antriebsstrang ausführlich unter die Lupe genommen. Optisch tritt der Cupra Leon SP Kombi VZ e-Hybrid deutlich dynamischer auf als ein VW Golf Variant oder Škoda Octavia Combi, mit denen er sich die Plattform teilt. Die tiefe Sitzposition vermittelt ein sportliches Gefühl, zugleich bietet der Kombi viel Platz auf allen fünf Sitzen. Auch der Kofferraum ist reise- und urlaubstauglich: Drei Erwachsene inklusive Urlaubsgepäck für mehrere Tage stellten keine Herausforderung dar. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen passt auch ein Fahrrad problemlos hinein.
Beim Testwagen handelte es sich um die stärkere Variante des Teilzeitstromers. Mit 272 PS Systemleistung (1,5-Liter-TSI 130 kW + Elektromotor 85 kW) könnte man einen kompakten Vollblutsportler erwarten. Tatsächlich fehlt dem Plug-in-Hybrid bei leerem Akku aber spürbar die Kraft, und auch bei vollem Akku fühlt sich der Vortrieb nicht ganz nach fast 300 PS an. Das darf man nicht falsch verstehen: Denn das Auto geht natürlich ordentlich vorwärts und hat stets ausreichend Kraft für flotte Überholmanöver oder einen souveränen Antritt am Beschleunigungsstreifen – doch der absolute Kick, den sich manch einer erwarten könnte, bleibt aus. Von einer "lahmen Ente" ist man aber meilenweit entfernt. Etwas Abhilfe schafft der Cupra-Modus, in dem der Leon aggressiver aufs Gas reagiert, schneller schaltet und sportlicher klingt. Alles in allem bleibt er jedoch auch hier eher ein souverän fahrbarer Allrounder als ein waschechter Performance-Kombi.
Sparsam auf der Langstrecke
Für viele Kund:innen, die sich für einen Teilzeitstromer interessieren, dürfte aber ohnehin die Effizienz mehr zählen als der reine Fahrspaß. Und diesbezüglich gibt sich dieses Modell keine Blöße. Auf einer 560 km langen Testfahrt zeigte der Leon seine effiziente Seite. Mit aufgeladener Batterie lag der Verbrauch bei 4,3 bis 4,5 Liter Super und rund 7 kWh auf 100 km, mit leerem Akku zwischen 5,9 bis 6,5 Liter auf 100 km. Bei der Rekuperation gibt es drei Stufen, die Automatische ist empfehlenswert. In dieser bremst der Kombi vor Kreisverkehren oder Ortseinfahrten selbstständig via Bremsenergierückgewinnung, lädt dabei die Batterie und stellt bei der anschließenden Beschleunigung ausreichend E-Power bereit, selbst wenn die Batterie eigentlich schon leer ist. Auf der Autobahn funktioniert das ebenso, was sich positiv auf den Langstreckenverbrauch auswirkt. Die Schnellladefähigkeit (DC 50 kW) macht den Plug-in-Hybrid deutlich alltagstauglicher als viele Wettbewerber. Und auch die seit dem Facelift deutlich größere Batterie verdient viel Lob. Versprochen werden bis zu 125 km rein elektrisch. Nach einer Vollladung zeigte der Cupra im Test eine elektrische Reichweite von 102 km an und diese haben wir tatsächlich erreicht. Wer also unter der Woche pro Tag nicht weiter als 100 km fährt, muss das Auto zwischendurch nicht einmal aufladen, um stets rein elektrisch unterwegs zu sein.
Bedienung und Assistenzsysteme
Im Cockpit setzt Leon SP Kombi auf eine fast knopflose Bedienung, was etwas Eingewöhnung erfordert, nach einiger Zeit aber gut funktioniert. Die Sprachsteuerung arbeitet brauchbar, aber nicht perfekt, ebenso die Verkehrszeichenerkennung. Am Lenkrad gibt es zum Glück haptische Tasten und keine Sensorfelder, was der intuitiven Bedienung sehr zugutekommt. Den sportlichen Anspruch unterstreichen der Start- und Fahrmodi-Knopf, die ebenfalls im Volant integriert sind. Der teilautonome Fahrassistent ist auf der Autobahn eine echte Erleichterung: Er hält souverän Spur und Abstand, beschleunigt und bremst harmonisch und funktioniert auch bei Regen tadellos. Die Lenkung ist präzise, das Fahrwerk sportlich, aber komfortabel, und die Bremsen vermitteln Sicherheit. Auf langen Strecken bleibt der Leon leise und stabil, was ihn zu einem angenehmen Begleiter macht.
Bei der Verarbeitung und den Materialien bewegt sich der Cupra auf gutem Klassenniveau. Als Highlights unter den verbauten Extras haben sich das satt klingende Sennheiser-Soundsystem, die hervorragenden LED-Matrix-Scheinwerfer mit fehlerfreier Abblendfunktion und das große Panoramaglasdach erwiesen. Letzteres lässt sich teilweise öffnen und kann mittels elektrischem Rollo verdunkelt werden.
Fazit
Der Cupra Leon SP Kombi VZ e-Hybrid ist ein ausgewogener Allrounder. Er kombiniert eine sportliche Sitzposition, ein dynamisches Erscheinungsbild, rund 100 km elektrische Reichweite und praktische Alltagstauglichkeit. Die Möglichkeit des Schnellladens hebt ihn positiv von vielen Mitbewerbern ab. Dank des Antriebs und der Karosserieform eignet sich das Modell auch für Flottenkunden und als Firmenauto im Außendienst, da es lange Strecken effizient bewältigt, viel Platz bietet und sich komfortabel sowie dynamisch fahren lässt. Wer volle Cupra-Emotionalität erwartet, muss jedoch zum reinen Benziner mit 333 PS und Allrad greifen – für alle anderen bleibt das getestete Modell ein praktischer, effizienter und sportlich gezeichneter Plug-in-Hybrid-Kombi, für den man mindestens 51.900 Euro auf den Tisch legen muss. Für den Testwagen mit Extras werden 58.116 Euro fällig.
Fotos vom Testauto sehen Sie in unserer Galerie.
www.cupraofficial.at
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